drauf stand die leuchtende Sonne und schimmerte auf die grüne Alp, und alle die blauen und gelben Blümchen darauf machten ihre Kelche auf und schauten ihr fröhlich entgegen. Heidi sprang hierhin und dorthin und jauchzte vor Freude, denn da waren ganze Trüppchen feiner, rother Himmels¬ schlüsselchen bei einander, und dort schimmerte es ganz blau von den schönen Enzianen, und überall lachten und nickten die zartblättrigen, goldenen Cystusröschen in der Sonne. Vor Entzücken über all den flimmernden, winkenden Blüm¬ chen vergaß Heidi sogar die Gaißen und auch den Peter. Es sprang ganze Strecken voran und dann auf die Seite, denn dort funkelte es roth und da gelb und lockte Heidi auf alle Seiten. Und überall brach Heidi ganze Schaaren von den Blumen und packte sie in sein Schürzchen ein, denn es wollte sie alle mit heim nehmen und in's Heu stecken in seiner Schlafkammer, daß es dort werde wie hier draußen. So hatte der Peter heut' nach allen Seiten zu gucken und seine kugelrunden Augen, die nicht besonders schnell hin- und hergingen, hatten mehr Arbeit, als der Peter gut bewältigen konnte, denn die Gaißen hatten es wie das Heidi, sie liefen auch dahin und dorthin und er mußte überallhin pfeifen und rufen und seine Ruthe schwin¬ gen, um wieder alle die Verlaufenen zusammenzutreiben.
"Wo bist du schon wieder, Heidi?" rief er jetzt mit ziemlich grimmiger Stimme.
"Da", tönte es von irgendwoher zurück. Sehen konnte
drauf ſtand die leuchtende Sonne und ſchimmerte auf die grüne Alp, und alle die blauen und gelben Blümchen darauf machten ihre Kelche auf und ſchauten ihr fröhlich entgegen. Heidi ſprang hierhin und dorthin und jauchzte vor Freude, denn da waren ganze Trüppchen feiner, rother Himmels¬ ſchlüſſelchen bei einander, und dort ſchimmerte es ganz blau von den ſchönen Enzianen, und überall lachten und nickten die zartblättrigen, goldenen Cyſtusröschen in der Sonne. Vor Entzücken über all den flimmernden, winkenden Blüm¬ chen vergaß Heidi ſogar die Gaißen und auch den Peter. Es ſprang ganze Strecken voran und dann auf die Seite, denn dort funkelte es roth und da gelb und lockte Heidi auf alle Seiten. Und überall brach Heidi ganze Schaaren von den Blumen und packte ſie in ſein Schürzchen ein, denn es wollte ſie alle mit heim nehmen und in's Heu ſtecken in ſeiner Schlafkammer, daß es dort werde wie hier draußen. So hatte der Peter heut' nach allen Seiten zu gucken und ſeine kugelrunden Augen, die nicht beſonders ſchnell hin- und hergingen, hatten mehr Arbeit, als der Peter gut bewältigen konnte, denn die Gaißen hatten es wie das Heidi, ſie liefen auch dahin und dorthin und er mußte überallhin pfeifen und rufen und ſeine Ruthe ſchwin¬ gen, um wieder alle die Verlaufenen zuſammenzutreiben.
„Wo biſt du ſchon wieder, Heidi?“ rief er jetzt mit ziemlich grimmiger Stimme.
„Da“, tönte es von irgendwoher zurück. Sehen konnte
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0044"n="34"/>
drauf ſtand die leuchtende Sonne und ſchimmerte auf die<lb/>
grüne Alp, und alle die blauen und gelben Blümchen darauf<lb/>
machten ihre Kelche auf und ſchauten ihr fröhlich entgegen.<lb/>
Heidi ſprang hierhin und dorthin und jauchzte vor Freude,<lb/>
denn da waren ganze Trüppchen feiner, rother Himmels¬<lb/>ſchlüſſelchen bei einander, und dort ſchimmerte es ganz blau<lb/>
von den ſchönen Enzianen, und überall lachten und nickten<lb/>
die zartblättrigen, goldenen Cyſtusröschen in der Sonne.<lb/>
Vor Entzücken über all den flimmernden, winkenden Blüm¬<lb/>
chen vergaß Heidi ſogar die Gaißen und auch den Peter.<lb/>
Es ſprang ganze Strecken voran und dann auf die Seite,<lb/>
denn dort funkelte es roth und da gelb und lockte Heidi<lb/>
auf alle Seiten. Und überall brach Heidi ganze Schaaren<lb/>
von den Blumen und packte ſie in ſein Schürzchen ein,<lb/>
denn es wollte ſie alle mit heim nehmen und in's Heu<lb/>ſtecken in ſeiner Schlafkammer, daß es dort werde wie hier<lb/>
draußen. So hatte der Peter heut' nach allen Seiten zu<lb/>
gucken und ſeine kugelrunden Augen, die nicht beſonders<lb/>ſchnell hin- und hergingen, hatten mehr Arbeit, als der<lb/>
Peter gut bewältigen konnte, denn die Gaißen hatten es<lb/>
wie das Heidi, ſie liefen auch dahin und dorthin und er<lb/>
mußte überallhin pfeifen und rufen und ſeine Ruthe ſchwin¬<lb/>
gen, um wieder alle die Verlaufenen zuſammenzutreiben.</p><lb/><p>„Wo biſt du ſchon wieder, Heidi?“ rief er jetzt mit<lb/>
ziemlich grimmiger Stimme.</p><lb/><p>„Da“, tönte es von irgendwoher zurück. Sehen konnte<lb/></p></div></body></text></TEI>
[34/0044]
drauf ſtand die leuchtende Sonne und ſchimmerte auf die
grüne Alp, und alle die blauen und gelben Blümchen darauf
machten ihre Kelche auf und ſchauten ihr fröhlich entgegen.
Heidi ſprang hierhin und dorthin und jauchzte vor Freude,
denn da waren ganze Trüppchen feiner, rother Himmels¬
ſchlüſſelchen bei einander, und dort ſchimmerte es ganz blau
von den ſchönen Enzianen, und überall lachten und nickten
die zartblättrigen, goldenen Cyſtusröschen in der Sonne.
Vor Entzücken über all den flimmernden, winkenden Blüm¬
chen vergaß Heidi ſogar die Gaißen und auch den Peter.
Es ſprang ganze Strecken voran und dann auf die Seite,
denn dort funkelte es roth und da gelb und lockte Heidi
auf alle Seiten. Und überall brach Heidi ganze Schaaren
von den Blumen und packte ſie in ſein Schürzchen ein,
denn es wollte ſie alle mit heim nehmen und in's Heu
ſtecken in ſeiner Schlafkammer, daß es dort werde wie hier
draußen. So hatte der Peter heut' nach allen Seiten zu
gucken und ſeine kugelrunden Augen, die nicht beſonders
ſchnell hin- und hergingen, hatten mehr Arbeit, als der
Peter gut bewältigen konnte, denn die Gaißen hatten es
wie das Heidi, ſie liefen auch dahin und dorthin und er
mußte überallhin pfeifen und rufen und ſeine Ruthe ſchwin¬
gen, um wieder alle die Verlaufenen zuſammenzutreiben.
„Wo biſt du ſchon wieder, Heidi?“ rief er jetzt mit
ziemlich grimmiger Stimme.
„Da“, tönte es von irgendwoher zurück. Sehen konnte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spyri_heidi_1880/44>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.