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Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.

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"So, meinst du? Wenn ich aber keine habe?" sagte
der Alte.

"O dann ist's gleich, Großvater", beruhigte Heidi,
"dann nimmt man wieder Heu zur Decke", und eilfertig
wollte es gleich wieder an den Heustock gehen, aber der
Großvater wehrte es ihm.

"Wart' einen Augenblick", sagte er, stieg die Leiter
hinab und ging an sein Lager hin. Dann kam er wieder
und legte einen großen, schweren, leinenen Sack auf den
Boden.

"Ist das nicht besser als Heu?" fragte er. Heidi zog
aus Leibeskräften an dem Sacke hin und her, um ihn
auseinanderzulegen, aber die kleinen Hände konnten das
schwere Zeug nicht bewältigen. Der Großvater half, und
wie es nun ausgebreitet auf dem Bette lag, da sah Alles
sehr gut und haltbar aus, und Heidi stand staunend vor
seinem neuen Lager und sagte: "Das ist eine prächtige
Decke und das ganze Bett! Jetzt wollt' ich, es wäre schon
Nacht, so könnte ich hinein liegen."

"Ich meine, wir könnten erst einmal etwas essen",
sagte der Großvater, "oder was meinst du?" Heidi hatte
über dem Eifer des Bettens alles Andere vergessen; nun
ihm aber der Gedanke an's Essen kam, stieg ein großer
Hunger in ihm auf, denn es hatte auch heute noch gar
Nichts bekommen, als früh am Morgen sein Stück Brod
und ein paar Schlücke dünnen Kaffee, und nachher hatte es

„So, meinſt du? Wenn ich aber keine habe?“ ſagte
der Alte.

„O dann iſt's gleich, Großvater“, beruhigte Heidi,
„dann nimmt man wieder Heu zur Decke“, und eilfertig
wollte es gleich wieder an den Heuſtock gehen, aber der
Großvater wehrte es ihm.

„Wart' einen Augenblick“, ſagte er, ſtieg die Leiter
hinab und ging an ſein Lager hin. Dann kam er wieder
und legte einen großen, ſchweren, leinenen Sack auf den
Boden.

„Iſt das nicht beſſer als Heu?“ fragte er. Heidi zog
aus Leibeskräften an dem Sacke hin und her, um ihn
auseinanderzulegen, aber die kleinen Hände konnten das
ſchwere Zeug nicht bewältigen. Der Großvater half, und
wie es nun ausgebreitet auf dem Bette lag, da ſah Alles
ſehr gut und haltbar aus, und Heidi ſtand ſtaunend vor
ſeinem neuen Lager und ſagte: „Das iſt eine prächtige
Decke und das ganze Bett! Jetzt wollt' ich, es wäre ſchon
Nacht, ſo könnte ich hinein liegen.“

„Ich meine, wir könnten erſt einmal etwas eſſen“,
ſagte der Großvater, „oder was meinſt du?“ Heidi hatte
über dem Eifer des Bettens alles Andere vergeſſen; nun
ihm aber der Gedanke an's Eſſen kam, ſtieg ein großer
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[24/0034] „So, meinſt du? Wenn ich aber keine habe?“ ſagte der Alte. „O dann iſt's gleich, Großvater“, beruhigte Heidi, „dann nimmt man wieder Heu zur Decke“, und eilfertig wollte es gleich wieder an den Heuſtock gehen, aber der Großvater wehrte es ihm. „Wart' einen Augenblick“, ſagte er, ſtieg die Leiter hinab und ging an ſein Lager hin. Dann kam er wieder und legte einen großen, ſchweren, leinenen Sack auf den Boden. „Iſt das nicht beſſer als Heu?“ fragte er. Heidi zog aus Leibeskräften an dem Sacke hin und her, um ihn auseinanderzulegen, aber die kleinen Hände konnten das ſchwere Zeug nicht bewältigen. Der Großvater half, und wie es nun ausgebreitet auf dem Bette lag, da ſah Alles ſehr gut und haltbar aus, und Heidi ſtand ſtaunend vor ſeinem neuen Lager und ſagte: „Das iſt eine prächtige Decke und das ganze Bett! Jetzt wollt' ich, es wäre ſchon Nacht, ſo könnte ich hinein liegen.“ „Ich meine, wir könnten erſt einmal etwas eſſen“, ſagte der Großvater, „oder was meinſt du?“ Heidi hatte über dem Eifer des Bettens alles Andere vergeſſen; nun ihm aber der Gedanke an's Eſſen kam, ſtieg ein großer Hunger in ihm auf, denn es hatte auch heute noch gar Nichts bekommen, als früh am Morgen ſein Stück Brod und ein paar Schlücke dünnen Kaffee, und nachher hatte es

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Zitationshilfe: Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spyri_heidi_1880/34>, abgerufen am 25.11.2024.