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Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.

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Noch an demselben Abend erklärte Herr Sesemann, als
er allein mit Fräulein Rottenmeier im Eßzimmer saß, um
allerlei häusliche Angelegenheiten mit ihr zu besprechen,
die Gespielin seiner Tochter werde im Hause bleiben; er
finde, das Kind sei in einem normalen Zustand und seine
Gesellschaft sei seiner Tochter sehr lieb und angenehmer, als
jede andere. "Ich wünsche daher", setzte Herr Sesemann
sehr bestimmt hinzu, "daß dieses Kind jederzeit durchaus
freundlich behandelt und seine Eigenthümlichkeiten nicht als
Vergehen betrachtet werden. Sollten Sie übrigens mit dem
Kinde nicht allein fertig werden, Fräulein Rottenmeier, so
ist ja eine gute Hülfe für Sie in Aussicht, da in nächster
Zeit meine Mutter zu ihrem längern Aufenthalt in mein
Haus kommt, und meine Mutter wird mit jedem Menschen
fertig, wie er sich auch anstelle, das wissen Sie ja wohl,
Fräulein Rottenmeier?"

"Ja wohl, das weiß ich, Herr Sesemann", entgegnete
die Dame, aber nicht mit dem Ausdruck der Erleichterung
im Hinblick auf die angezeigte Hülfe.

Herr Sesemann hatte dieß Mal nur eine kurze Zeit Ruhe
zu Hause; schon nach vierzehn Tagen riefen ihn seine Ge¬
schäfte wieder nach Paris, und er tröstete sein Töchterchen,
das mit der nahen Abreise nicht einverstanden war, mit
der Aussicht auf die baldige Ankunft der Großmama, die
schon nach einigen Tagen erwartet werden konnte.

Kaum war auch Herr Sesemann abgereist, als schon

Noch an demſelben Abend erklärte Herr Seſemann, als
er allein mit Fräulein Rottenmeier im Eßzimmer ſaß, um
allerlei häusliche Angelegenheiten mit ihr zu beſprechen,
die Geſpielin ſeiner Tochter werde im Hauſe bleiben; er
finde, das Kind ſei in einem normalen Zuſtand und ſeine
Geſellſchaft ſei ſeiner Tochter ſehr lieb und angenehmer, als
jede andere. „Ich wünſche daher“, ſetzte Herr Seſemann
ſehr beſtimmt hinzu, „daß dieſes Kind jederzeit durchaus
freundlich behandelt und ſeine Eigenthümlichkeiten nicht als
Vergehen betrachtet werden. Sollten Sie übrigens mit dem
Kinde nicht allein fertig werden, Fräulein Rottenmeier, ſo
iſt ja eine gute Hülfe für Sie in Ausſicht, da in nächſter
Zeit meine Mutter zu ihrem längern Aufenthalt in mein
Haus kommt, und meine Mutter wird mit jedem Menſchen
fertig, wie er ſich auch anſtelle, das wiſſen Sie ja wohl,
Fräulein Rottenmeier?“

„Ja wohl, das weiß ich, Herr Seſemann“, entgegnete
die Dame, aber nicht mit dem Ausdruck der Erleichterung
im Hinblick auf die angezeigte Hülfe.

Herr Seſemann hatte dieß Mal nur eine kurze Zeit Ruhe
zu Hauſe; ſchon nach vierzehn Tagen riefen ihn ſeine Ge¬
ſchäfte wieder nach Paris, und er tröſtete ſein Töchterchen,
das mit der nahen Abreiſe nicht einverſtanden war, mit
der Ausſicht auf die baldige Ankunft der Großmama, die
ſchon nach einigen Tagen erwartet werden konnte.

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[148/0158] Noch an demſelben Abend erklärte Herr Seſemann, als er allein mit Fräulein Rottenmeier im Eßzimmer ſaß, um allerlei häusliche Angelegenheiten mit ihr zu beſprechen, die Geſpielin ſeiner Tochter werde im Hauſe bleiben; er finde, das Kind ſei in einem normalen Zuſtand und ſeine Geſellſchaft ſei ſeiner Tochter ſehr lieb und angenehmer, als jede andere. „Ich wünſche daher“, ſetzte Herr Seſemann ſehr beſtimmt hinzu, „daß dieſes Kind jederzeit durchaus freundlich behandelt und ſeine Eigenthümlichkeiten nicht als Vergehen betrachtet werden. Sollten Sie übrigens mit dem Kinde nicht allein fertig werden, Fräulein Rottenmeier, ſo iſt ja eine gute Hülfe für Sie in Ausſicht, da in nächſter Zeit meine Mutter zu ihrem längern Aufenthalt in mein Haus kommt, und meine Mutter wird mit jedem Menſchen fertig, wie er ſich auch anſtelle, das wiſſen Sie ja wohl, Fräulein Rottenmeier?“ „Ja wohl, das weiß ich, Herr Seſemann“, entgegnete die Dame, aber nicht mit dem Ausdruck der Erleichterung im Hinblick auf die angezeigte Hülfe. Herr Seſemann hatte dieß Mal nur eine kurze Zeit Ruhe zu Hauſe; ſchon nach vierzehn Tagen riefen ihn ſeine Ge¬ ſchäfte wieder nach Paris, und er tröſtete ſein Töchterchen, das mit der nahen Abreiſe nicht einverſtanden war, mit der Ausſicht auf die baldige Ankunft der Großmama, die ſchon nach einigen Tagen erwartet werden konnte. Kaum war auch Herr Seſemann abgereiſt, als ſchon

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Zitationshilfe: Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spyri_heidi_1880/158>, abgerufen am 23.11.2024.