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Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.

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grüßte Heidi freundlich, machte auch ein viel vergnügteres
Gesicht, als sonst gewöhnlich, denn sie sah voraus, daß heute
wieder allerlei Neues geschehen würde. Das Frühstück ging
nun ohne Störung vor sich; Heidi aß ganz anständig sein
Butterbrod, und wie Alles zu Ende war, wurde Klara
wieder in's Studierzimmer hinübergerollt und Heidi wurde
von Fräulein Rottenmeier angewiesen, nachzufolgen und bei
Klara zu bleiben, bis der Herr Candidat kommen würde,
um die Unterrichtsstunden zu beginnen. Als die beiden
Kinder allein waren, sagte Heidi sogleich: "Wie kann man
hinaussehen hier und ganz hinunter auf den Boden?"

"Man macht ein Fenster auf und guckt hinaus", ant¬
wortete Klara belustigt.

"Man kann diese Fenster nicht aufmachen", versetzte
Heidi traurig.

"Doch, doch", versicherte Klara, "nur du noch nicht,
und ich kann dir auch nicht helfen, aber wenn du einmal
den Sebastian siehst, so macht er dir schon eines auf."

Das war eine große Erleichterung für Heidi, zu wissen,
daß man doch die Fenster öffnen und hinausschauen könne,
denn noch war es ganz unter dem Druck des Gefangen¬
seins von seinem Zimmer her. Klara fing nun an, Heidi
zu fragen, wie es bei ihm zu Hause sei, und Heidi erzählte
mit Freuden von der Alm und den Gaißen und der Weide
und Allem, was ihm lieb war.

Unterdessen war der Herr Candidat angekommen; aber

grüßte Heidi freundlich, machte auch ein viel vergnügteres
Geſicht, als ſonſt gewöhnlich, denn ſie ſah voraus, daß heute
wieder allerlei Neues geſchehen würde. Das Frühſtück ging
nun ohne Störung vor ſich; Heidi aß ganz anſtändig ſein
Butterbrod, und wie Alles zu Ende war, wurde Klara
wieder in's Studierzimmer hinübergerollt und Heidi wurde
von Fräulein Rottenmeier angewieſen, nachzufolgen und bei
Klara zu bleiben, bis der Herr Candidat kommen würde,
um die Unterrichtsſtunden zu beginnen. Als die beiden
Kinder allein waren, ſagte Heidi ſogleich: „Wie kann man
hinausſehen hier und ganz hinunter auf den Boden?“

„Man macht ein Fenſter auf und guckt hinaus“, ant¬
wortete Klara beluſtigt.

„Man kann dieſe Fenſter nicht aufmachen“, verſetzte
Heidi traurig.

„Doch, doch“, verſicherte Klara, „nur du noch nicht,
und ich kann dir auch nicht helfen, aber wenn du einmal
den Sebaſtian ſiehſt, ſo macht er dir ſchon eines auf.“

Das war eine große Erleichterung für Heidi, zu wiſſen,
daß man doch die Fenſter öffnen und hinausſchauen könne,
denn noch war es ganz unter dem Druck des Gefangen¬
ſeins von ſeinem Zimmer her. Klara fing nun an, Heidi
zu fragen, wie es bei ihm zu Hauſe ſei, und Heidi erzählte
mit Freuden von der Alm und den Gaißen und der Weide
und Allem, was ihm lieb war.

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[105/0115] grüßte Heidi freundlich, machte auch ein viel vergnügteres Geſicht, als ſonſt gewöhnlich, denn ſie ſah voraus, daß heute wieder allerlei Neues geſchehen würde. Das Frühſtück ging nun ohne Störung vor ſich; Heidi aß ganz anſtändig ſein Butterbrod, und wie Alles zu Ende war, wurde Klara wieder in's Studierzimmer hinübergerollt und Heidi wurde von Fräulein Rottenmeier angewieſen, nachzufolgen und bei Klara zu bleiben, bis der Herr Candidat kommen würde, um die Unterrichtsſtunden zu beginnen. Als die beiden Kinder allein waren, ſagte Heidi ſogleich: „Wie kann man hinausſehen hier und ganz hinunter auf den Boden?“ „Man macht ein Fenſter auf und guckt hinaus“, ant¬ wortete Klara beluſtigt. „Man kann dieſe Fenſter nicht aufmachen“, verſetzte Heidi traurig. „Doch, doch“, verſicherte Klara, „nur du noch nicht, und ich kann dir auch nicht helfen, aber wenn du einmal den Sebaſtian ſiehſt, ſo macht er dir ſchon eines auf.“ Das war eine große Erleichterung für Heidi, zu wiſſen, daß man doch die Fenſter öffnen und hinausſchauen könne, denn noch war es ganz unter dem Druck des Gefangen¬ ſeins von ſeinem Zimmer her. Klara fing nun an, Heidi zu fragen, wie es bei ihm zu Hauſe ſei, und Heidi erzählte mit Freuden von der Alm und den Gaißen und der Weide und Allem, was ihm lieb war. Unterdeſſen war der Herr Candidat angekommen; aber

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Zitationshilfe: Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spyri_heidi_1880/115>, abgerufen am 25.11.2024.