Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793.[Spaltenumbruch]
Oenothera. die Pflanzen aber einige Wochen lang geblühet hatten, fand ichin allen Blumen Saft. 3. Ob man gleich glauben sollte, daß der Safttropfen gegen 4. Zu den mancherley Absichten, welche die Natur bey Her- Oenothera. nern Winkel, weil sie sich insgesamt bemühen, eine aufrechteStellung zu erhalten. Nun sollte der aufrechtstehende, und mit dem Stengel oder Zweige einen sehr spitzen Winkel machende Fruchtknoten eine Nachtblume tragen, welche von einem Nacht- insekt befruchtet werden sollte. Diese mußte also eine Saftblume seyn. Ferner mußte die Krone derselben von ansehnlicher Grösse seyn, weil sie sonst in der Dunkelheit der Nacht dem Insekt we- niger in die Augen fallen würde. Sie konnte also nicht unmit- telbar auf dem Fruchtknoten sitzen, sondern der Kelch mußte eine lange Röhre haben, deren oberstes Ende, weil der Fruchtknoten mit dem Stengel oder Zweige einen, obgleich sehr spitzen, Winkel macht, von demselben weiter absteht, als ihre Basis. Und da- mit die Krone noch grösser seyn könnte, so mußte sie nicht völlig aufrecht, sondern ein wenig horizontal stehen. Wegen dieser Stellung ist die Blume ein wenig irregulär. Denn die Fila- mente krümmen sich nicht auf eine reguläre Art gegen den Grif- fel, als ihre gemeinschaftliche Axe, sondern gegen die untere Seite der Krone, und die beiden obersten stehen am meisten von einander ab, wahrscheinlich, damit das Insekt desto bequemer zum Saft gelangen könne. Die Krone mußte ferner hell gefärbt seyn; denn dunkelgefärbt würde sie dem Insekt nicht in die Augen fallen. Sie ist also blaßgelb. Ein Saftmal endlich konnte die Blume nicht haben, weil dasselbe in der Dunkelheit der Nacht entweder, wenn es von heller Farbe wäre, gegen die Farbe der Krone nicht abstechen, oder, wenn es von dunkler Farbe wäre, nicht bemerkt werden würde. 5. Medikus will an der Oenothera diejenige Erscheinung [Spaltenumbruch]
Oenothera. die Pflanzen aber einige Wochen lang gebluͤhet hatten, fand ichin allen Blumen Saft. 3. Ob man gleich glauben ſollte, daß der Safttropfen gegen 4. Zu den mancherley Abſichten, welche die Natur bey Her- Oenothera. nern Winkel, weil ſie ſich insgeſamt bemuͤhen, eine aufrechteStellung zu erhalten. Nun ſollte der aufrechtſtehende, und mit dem Stengel oder Zweige einen ſehr ſpitzen Winkel machende Fruchtknoten eine Nachtblume tragen, welche von einem Nacht- inſekt befruchtet werden ſollte. Dieſe mußte alſo eine Saftblume ſeyn. Ferner mußte die Krone derſelben von anſehnlicher Groͤſſe ſeyn, weil ſie ſonſt in der Dunkelheit der Nacht dem Inſekt we- niger in die Augen fallen wuͤrde. Sie konnte alſo nicht unmit- telbar auf dem Fruchtknoten ſitzen, ſondern der Kelch mußte eine lange Roͤhre haben, deren oberſtes Ende, weil der Fruchtknoten mit dem Stengel oder Zweige einen, obgleich ſehr ſpitzen, Winkel macht, von demſelben weiter abſteht, als ihre Baſis. Und da- mit die Krone noch groͤſſer ſeyn koͤnnte, ſo mußte ſie nicht voͤllig aufrecht, ſondern ein wenig horizontal ſtehen. Wegen dieſer Stellung iſt die Blume ein wenig irregulaͤr. Denn die Fila- mente kruͤmmen ſich nicht auf eine regulaͤre Art gegen den Grif- fel, als ihre gemeinſchaftliche Axe, ſondern gegen die untere Seite der Krone, und die beiden oberſten ſtehen am meiſten von einander ab, wahrſcheinlich, damit das Inſekt deſto bequemer zum Saft gelangen koͤnne. Die Krone mußte ferner hell gefaͤrbt ſeyn; denn dunkelgefaͤrbt wuͤrde ſie dem Inſekt nicht in die Augen fallen. Sie iſt alſo blaßgelb. Ein Saftmal endlich konnte die Blume nicht haben, weil daſſelbe in der Dunkelheit der Nacht entweder, wenn es von heller Farbe waͤre, gegen die Farbe der Krone nicht abſtechen, oder, wenn es von dunkler Farbe waͤre, nicht bemerkt werden wuͤrde. 5. 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Aus dieſen beiden Abſich-<lb/> ten laͤßt ſich Vieles, was die Struktur der Pflanze und der Blu-<lb/> men betrifft, erklaͤren. Der Stengel und ſeine Zweige mußten<lb/> aufrecht ſtehen, und eine anſehnliche Hoͤhe erreichen, weil die<lb/> Samenkoͤrner vom Winde deſto weiter fortgeworfen werden koͤn-<lb/> nen, je weiter die Samenkapſeln von der Oberflaͤche der Erde ent-<lb/> fernt ſind. Auch mußten ſie ſtark und ſteif ſeyn, weil ein ſchwa-<lb/> cher Stengel auch von einem ſchwachen Winde erſchuͤttert und hin<lb/> und her bewegt werden kann. Ferner mußten die Samenkapſeln<lb/> an den Stengel und die Zweige unmittelbar befeſtigt ſeyn, und<lb/> eben ſo, wie dieſe, eine aufrechte Stellung haben. Denn wenn<lb/> ſie auf Stielen ſaͤßen, ſo wuͤrden ſie dieſelben, wenn dieſe gleich<lb/> aufrecht ſtaͤnden, durch ihr Gewicht leicht umbiegen, und auch<lb/> von einem ſchwachen Winde leicht hin und her bewegt werden.<lb/> Je weniger ſie aber aufrecht ſtuͤnden, deſto leichter wuͤrden auch<lb/> die Samenkoͤrner herausfallen, und durch einen ſchwachen Wind<lb/> herausgeworfen werden, deſto naͤher wuͤrden ſie alſo um die Mut-<lb/> terpflanze herum auf den Erdboden fallen. Daß es kein Zufall<lb/> ſey, daß die Kapſeln aufrecht ſtehen, ſieht man an Stengeln,<lb/> welche der Wind auf die Erde niedergeworfen hat. Denn die<lb/> Kapſeln ſchmiegen ſich nicht dicht an dieſelben, wie an die aufrecht-<lb/> ſtehenden, ſondern machen mit denſelben einen groͤſſern oder klei-<lb/><cb n="220"/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Oenothera.</hi></fw><lb/> nern Winkel, weil ſie ſich insgeſamt bemuͤhen, eine aufrechte<lb/> Stellung zu erhalten. 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Denn die Fila-<lb/> mente kruͤmmen ſich nicht auf eine regulaͤre Art gegen den Grif-<lb/> fel, als ihre gemeinſchaftliche Axe, ſondern gegen die untere<lb/> Seite der Krone, und die beiden oberſten ſtehen am meiſten von<lb/> einander ab, wahrſcheinlich, damit das Inſekt deſto bequemer<lb/> zum Saft gelangen koͤnne. Die Krone mußte ferner hell gefaͤrbt<lb/> ſeyn; denn dunkelgefaͤrbt wuͤrde ſie dem Inſekt nicht in die Augen<lb/> fallen. Sie iſt alſo blaßgelb. Ein Saftmal endlich konnte die<lb/> Blume nicht haben, weil daſſelbe in der Dunkelheit der Nacht<lb/> entweder, wenn es von heller Farbe waͤre, gegen die Farbe der<lb/> Krone nicht abſtechen, oder, wenn es von dunkler Farbe waͤre,<lb/> nicht bemerkt werden wuͤrde.</p><lb/> <p>5. <hi rendition="#g">Medikus</hi> will an der <hi rendition="#aq">Oenothera</hi> diejenige Erſcheinung<lb/> bemerkt haben, welche er das Wandern des Piſtills zu den Staub-<lb/> gefaͤßen nennt. Wann es mit dieſer Bemerkung ſeine Nichtigkeit<lb/> hat, ſo wird die Blume auf eine mechaniſche Art befruchtet. Daß<lb/> er ſich aber hier eben ſo, als bey der <hi rendition="#aq">Paſſiflora,</hi> geirrt habe, und<lb/> daß hier an keine mechaniſche Befruchtungsart zu denken ſey, folgt<lb/> daraus, daß auch bey dieſer Blume die maͤnnlich-weibliche Dicho-<lb/> gamie Statt findet. Sie bricht des Abends um 6 oder 7 Uhr<lb/> auf, und bluͤhet zwey Naͤchte. Sobald ſie aufgebrochen iſt, ſind<lb/> die Antheren ſchon voller Staub; die vier Theile aber, aus wel-<lb/> chen das Stigma beſteht, liegen noch dicht an einander. Da<lb/> nun die innere Seite derſelben das eigentliche Stigma iſt, ſo iſt<lb/> noch kein Stigma vorhanden. Dieſe Geſtalt behaͤlt daſſelbe die<lb/> ganze erſte Nacht hindurch, und noch am folgenden Morgen.<lb/> Hierauf faͤngt es an ſich nach und nach von einander zu begeben,<lb/> ſo daß es in der zweyten Nacht voͤllig offen ſteht. Die Antheren<lb/> aber ſind alsdenn welk und unanſehnlich. Die mechaniſche Be-<lb/> fruchtung kann alſo allenfalls in der zweyten Nacht, wenn die<lb/> Antheren alsdenn noch Staub haben, keinesweges aber in der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[122]/0122]
Oenothera.
Oenothera.
die Pflanzen aber einige Wochen lang gebluͤhet hatten, fand ich
in allen Blumen Saft.
3. Ob man gleich glauben ſollte, daß der Safttropfen gegen
den Regen nicht geſichert ſey, ſo bemerkte ich doch am 20. July
1789 Vormittags das Gegentheil. Es regnete anhaltend und
ſtark. Dennoch fand ich in der Oeffnung der Kelchroͤhre keinen
Regentropfen. Zwiſchen den Staubgefaͤßen und den Kronenblaͤt-
tern, und zwiſchen dem Stigma und den Kronenblaͤttern ſaßen
Regentropfen genug. Sobald ich aber die Pflanzen erſchuͤtterte,
ſo fielen dieſelben ſogleich aus den Blumen heraus. Die Kronen-
blaͤtter haben alſo wenig Anziehungskraft, als wenn ſie mit Oel
uͤberzogen waͤren, wie die Kronenblaͤtter des Ranunculus. Folg-
lich koͤnnen die auf die Blumen gefallenen Regentropfen, wenn
es aufgehoͤrt hat zu regnen, nicht lange haften, ſondern werden
vom Winde bald wieder herausgeworfen.
4. Zu den mancherley Abſichten, welche die Natur bey Her-
vorbringung dieſer Pflanze vor Augen gehabt haben mag, gehoͤ-
ren auch die zwey folgenden. Erſtens ſollten die Samenkoͤrner
aus den Kapſeln nicht herausfallen, ſondern durch den Wind,
und zwar durch einen ſtarken Wind herausgeworfen, und weit
und breit ausgeſtreuet werden, weil ſie nicht mit einem Fluͤgel,
oder einer Haarkrone verſehen ſind, daß ſie auch ein ſchwacher
Wind weit fortfuͤhren koͤnnte. Zweytens ſollen die Blumen von
einem Nachtinſekt befruchtet werden. Aus dieſen beiden Abſich-
ten laͤßt ſich Vieles, was die Struktur der Pflanze und der Blu-
men betrifft, erklaͤren. Der Stengel und ſeine Zweige mußten
aufrecht ſtehen, und eine anſehnliche Hoͤhe erreichen, weil die
Samenkoͤrner vom Winde deſto weiter fortgeworfen werden koͤn-
nen, je weiter die Samenkapſeln von der Oberflaͤche der Erde ent-
fernt ſind. Auch mußten ſie ſtark und ſteif ſeyn, weil ein ſchwa-
cher Stengel auch von einem ſchwachen Winde erſchuͤttert und hin
und her bewegt werden kann. Ferner mußten die Samenkapſeln
an den Stengel und die Zweige unmittelbar befeſtigt ſeyn, und
eben ſo, wie dieſe, eine aufrechte Stellung haben. Denn wenn
ſie auf Stielen ſaͤßen, ſo wuͤrden ſie dieſelben, wenn dieſe gleich
aufrecht ſtaͤnden, durch ihr Gewicht leicht umbiegen, und auch
von einem ſchwachen Winde leicht hin und her bewegt werden.
Je weniger ſie aber aufrecht ſtuͤnden, deſto leichter wuͤrden auch
die Samenkoͤrner herausfallen, und durch einen ſchwachen Wind
herausgeworfen werden, deſto naͤher wuͤrden ſie alſo um die Mut-
terpflanze herum auf den Erdboden fallen. Daß es kein Zufall
ſey, daß die Kapſeln aufrecht ſtehen, ſieht man an Stengeln,
welche der Wind auf die Erde niedergeworfen hat. Denn die
Kapſeln ſchmiegen ſich nicht dicht an dieſelben, wie an die aufrecht-
ſtehenden, ſondern machen mit denſelben einen groͤſſern oder klei-
nern Winkel, weil ſie ſich insgeſamt bemuͤhen, eine aufrechte
Stellung zu erhalten. Nun ſollte der aufrechtſtehende, und mit
dem Stengel oder Zweige einen ſehr ſpitzen Winkel machende
Fruchtknoten eine Nachtblume tragen, welche von einem Nacht-
inſekt befruchtet werden ſollte. Dieſe mußte alſo eine Saftblume
ſeyn. Ferner mußte die Krone derſelben von anſehnlicher Groͤſſe
ſeyn, weil ſie ſonſt in der Dunkelheit der Nacht dem Inſekt we-
niger in die Augen fallen wuͤrde. Sie konnte alſo nicht unmit-
telbar auf dem Fruchtknoten ſitzen, ſondern der Kelch mußte eine
lange Roͤhre haben, deren oberſtes Ende, weil der Fruchtknoten
mit dem Stengel oder Zweige einen, obgleich ſehr ſpitzen, Winkel
macht, von demſelben weiter abſteht, als ihre Baſis. Und da-
mit die Krone noch groͤſſer ſeyn koͤnnte, ſo mußte ſie nicht voͤllig
aufrecht, ſondern ein wenig horizontal ſtehen. Wegen dieſer
Stellung iſt die Blume ein wenig irregulaͤr. Denn die Fila-
mente kruͤmmen ſich nicht auf eine regulaͤre Art gegen den Grif-
fel, als ihre gemeinſchaftliche Axe, ſondern gegen die untere
Seite der Krone, und die beiden oberſten ſtehen am meiſten von
einander ab, wahrſcheinlich, damit das Inſekt deſto bequemer
zum Saft gelangen koͤnne. Die Krone mußte ferner hell gefaͤrbt
ſeyn; denn dunkelgefaͤrbt wuͤrde ſie dem Inſekt nicht in die Augen
fallen. Sie iſt alſo blaßgelb. Ein Saftmal endlich konnte die
Blume nicht haben, weil daſſelbe in der Dunkelheit der Nacht
entweder, wenn es von heller Farbe waͤre, gegen die Farbe der
Krone nicht abſtechen, oder, wenn es von dunkler Farbe waͤre,
nicht bemerkt werden wuͤrde.
5. Medikus will an der Oenothera diejenige Erſcheinung
bemerkt haben, welche er das Wandern des Piſtills zu den Staub-
gefaͤßen nennt. Wann es mit dieſer Bemerkung ſeine Nichtigkeit
hat, ſo wird die Blume auf eine mechaniſche Art befruchtet. Daß
er ſich aber hier eben ſo, als bey der Paſſiflora, geirrt habe, und
daß hier an keine mechaniſche Befruchtungsart zu denken ſey, folgt
daraus, daß auch bey dieſer Blume die maͤnnlich-weibliche Dicho-
gamie Statt findet. Sie bricht des Abends um 6 oder 7 Uhr
auf, und bluͤhet zwey Naͤchte. Sobald ſie aufgebrochen iſt, ſind
die Antheren ſchon voller Staub; die vier Theile aber, aus wel-
chen das Stigma beſteht, liegen noch dicht an einander. Da
nun die innere Seite derſelben das eigentliche Stigma iſt, ſo iſt
noch kein Stigma vorhanden. Dieſe Geſtalt behaͤlt daſſelbe die
ganze erſte Nacht hindurch, und noch am folgenden Morgen.
Hierauf faͤngt es an ſich nach und nach von einander zu begeben,
ſo daß es in der zweyten Nacht voͤllig offen ſteht. Die Antheren
aber ſind alsdenn welk und unanſehnlich. Die mechaniſche Be-
fruchtung kann alſo allenfalls in der zweyten Nacht, wenn die
Antheren alsdenn noch Staub haben, keinesweges aber in der
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