Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877.Feigenblätter das Wappen unseres Hauses, das doch sonst nirgends fehlt, mit rother Farbe gemalt und auch unsere schöne Devise: Abstine anzubringen nicht versäumt habe. Diese künstlerische Ausstattung hat mir am nächsten Morgen von Seite des Oheims eine Strafpredigt mit Belegstellen aus der heiligen Schrift eingetragen, der heute beim Frühstück eine zweite mit Hundegeheul gefolgt ist, da ich während derselben das Hündchen der Tante in den Schweif kniff, das aus Treue gegen seine Herrin, deren Leibesumfang sich in den letzten Jahren verdoppelt hat, auch nicht mehr länger mager sein wollte und sich aus Liebe zu ihr fett gefressen hat. Der Oheim las nämlich die eingelaufenen Briefe und war über einen derselben so ergrimmt, dass er ihn in der Faust zerknitterte. Die Tante studierte die Theaternachrichten in den Blättern und nun spielte folgende kleine Scene: Die Tante (erschreckt): Es ist entsetzlich! Der Oheim (ergrimmt): Wieder ein Angriff auf die Kirche? Feigenblätter das Wappen unseres Hauses, das doch sonst nirgends fehlt, mit rother Farbe gemalt und auch unsere schöne Devise: Abstine anzubringen nicht versäumt habe. Diese künstlerische Ausstattung hat mir am nächsten Morgen von Seite des Oheims eine Strafpredigt mit Belegstellen aus der heiligen Schrift eingetragen, der heute beim Frühstück eine zweite mit Hundegeheul gefolgt ist, da ich während derselben das Hündchen der Tante in den Schweif kniff, das aus Treue gegen seine Herrin, deren Leibesumfang sich in den letzten Jahren verdoppelt hat, auch nicht mehr länger mager sein wollte und sich aus Liebe zu ihr fett gefressen hat. Der Oheim las nämlich die eingelaufenen Briefe und war über einen derselben so ergrimmt, dass er ihn in der Faust zerknitterte. Die Tante studierte die Theaternachrichten in den Blättern und nun spielte folgende kleine Scene: Die Tante (erschreckt): Es ist entsetzlich! Der Oheim (ergrimmt): Wieder ein Angriff auf die Kirche? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0007" n="5"/> Feigenblätter das Wappen unseres Hauses, das doch sonst nirgends fehlt, mit rother Farbe gemalt und auch unsere schöne Devise: <hi rendition="#i">Abstine</hi> anzubringen nicht versäumt habe. Diese künstlerische Ausstattung hat mir am nächsten Morgen von Seite des Oheims eine Strafpredigt mit Belegstellen aus der heiligen Schrift eingetragen, der heute beim Frühstück eine zweite mit Hundegeheul gefolgt ist, da ich während derselben das Hündchen der Tante in den Schweif kniff, das aus Treue gegen seine Herrin, deren Leibesumfang sich in den letzten Jahren verdoppelt hat, auch nicht mehr länger mager sein wollte und sich aus Liebe zu ihr fett gefressen hat. Der Oheim las nämlich die eingelaufenen Briefe und war über einen derselben so ergrimmt, dass er ihn in der Faust zerknitterte. Die Tante studierte die Theaternachrichten in den Blättern und nun spielte folgende kleine Scene:</p> <p><hi rendition="#g">Die Tante</hi> (erschreckt): Es ist entsetzlich!</p> <p><hi rendition="#g">Der Oheim</hi> (ergrimmt): Wieder ein Angriff auf die Kirche?</p> </div> </body> </text> </TEI> [5/0007]
Feigenblätter das Wappen unseres Hauses, das doch sonst nirgends fehlt, mit rother Farbe gemalt und auch unsere schöne Devise: Abstine anzubringen nicht versäumt habe. Diese künstlerische Ausstattung hat mir am nächsten Morgen von Seite des Oheims eine Strafpredigt mit Belegstellen aus der heiligen Schrift eingetragen, der heute beim Frühstück eine zweite mit Hundegeheul gefolgt ist, da ich während derselben das Hündchen der Tante in den Schweif kniff, das aus Treue gegen seine Herrin, deren Leibesumfang sich in den letzten Jahren verdoppelt hat, auch nicht mehr länger mager sein wollte und sich aus Liebe zu ihr fett gefressen hat. Der Oheim las nämlich die eingelaufenen Briefe und war über einen derselben so ergrimmt, dass er ihn in der Faust zerknitterte. Die Tante studierte die Theaternachrichten in den Blättern und nun spielte folgende kleine Scene:
Die Tante (erschreckt): Es ist entsetzlich!
Der Oheim (ergrimmt): Wieder ein Angriff auf die Kirche?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |