Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877.möge Tobias heiraten. Durch diesen Rath schien nun die Quartierfrage allerdings erledigt zu sein, nur hatte Tobias noch ein kleines Bedenken. Er habe nämlich gehört, dass die erwähnte Braut schon sieben Männern vermälet worden, die alle gestorben seien, und zwar solle diese, einem On dit zu Folge, ein böser Geist getödtet haben. Der Engel aber erklärte dem jungen unerfahrenen Reisenden dieses räthselhafte Vorkommniss in sehr einfacher Weise. Der Teufel habe nämlich nach den ihm eingeräumten Machtbefugnissen nur über Diejenigen Gewalt "die ihrer Wollust also pflegen, wie ein Pferd und Maulesel, die keinen Verstand haben". Tobias aber möge sich, um ganz sicher zu gehen, seiner Braut durch drei Tage enthalten und dafür in der Brautnacht die Fischleber anzünden, durch deren Dampf der böse Geist, der wahrscheinlich schwach auf der Brust war, und jenen daher nicht vertragen konnte, vertrieben werden würde. Erst nach drei der Enthaltsamkeit gewidmeten Nächten möge er sich seiner jungen Frau nähern, aber auch da nur als ganz harmloser simpler Kinderfreund, möge Tobias heiraten. Durch diesen Rath schien nun die Quartierfrage allerdings erledigt zu sein, nur hatte Tobias noch ein kleines Bedenken. Er habe nämlich gehört, dass die erwähnte Braut schon sieben Männern vermälet worden, die alle gestorben seien, und zwar solle diese, einem On dit zu Folge, ein böser Geist getödtet haben. Der Engel aber erklärte dem jungen unerfahrenen Reisenden dieses räthselhafte Vorkommniss in sehr einfacher Weise. Der Teufel habe nämlich nach den ihm eingeräumten Machtbefugnissen nur über Diejenigen Gewalt »die ihrer Wollust also pflegen, wie ein Pferd und Maulesel, die keinen Verstand haben«. Tobias aber möge sich, um ganz sicher zu gehen, seiner Braut durch drei Tage enthalten und dafür in der Brautnacht die Fischleber anzünden, durch deren Dampf der böse Geist, der wahrscheinlich schwach auf der Brust war, und jenen daher nicht vertragen konnte, vertrieben werden würde. Erst nach drei der Enthaltsamkeit gewidmeten Nächten möge er sich seiner jungen Frau nähern, aber auch da nur als ganz harmloser simpler Kinderfreund, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0061" n="59"/> möge Tobias heiraten. Durch diesen Rath schien nun die Quartierfrage allerdings erledigt zu sein, nur hatte Tobias noch ein kleines Bedenken. Er habe nämlich gehört, dass die erwähnte Braut schon sieben Männern vermälet worden, die alle gestorben seien, und zwar solle diese, einem On dit zu Folge, ein böser Geist getödtet haben. Der Engel aber erklärte dem jungen unerfahrenen Reisenden dieses räthselhafte Vorkommniss in sehr einfacher Weise. Der Teufel habe nämlich nach den ihm eingeräumten Machtbefugnissen nur über Diejenigen Gewalt »die ihrer Wollust also pflegen, wie ein Pferd und Maulesel, die keinen Verstand haben«. Tobias aber möge sich, um ganz sicher zu gehen, seiner Braut durch drei Tage enthalten und dafür in der Brautnacht die Fischleber anzünden, durch deren Dampf der böse Geist, der wahrscheinlich schwach auf der Brust war, und jenen daher nicht vertragen konnte, vertrieben werden würde. Erst nach drei der Enthaltsamkeit gewidmeten Nächten möge er sich seiner jungen Frau nähern, aber auch da nur als ganz harmloser simpler Kinderfreund, </p> </div> </body> </text> </TEI> [59/0061]
möge Tobias heiraten. Durch diesen Rath schien nun die Quartierfrage allerdings erledigt zu sein, nur hatte Tobias noch ein kleines Bedenken. Er habe nämlich gehört, dass die erwähnte Braut schon sieben Männern vermälet worden, die alle gestorben seien, und zwar solle diese, einem On dit zu Folge, ein böser Geist getödtet haben. Der Engel aber erklärte dem jungen unerfahrenen Reisenden dieses räthselhafte Vorkommniss in sehr einfacher Weise. Der Teufel habe nämlich nach den ihm eingeräumten Machtbefugnissen nur über Diejenigen Gewalt »die ihrer Wollust also pflegen, wie ein Pferd und Maulesel, die keinen Verstand haben«. Tobias aber möge sich, um ganz sicher zu gehen, seiner Braut durch drei Tage enthalten und dafür in der Brautnacht die Fischleber anzünden, durch deren Dampf der böse Geist, der wahrscheinlich schwach auf der Brust war, und jenen daher nicht vertragen konnte, vertrieben werden würde. Erst nach drei der Enthaltsamkeit gewidmeten Nächten möge er sich seiner jungen Frau nähern, aber auch da nur als ganz harmloser simpler Kinderfreund,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |