Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877.an demselben trüge, zu weit entfernt von ihrem Herzen wäre. Sie sind ein Spötter, und nicht einmal für den heiligen Vater empfinden Sie Verehrung! Ich hätte keine Verehrung für den Pabst, rief ich, indem ich stille stand und die Blicke sehnsuchtsvoll nach dem Bilde desselben an ihrem Busen richtete. O, wie ich ihn liebe, den heiligen Vater, welchen Perlenglanz er verbreitet, wie rührend er emporblickt der Gefangene des Vatican, wie sein leises Beben mein Mitgefühl hervorruft, ach ich muss ihn küssen, und dabei küsste ich, mich niederbeugend, das Bild mit einer Inbrunst, mit der gewiss noch nie das Bild eines Pabstes geküsst worden ist. Sie wehrte nicht diesem Ausbruche meines religiösen Fanatismus, und ich arrondirte das Gebiet, das sie meinen Lippen freigegeben hatte; indem einige meiner Küsse von dem Bilde ab auf den Busen glitten, aber da diese unter päbstlicher Flagge segelten, die die Ladung deckte, ward Monica sie nicht gewahr. an demselben trüge, zu weit entfernt von ihrem Herzen wäre. Sie sind ein Spötter, und nicht einmal für den heiligen Vater empfinden Sie Verehrung! Ich hätte keine Verehrung für den Pabst, rief ich, indem ich stille stand und die Blicke sehnsuchtsvoll nach dem Bilde desselben an ihrem Busen richtete. O, wie ich ihn liebe, den heiligen Vater, welchen Perlenglanz er verbreitet, wie rührend er emporblickt der Gefangene des Vatican, wie sein leises Beben mein Mitgefühl hervorruft, ach ich muss ihn küssen, und dabei küsste ich, mich niederbeugend, das Bild mit einer Inbrunst, mit der gewiss noch nie das Bild eines Pabstes geküsst worden ist. Sie wehrte nicht diesem Ausbruche meines religiösen Fanatismus, und ich arrondirte das Gebiet, das sie meinen Lippen freigegeben hatte; indem einige meiner Küsse von dem Bilde ab auf den Busen glitten, aber da diese unter päbstlicher Flagge segelten, die die Ladung deckte, ward Monica sie nicht gewahr. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0052" n="50"/> an demselben trüge, zu weit entfernt von ihrem Herzen wäre.</p> <p>Sie sind ein Spötter, und nicht einmal für den heiligen Vater empfinden Sie Verehrung!</p> <p>Ich hätte keine Verehrung für den Pabst, rief ich, indem ich stille stand und die Blicke sehnsuchtsvoll nach dem Bilde desselben an ihrem Busen richtete. O, wie ich ihn liebe, den heiligen Vater, welchen Perlenglanz er verbreitet, wie rührend er emporblickt der Gefangene des Vatican, wie sein leises Beben mein Mitgefühl hervorruft, ach ich muss ihn küssen, und dabei küsste ich, mich niederbeugend, das Bild mit einer Inbrunst, mit der gewiss noch nie das Bild eines Pabstes geküsst worden ist. Sie wehrte nicht diesem Ausbruche meines religiösen Fanatismus, und ich arrondirte das Gebiet, das sie meinen Lippen freigegeben hatte; indem einige meiner Küsse von dem Bilde ab auf den Busen glitten, aber da diese unter päbstlicher Flagge segelten, die die Ladung deckte, ward Monica sie nicht gewahr.</p> </div> </body> </text> </TEI> [50/0052]
an demselben trüge, zu weit entfernt von ihrem Herzen wäre.
Sie sind ein Spötter, und nicht einmal für den heiligen Vater empfinden Sie Verehrung!
Ich hätte keine Verehrung für den Pabst, rief ich, indem ich stille stand und die Blicke sehnsuchtsvoll nach dem Bilde desselben an ihrem Busen richtete. O, wie ich ihn liebe, den heiligen Vater, welchen Perlenglanz er verbreitet, wie rührend er emporblickt der Gefangene des Vatican, wie sein leises Beben mein Mitgefühl hervorruft, ach ich muss ihn küssen, und dabei küsste ich, mich niederbeugend, das Bild mit einer Inbrunst, mit der gewiss noch nie das Bild eines Pabstes geküsst worden ist. Sie wehrte nicht diesem Ausbruche meines religiösen Fanatismus, und ich arrondirte das Gebiet, das sie meinen Lippen freigegeben hatte; indem einige meiner Küsse von dem Bilde ab auf den Busen glitten, aber da diese unter päbstlicher Flagge segelten, die die Ladung deckte, ward Monica sie nicht gewahr.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |