Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

verschieden, um zu sehen, ob sie erschrecken würde. Allein ich nahm nur eine ernste Miene an und schüttelte mehrere Male den Kopf. Sie öffnete ein wenig die schwellenden Lippen, zeigte mir die weissen Zähne und stiess dann ein herziges kleines Jesus! aus. Nachdem sie so die Ceremonien des Erschreckens erfüllt hatte, fragte sie:

Er ist doch nicht ernstlich krank?

Das nicht, aber er hat in die Leistungsfähigkeit seines Magens grössere Erwartungen gesetzt, als dieser leider zu erfüllen vermochte.

Wie können Sie eine Braut so erschrecken?

Sie sind auch in der That ganz bleich geworden, Fräulein Monica.

Obwohl sie sich aber keiner Seelenangst bewusst war, die ihrem Teint in der von mir angedeuteten Weise hätte schaden können, stellte sie sich wenigstens als glaube sie daran.

Das ist auch leicht erklärlich, wenn Sie mich so boshaft ängstigen. Warum necken Sie mich übrigens so mit meinem Bräutigam, Herr Graf?

Glauben Sie, Fräulein Monica, dass Sie ihn lieben?

verschieden, um zu sehen, ob sie erschrecken würde. Allein ich nahm nur eine ernste Miene an und schüttelte mehrere Male den Kopf. Sie öffnete ein wenig die schwellenden Lippen, zeigte mir die weissen Zähne und stiess dann ein herziges kleines Jesus! aus. Nachdem sie so die Ceremonien des Erschreckens erfüllt hatte, fragte sie:

Er ist doch nicht ernstlich krank?

Das nicht, aber er hat in die Leistungsfähigkeit seines Magens grössere Erwartungen gesetzt, als dieser leider zu erfüllen vermochte.

Wie können Sie eine Braut so erschrecken?

Sie sind auch in der That ganz bleich geworden, Fräulein Monica.

Obwohl sie sich aber keiner Seelenangst bewusst war, die ihrem Teint in der von mir angedeuteten Weise hätte schaden können, stellte sie sich wenigstens als glaube sie daran.

Das ist auch leicht erklärlich, wenn Sie mich so boshaft ängstigen. Warum necken Sie mich übrigens so mit meinem Bräutigam, Herr Graf?

Glauben Sie, Fräulein Monica, dass Sie ihn lieben?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0045" n="43"/>
verschieden, um zu sehen, ob sie erschrecken würde. Allein ich nahm nur eine ernste Miene an und schüttelte mehrere Male den Kopf. Sie öffnete ein wenig die schwellenden Lippen, zeigte mir die weissen Zähne und stiess dann ein herziges kleines Jesus! aus. Nachdem sie so die Ceremonien des Erschreckens erfüllt hatte, fragte sie:</p>
        <p>Er ist doch nicht ernstlich krank?</p>
        <p>Das nicht, aber er hat in die Leistungsfähigkeit seines Magens grössere Erwartungen gesetzt, als dieser leider zu erfüllen vermochte.</p>
        <p>Wie können Sie eine Braut so erschrecken?</p>
        <p>Sie sind auch in der That ganz bleich geworden, Fräulein Monica.</p>
        <p>Obwohl sie sich aber keiner Seelenangst bewusst war, die ihrem Teint in der von mir angedeuteten Weise hätte schaden können, stellte sie sich wenigstens als glaube sie daran.</p>
        <p>Das ist auch leicht erklärlich, wenn Sie mich so boshaft ängstigen. Warum necken Sie mich übrigens so mit meinem Bräutigam, Herr Graf?</p>
        <p>Glauben Sie, Fräulein Monica, dass Sie ihn lieben?</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0045] verschieden, um zu sehen, ob sie erschrecken würde. Allein ich nahm nur eine ernste Miene an und schüttelte mehrere Male den Kopf. Sie öffnete ein wenig die schwellenden Lippen, zeigte mir die weissen Zähne und stiess dann ein herziges kleines Jesus! aus. Nachdem sie so die Ceremonien des Erschreckens erfüllt hatte, fragte sie: Er ist doch nicht ernstlich krank? Das nicht, aber er hat in die Leistungsfähigkeit seines Magens grössere Erwartungen gesetzt, als dieser leider zu erfüllen vermochte. Wie können Sie eine Braut so erschrecken? Sie sind auch in der That ganz bleich geworden, Fräulein Monica. Obwohl sie sich aber keiner Seelenangst bewusst war, die ihrem Teint in der von mir angedeuteten Weise hätte schaden können, stellte sie sich wenigstens als glaube sie daran. Das ist auch leicht erklärlich, wenn Sie mich so boshaft ängstigen. Warum necken Sie mich übrigens so mit meinem Bräutigam, Herr Graf? Glauben Sie, Fräulein Monica, dass Sie ihn lieben?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spitzer_herrenrecht_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spitzer_herrenrecht_1877/45
Zitationshilfe: Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spitzer_herrenrecht_1877/45>, abgerufen am 22.12.2024.