Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877.Ich hörte den Sand unter leichten Frauenschritten knistern, das Rauschen eines Kleides, ich wandte den Kopf um nach der Braut Severins und sah meine schöne Heilige aus der Dorfkirche. Sie näherte sich langsam und mit einem Lächeln, das mir einen starken Beigeschmack von Resignation zu haben schien, ihrem Bräutigam, der seine hässlichen Hände auf ihre schönen Schultern legte und sie dann auf den blonden Scheitel küsste. Ich setzte meine Hoffnung auf den grossen Haushund, der um ihn herumschlich, er werde ihn in die Waden beissen, aber dieser roch den Gesinnungsgenossen, und nachdem er ihn eine Weile beschnuppert hatte, legte er sich beruhigt in die Sonne. Als ihr Severin meinen Namen genannt und ich mich verbeugt hatte, neigte sie zum Grusse ihren Kopf und schlug dann die grossen dunkeln Augen zu mir auf. Ich reichte ihr die Hand, in die sie ein wenig zögernd ihre kleine, ach, gefühllose Hand legte. Ich drückte diese etwas stärker und behielt sie länger als sich für eine erste Begrüssung ziemte. Sie wandte sich erröthend nach Severin um, der aber Ich hörte den Sand unter leichten Frauenschritten knistern, das Rauschen eines Kleides, ich wandte den Kopf um nach der Braut Severins und sah meine schöne Heilige aus der Dorfkirche. Sie näherte sich langsam und mit einem Lächeln, das mir einen starken Beigeschmack von Resignation zu haben schien, ihrem Bräutigam, der seine hässlichen Hände auf ihre schönen Schultern legte und sie dann auf den blonden Scheitel küsste. Ich setzte meine Hoffnung auf den grossen Haushund, der um ihn herumschlich, er werde ihn in die Waden beissen, aber dieser roch den Gesinnungsgenossen, und nachdem er ihn eine Weile beschnuppert hatte, legte er sich beruhigt in die Sonne. Als ihr Severin meinen Namen genannt und ich mich verbeugt hatte, neigte sie zum Grusse ihren Kopf und schlug dann die grossen dunkeln Augen zu mir auf. Ich reichte ihr die Hand, in die sie ein wenig zögernd ihre kleine, ach, gefühllose Hand legte. Ich drückte diese etwas stärker und behielt sie länger als sich für eine erste Begrüssung ziemte. Sie wandte sich erröthend nach Severin um, der aber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0031" n="29"/> <p>Ich hörte den Sand unter leichten Frauenschritten knistern, das Rauschen eines Kleides, ich wandte den Kopf um nach der Braut Severins und sah meine schöne Heilige aus der Dorfkirche. Sie näherte sich langsam und mit einem Lächeln, das mir einen starken Beigeschmack von Resignation zu haben schien, ihrem Bräutigam, der seine hässlichen Hände auf ihre schönen Schultern legte und sie dann auf den blonden Scheitel küsste. Ich setzte meine Hoffnung auf den grossen Haushund, der um ihn herumschlich, er werde ihn in die Waden beissen, aber dieser roch den Gesinnungsgenossen, und nachdem er ihn eine Weile beschnuppert hatte, legte er sich beruhigt in die Sonne. Als ihr Severin meinen Namen genannt und ich mich verbeugt hatte, neigte sie zum Grusse ihren Kopf und schlug dann die grossen dunkeln Augen zu mir auf. Ich reichte ihr die Hand, in die sie ein wenig zögernd ihre kleine, ach, gefühllose Hand legte. Ich drückte diese etwas stärker und behielt sie länger als sich für eine erste Begrüssung ziemte. Sie wandte sich erröthend nach Severin um, der aber </p> </div> </body> </text> </TEI> [29/0031]
Ich hörte den Sand unter leichten Frauenschritten knistern, das Rauschen eines Kleides, ich wandte den Kopf um nach der Braut Severins und sah meine schöne Heilige aus der Dorfkirche. Sie näherte sich langsam und mit einem Lächeln, das mir einen starken Beigeschmack von Resignation zu haben schien, ihrem Bräutigam, der seine hässlichen Hände auf ihre schönen Schultern legte und sie dann auf den blonden Scheitel küsste. Ich setzte meine Hoffnung auf den grossen Haushund, der um ihn herumschlich, er werde ihn in die Waden beissen, aber dieser roch den Gesinnungsgenossen, und nachdem er ihn eine Weile beschnuppert hatte, legte er sich beruhigt in die Sonne. Als ihr Severin meinen Namen genannt und ich mich verbeugt hatte, neigte sie zum Grusse ihren Kopf und schlug dann die grossen dunkeln Augen zu mir auf. Ich reichte ihr die Hand, in die sie ein wenig zögernd ihre kleine, ach, gefühllose Hand legte. Ich drückte diese etwas stärker und behielt sie länger als sich für eine erste Begrüssung ziemte. Sie wandte sich erröthend nach Severin um, der aber
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