Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

Trauer-Brieffe.
Was wilt du allzufrüh
Dich in die Grufft, und Sarg und Baare legen.

ARIA.
Nein; mein Heiland heist mich sterben,
Schatz und Kind zu guter Nacht!
Jch soll nun den Himmel erben,
JEsus kommt, es ist vollbracht.
Lasset euer banges Klagen/
Lernt das Creutz gedultig tragen,
Stellet euer Seuffzen ein,
GOtt wird euer Vater seyn.
Dort in Zions frohen Höhen
Sollet ihr mich wieder sehen,
JEsus kommt, es ist vollbracht!
Schatz und Kind zu guter Nacht!
Choral sub fine.
GOtt Lob! die Stund ist kommen, da ich werd
aufgenommen etc.
Trauer-Zeilen,
Bey Beerdiaung eines Freundes der Welt-Weißheit/ als sel-
biger jähling und unvermuthet an einem Schlag-Fluß
gestorben.
Elende Sterblichkeit! ach! alles ist verlohren,
Der Mensch, der arme Mensch, wird ja zum
Tod gebohren!
Sein Leben ist ein Schaum, der jäh und plötzlich
weicht,
Bevor er sich kaum recht dem Augen-Lichte zeigt.
Er ist ein blosses Nichts, ein Nichts der schnöden
Erden,
Und

Trauer-Brieffe.
Was wilt du allzufruͤh
Dich in die Grufft, und Sarg und Baare legen.

ARIA.
Nein; mein Heiland heiſt mich ſterben,
Schatz und Kind zu guter Nacht!
Jch ſoll nun den Himmel erben,
JEſus kommt, es iſt vollbracht.
Laſſet euer banges Klagen/
Lernt das Creutz gedultig tragen,
Stellet euer Seuffzen ein,
GOtt wird euer Vater ſeyn.
Dort in Zions frohen Hoͤhen
Sollet ihr mich wieder ſehen,
JEſus kommt, es iſt vollbracht!
Schatz und Kind zu guter Nacht!
Choral ſub fine.
GOtt Lob! die Stund iſt kommen, da ich werd
aufgenommen ꝛc.
Trauer-Zeilen,
Bey Beerdiaung eines Freundes der Welt-Weißheit/ als ſel-
biger jaͤhling und unvermuthet an einem Schlag-Fluß
geſtorben.
Elende Sterblichkeit! ach! alles iſt verlohren,
Der Menſch, der arme Menſch, wird ja zum
Tod gebohren!
Sein Leben iſt ein Schaum, der jaͤh und ploͤtzlich
weicht,
Bevor er ſich kaum recht dem Augen-Lichte zeigt.
Er iſt ein bloſſes Nichts, ein Nichts der ſchnoͤden
Erden,
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="5">
                <pb facs="#f0097" n="77"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Trauer-Brieffe.</hi> </fw><lb/>
                <l>Was wilt du allzufru&#x0364;h</l><lb/>
                <l>Dich in die Grufft, und Sarg und Baare legen.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="6">
                <head> <hi rendition="#aq">ARIA.</hi> </head><lb/>
                <l>Nein; mein Heiland hei&#x017F;t mich &#x017F;terben,</l><lb/>
                <l>Schatz und Kind zu guter Nacht!</l><lb/>
                <l>Jch &#x017F;oll nun den Himmel erben,</l><lb/>
                <l>JE&#x017F;us kommt, es i&#x017F;t vollbracht.</l><lb/>
                <l>La&#x017F;&#x017F;et euer banges Klagen/</l><lb/>
                <l>Lernt das Creutz gedultig tragen,</l><lb/>
                <l>Stellet euer Seuffzen ein,</l><lb/>
                <l>GOtt wird euer Vater &#x017F;eyn.</l><lb/>
                <l>Dort in Zions frohen Ho&#x0364;hen</l><lb/>
                <l>Sollet ihr mich wieder &#x017F;ehen,</l><lb/>
                <l>JE&#x017F;us kommt, es i&#x017F;t vollbracht!</l><lb/>
                <l>Schatz und Kind zu guter Nacht!</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="7">
                <head> <hi rendition="#aq">Choral &#x017F;ub fine.</hi> </head><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">GOtt Lob! die Stund i&#x017F;t kommen, da ich werd</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">aufgenommen &#xA75B;c.</hi> </l>
              </lg>
            </lg><lb/>
            <lg type="poem">
              <head><hi rendition="#b">Trauer-Zeilen,</hi><lb/>
Bey Beerdiaung eines Freundes der Welt-Weißheit/ als &#x017F;el-<lb/>
biger ja&#x0364;hling und unvermuthet an einem Schlag-Fluß<lb/>
ge&#x017F;torben.</head><lb/>
              <l><hi rendition="#in">E</hi>lende Sterblichkeit! ach! alles i&#x017F;t verlohren,</l><lb/>
              <l>Der Men&#x017F;ch, der arme Men&#x017F;ch, wird ja zum</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Tod gebohren!</hi> </l><lb/>
              <l>Sein Leben i&#x017F;t ein Schaum, der ja&#x0364;h und plo&#x0364;tzlich</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">weicht,</hi> </l><lb/>
              <l>Bevor er &#x017F;ich kaum recht dem Augen-Lichte zeigt.</l><lb/>
              <l>Er i&#x017F;t ein blo&#x017F;&#x017F;es Nichts, ein Nichts der &#x017F;chno&#x0364;den</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Erden,</hi> </l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0097] Trauer-Brieffe. Was wilt du allzufruͤh Dich in die Grufft, und Sarg und Baare legen. ARIA. Nein; mein Heiland heiſt mich ſterben, Schatz und Kind zu guter Nacht! Jch ſoll nun den Himmel erben, JEſus kommt, es iſt vollbracht. Laſſet euer banges Klagen/ Lernt das Creutz gedultig tragen, Stellet euer Seuffzen ein, GOtt wird euer Vater ſeyn. Dort in Zions frohen Hoͤhen Sollet ihr mich wieder ſehen, JEſus kommt, es iſt vollbracht! Schatz und Kind zu guter Nacht! Choral ſub fine. GOtt Lob! die Stund iſt kommen, da ich werd aufgenommen ꝛc. Trauer-Zeilen, Bey Beerdiaung eines Freundes der Welt-Weißheit/ als ſel- biger jaͤhling und unvermuthet an einem Schlag-Fluß geſtorben. Elende Sterblichkeit! ach! alles iſt verlohren, Der Menſch, der arme Menſch, wird ja zum Tod gebohren! Sein Leben iſt ein Schaum, der jaͤh und ploͤtzlich weicht, Bevor er ſich kaum recht dem Augen-Lichte zeigt. Er iſt ein bloſſes Nichts, ein Nichts der ſchnoͤden Erden, Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/97
Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/97>, abgerufen am 24.11.2024.