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Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

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Glückwünschungs-Schreiben.
Der Storch vom Aplischen Pallast
Hat sich den festen Schluß gefaßt,
Er will es redlich mit dir meinen,
Und bey dem Hochzeit-Fest erscheinen.
Er bringt den rechten Hochzeit-Lohn,
Freund! eine Tochter oder Sohn.
Sein Flügel weiß sehr hoch zu steigen,
Und listig in das Nest zu schleichen,
Versorge ihn nur nach Gebühr,
Er ist dir gar ein artig Thier.
So erndte mit dem Jungfer Mühmgen,
Die allerschönsten Hochzeit-Blümgen.
Lebt glücklich in der neuen Eh,
So flieht das unvergnügte Weh,
So wird auch balde in der Wiegen
Ein kleiner lieber N. N. liegen.
Dergleichen/
An einen Wittwer, als er sich glücklich verheyrathet. Jm
Nahmen eines andern.
Grosser Freund! so lobt mein Kiel dein gerecht
beglückt Verfahren.
So will Dich des Himmels Schluß mit der frömm-
sten Gattin paaren.
Jtzo scheint die Freuden-Sonne, itzo bricht ihr
Strahl empor.
Auf! ermuntre deine Sinnen, reiß den bangen
Wittwer-Flohr.
Was nützt dir die Einsamkeit, was nützt die be-
trübte Zelle,
Jtzo mindert deinen Schmertz der getreuste Schlaf-
Geselle,
Ey so laß das schnöde Trauren, und verwirff den
bangen Schmertz,
Lie-
Gluͤckwuͤnſchungs-Schreiben.
Der Storch vom Apliſchen Pallaſt
Hat ſich den feſten Schluß gefaßt,
Er will es redlich mit dir meinen,
Und bey dem Hochzeit-Feſt erſcheinen.
Er bringt den rechten Hochzeit-Lohn,
Freund! eine Tochter oder Sohn.
Sein Fluͤgel weiß ſehr hoch zu ſteigen,
Und liſtig in das Neſt zu ſchleichen,
Verſorge ihn nur nach Gebuͤhr,
Er iſt dir gar ein artig Thier.
So erndte mit dem Jungfer Muͤhmgen,
Die allerſchoͤnſten Hochzeit-Bluͤmgen.
Lebt gluͤcklich in der neuen Eh,
So flieht das unvergnuͤgte Weh,
So wird auch balde in der Wiegen
Ein kleiner lieber N. N. liegen.
Dergleichen/
An einen Wittwer, als er ſich gluͤcklich verheyrathet. Jm
Nahmen eines andern.
Groſſer Freund! ſo lobt mein Kiel dein gerecht
begluͤckt Verfahren.
So will Dich des Himmels Schluß mit der froͤm̃-
ſten Gattin paaren.
Jtzo ſcheint die Freuden-Sonne, itzo bricht ihr
Strahl empor.
Auf! ermuntre deine Sinnen, reiß den bangen
Wittwer-Flohr.
Was nuͤtzt dir die Einſamkeit, was nuͤtzt die be-
truͤbte Zelle,
Jtzo mindert deinen Schmertz der getreuſte Schlaf-
Geſelle,
Ey ſo laß das ſchnoͤde Trauren, und verwirff den
bangen Schmertz,
Lie-
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[52/0072] Gluͤckwuͤnſchungs-Schreiben. Der Storch vom Apliſchen Pallaſt Hat ſich den feſten Schluß gefaßt, Er will es redlich mit dir meinen, Und bey dem Hochzeit-Feſt erſcheinen. Er bringt den rechten Hochzeit-Lohn, Freund! eine Tochter oder Sohn. Sein Fluͤgel weiß ſehr hoch zu ſteigen, Und liſtig in das Neſt zu ſchleichen, Verſorge ihn nur nach Gebuͤhr, Er iſt dir gar ein artig Thier. So erndte mit dem Jungfer Muͤhmgen, Die allerſchoͤnſten Hochzeit-Bluͤmgen. Lebt gluͤcklich in der neuen Eh, So flieht das unvergnuͤgte Weh, So wird auch balde in der Wiegen Ein kleiner lieber N. N. liegen. Dergleichen/ An einen Wittwer, als er ſich gluͤcklich verheyrathet. Jm Nahmen eines andern. Groſſer Freund! ſo lobt mein Kiel dein gerecht begluͤckt Verfahren. So will Dich des Himmels Schluß mit der froͤm̃- ſten Gattin paaren. Jtzo ſcheint die Freuden-Sonne, itzo bricht ihr Strahl empor. Auf! ermuntre deine Sinnen, reiß den bangen Wittwer-Flohr. Was nuͤtzt dir die Einſamkeit, was nuͤtzt die be- truͤbte Zelle, Jtzo mindert deinen Schmertz der getreuſte Schlaf- Geſelle, Ey ſo laß das ſchnoͤde Trauren, und verwirff den bangen Schmertz, Lie-

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Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/72>, abgerufen am 27.11.2024.