Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Glückwünschungs-Schreiben. Dein Bad wird dir ins Haus durch Röhren zuge-leitet, Die Kunst hat dieses ja zu deinem Zweck bereitet. Wird der gesaltzne Quell dir öfftermahls zur Last, Vertreibe den Geschmack durch einen Bade-Gast, Der dir das bittre Saltz in Nectar-Safft ver- wandelt, Wenn er als Freund mit dir vertraut und redlich handelt. Und wenn man bey der Cur um Hülffe fragen muß, So dienet dir zum Schutz ein AEsculapius, Der wird dir durch Besuch, wie auch durch treue Zeilen, So offt du es bedarffst, den besten Rath ertheilen. Enthaltsam must du seyn bey dieser grossen Cur, Denn findest du dein Wohl, denn findest du die Spur, Die dich der Sterblichkeit und Sarg und Grufft entziehet, Wobey der Deinen Glück, durch deinen Wohl- stand blühet. Doch schone dich, o Freund! verbirge Zorn u. Haß, Denn nützet dir gewiß das mehr als edle Naß. Geniesse doch der Ruh, sey deiner Sorgen Meister, Komm glücklich wieder an, bestärck die Lebensgeister. Jch zehle jeden Tag, ich zehle jede Stund, Bis du mir schreibst, o Freund! das Bad macht mich gesund. Glückwünschender Brief, Bellona streitet, Mavors blitzt,An Herrn N. N. als er in der Schlacht avancirt, und nachdem Hauptmann worden war. Die halbe Welt ist schon erhitzt, Die
Gluͤckwuͤnſchungs-Schreiben. Dein Bad wird dir ins Haus durch Roͤhren zuge-leitet, Die Kunſt hat dieſes ja zu deinem Zweck bereitet. Wird der geſaltzne Quell dir oͤfftermahls zur Laſt, Vertreibe den Geſchmack durch einen Bade-Gaſt, Der dir das bittre Saltz in Nectar-Safft ver- wandelt, Wenn er als Freund mit dir vertraut und redlich handelt. Und wenn man bey der Cur um Huͤlffe fragen muß, So dienet dir zum Schutz ein Æſculapius, Der wird dir durch Beſuch, wie auch durch treue Zeilen, So offt du es bedarffſt, den beſten Rath ertheilen. Enthaltſam muſt du ſeyn bey dieſer groſſen Cur, Deñ findeſt du dein Wohl, deñ findeſt du die Spur, Die dich der Sterblichkeit und Sarg und Grufft entziehet, Wobey der Deinen Gluͤck, durch deinen Wohl- ſtand bluͤhet. Doch ſchone dich, o Freund! verbirge Zorn u. Haß, Denn nuͤtzet dir gewiß das mehr als edle Naß. Genieſſe doch der Ruh, ſey deiner Sorgen Meiſter, Komm gluͤcklich wieder an, beſtaͤrck die Lebensgeiſter. Jch zehle jeden Tag, ich zehle jede Stund, Bis du mir ſchreibſt, o Freund! das Bad macht mich geſund. Gluͤckwuͤnſchender Brief, Bellona ſtreitet, Mavors blitzt,An Herrn N. N. als er in der Schlacht avancirt, und nachdem Hauptmann worden war. Die halbe Welt iſt ſchon erhitzt, Die
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Gluͤckwuͤnſchungs-Schreiben.
Dein Bad wird dir ins Haus durch Roͤhren zuge-
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Die Kunſt hat dieſes ja zu deinem Zweck bereitet.
Wird der geſaltzne Quell dir oͤfftermahls zur Laſt,
Vertreibe den Geſchmack durch einen Bade-Gaſt,
Der dir das bittre Saltz in Nectar-Safft ver-
wandelt,
Wenn er als Freund mit dir vertraut und redlich
handelt.
Und wenn man bey der Cur um Huͤlffe fragen muß,
So dienet dir zum Schutz ein Æſculapius,
Der wird dir durch Beſuch, wie auch durch treue
Zeilen,
So offt du es bedarffſt, den beſten Rath ertheilen.
Enthaltſam muſt du ſeyn bey dieſer groſſen Cur,
Deñ findeſt du dein Wohl, deñ findeſt du die Spur,
Die dich der Sterblichkeit und Sarg und Grufft
entziehet,
Wobey der Deinen Gluͤck, durch deinen Wohl-
ſtand bluͤhet.
Doch ſchone dich, o Freund! verbirge Zorn u. Haß,
Denn nuͤtzet dir gewiß das mehr als edle Naß.
Genieſſe doch der Ruh, ſey deiner Sorgen Meiſter,
Komm gluͤcklich wieder an, beſtaͤrck die Lebensgeiſter.
Jch zehle jeden Tag, ich zehle jede Stund,
Bis du mir ſchreibſt, o Freund! das Bad macht
mich geſund.
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