Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite
Schertzhaffte und verliebte Briefe.
Wenn nun bald Antwort kommen thut,
So ist mir traun recht wohlgemuth.
Jch hab dich lieb von Hertzengrund,
Dieß bleib ich auch zu jeder Stund.
Denn glaube mir nur sicherlich,
Mein Hertze liebt dich inniglich.
Wenn du nun bilgest meine Sach'n,
So wolln wir balde Hochzeit mach'n,
Denn heist es alles wohlgethan,
Zu meiner Freude Lobesan.
Schencke mir nun dein Cräntzelein,
O allerliebstes Jungfräulein,
Du findest bey mir gnug zu zehr'n,
Jch will dich auch von Hertzen ehr'n.
Drum werde balde ohnbeschwehr
Mein Kind und ehelich Hauß-Ehr.
Jch bleib dir stetig zugethan,
Bis daß der grosse Sensemann
Sein altes Stunden-Glas zerbricht,
Und eher laß ich dich auch nicht.
Die Liebe zum schertzhafften Dichten.
Dich, Liebe, hat mein Kiel besungen,
Und dieses that ich sehr gezwungen,
Weil offt ein Feind, weil offt der Neid
Auch selbst die Unschulds-vollen Sachen
Kan Lasterhafft und schändlich machen,
Wenn er ein freches C-der schreyt.
Da heists: Ein allzufreyes Schertzen
Zeugt auch von einem freyen Hertzen,
Und wer dergleichen Grillen heckt,
Jst selbsten hintern Strauch gesteckt.
Du
B 3
Schertzhaffte und verliebte Briefe.
Wenn nun bald Antwort kommen thut,
So iſt mir traun recht wohlgemuth.
Jch hab dich lieb von Hertzengrund,
Dieß bleib ich auch zu jeder Stund.
Denn glaube mir nur ſicherlich,
Mein Hertze liebt dich inniglich.
Wenn du nun bilgeſt meine Sach’n,
So wolln wir balde Hochzeit mach’n,
Denn heiſt es alles wohlgethan,
Zu meiner Freude Lobeſan.
Schencke mir nun dein Craͤntzelein,
O allerliebſtes Jungfraͤulein,
Du findeſt bey mir gnug zu zehr’n,
Jch will dich auch von Hertzen ehr’n.
Drum werde balde ohnbeſchwehr
Mein Kind und ehelich Hauß-Ehr.
Jch bleib dir ſtetig zugethan,
Bis daß der groſſe Senſemann
Sein altes Stunden-Glas zerbricht,
Und eher laß ich dich auch nicht.
Die Liebe zum ſchertzhafften Dichten.
Dich, Liebe, hat mein Kiel beſungen,
Und dieſes that ich ſehr gezwungen,
Weil offt ein Feind, weil offt der Neid
Auch ſelbſt die Unſchulds-vollen Sachen
Kan Laſterhafft und ſchaͤndlich machen,
Wenn er ein freches C-der ſchreyt.
Da heiſts: Ein allzufreyes Schertzen
Zeugt auch von einem freyen Hertzen,
Und wer dergleichen Grillen heckt,
Jſt ſelbſten hintern Strauch geſteckt.
Du
B 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0041" n="21"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Schertzhaffte und verliebte Briefe.</hi> </fw><lb/>
          <l>Wenn nun bald Antwort kommen thut,</l><lb/>
          <l>So i&#x017F;t mir traun recht wohlgemuth.</l><lb/>
          <l>Jch hab dich lieb von Hertzengrund,</l><lb/>
          <l>Dieß bleib ich auch zu jeder Stund.</l><lb/>
          <l>Denn glaube mir nur &#x017F;icherlich,</l><lb/>
          <l>Mein Hertze liebt dich inniglich.</l><lb/>
          <l>Wenn du nun bilge&#x017F;t meine Sach&#x2019;n,</l><lb/>
          <l>So wolln wir balde Hochzeit mach&#x2019;n,</l><lb/>
          <l>Denn hei&#x017F;t es alles wohlgethan,</l><lb/>
          <l>Zu meiner Freude Lobe&#x017F;an.</l><lb/>
          <l>Schencke mir nun dein Cra&#x0364;ntzelein,</l><lb/>
          <l>O allerlieb&#x017F;tes Jungfra&#x0364;ulein,</l><lb/>
          <l>Du finde&#x017F;t bey mir gnug zu zehr&#x2019;n,</l><lb/>
          <l>Jch will dich auch von Hertzen ehr&#x2019;n.</l><lb/>
          <l>Drum werde balde ohnbe&#x017F;chwehr</l><lb/>
          <l>Mein Kind und ehelich Hauß-Ehr.</l><lb/>
          <l>Jch bleib dir &#x017F;tetig zugethan,</l><lb/>
          <l>Bis daß der gro&#x017F;&#x017F;e Sen&#x017F;emann</l><lb/>
          <l>Sein altes Stunden-Glas zerbricht,</l><lb/>
          <l>Und eher laß ich dich auch nicht.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Die Liebe zum &#x017F;chertzhafften Dichten.</hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>ich, Liebe, hat mein Kiel be&#x017F;ungen,</l><lb/>
            <l>Und die&#x017F;es that ich &#x017F;ehr gezwungen,</l><lb/>
            <l>Weil offt ein Feind, weil offt der Neid</l><lb/>
            <l>Auch &#x017F;elb&#x017F;t die Un&#x017F;chulds-vollen Sachen</l><lb/>
            <l>Kan La&#x017F;terhafft und &#x017F;cha&#x0364;ndlich machen,</l><lb/>
            <l>Wenn er ein freches C-der &#x017F;chreyt.</l><lb/>
            <l>Da hei&#x017F;ts: Ein allzufreyes Schertzen</l><lb/>
            <l>Zeugt auch von einem freyen Hertzen,</l><lb/>
            <l>Und wer dergleichen Grillen heckt,</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;ten hintern Strauch ge&#x017F;teckt.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">B 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Du</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0041] Schertzhaffte und verliebte Briefe. Wenn nun bald Antwort kommen thut, So iſt mir traun recht wohlgemuth. Jch hab dich lieb von Hertzengrund, Dieß bleib ich auch zu jeder Stund. Denn glaube mir nur ſicherlich, Mein Hertze liebt dich inniglich. Wenn du nun bilgeſt meine Sach’n, So wolln wir balde Hochzeit mach’n, Denn heiſt es alles wohlgethan, Zu meiner Freude Lobeſan. Schencke mir nun dein Craͤntzelein, O allerliebſtes Jungfraͤulein, Du findeſt bey mir gnug zu zehr’n, Jch will dich auch von Hertzen ehr’n. Drum werde balde ohnbeſchwehr Mein Kind und ehelich Hauß-Ehr. Jch bleib dir ſtetig zugethan, Bis daß der groſſe Senſemann Sein altes Stunden-Glas zerbricht, Und eher laß ich dich auch nicht. Die Liebe zum ſchertzhafften Dichten. Dich, Liebe, hat mein Kiel beſungen, Und dieſes that ich ſehr gezwungen, Weil offt ein Feind, weil offt der Neid Auch ſelbſt die Unſchulds-vollen Sachen Kan Laſterhafft und ſchaͤndlich machen, Wenn er ein freches C-der ſchreyt. Da heiſts: Ein allzufreyes Schertzen Zeugt auch von einem freyen Hertzen, Und wer dergleichen Grillen heckt, Jſt ſelbſten hintern Strauch geſteckt. Du B 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/41
Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/41>, abgerufen am 24.11.2024.