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Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

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Vermischte Send-Schreiben.
Vermaledeyter Blick! der mich zuerst verführte,
Vermaledeyter Mund! der erst: ich liebe, sprach,
Vermaledeyter Kuß! der mich zuerst berührte,
Vermaledeyter Griff! der meine Rose brach.
Doch was verfluch ich den, den ich als Vater ehre,
Warum verdamm ich den, den GOtt gesetzet hat;
Geh in dein eigen Hertz, du schnöde Valiere!
Darinnen ist der Grund von deiner Missethat.
Ja wohl, ich reitzte dich mit meinen frechen Vlicken,
Die Minen zogen dich, als ein Magnet, heran,
Die Seuffzer wusten dich durch Sehnsucht zu ent-
zücken,
Die Worte bähnten dir die unbetretne Bahn.
Bißweilen that ich so, als wenn ich widerstünde,
Damit dein Appetit nur solte grösser seyn,
Wornach dein Hertze stund, das nennt ich lauter
Sünde,
Und also goß ich Oel in deine Flammen ein.
So hab ich dich gereitzt, so hab ich dich verführet,
So hab ich dich gelockt, so hab ich dich versucht.
Die Sünden wachen auf, das Hertze wird gerühret,
Und mein Gewissen spricht, du bist von GOtt ver-
flucht.
Darum verzweifle nur, verdammte Valiere,
Du glaubest nicht an GOtt, drum bist du schon ge-
richt,
Der Himmel zürnt mit dir, er giebt dir kein Gehöre,
Die Thränen sind umsonst, dir hilfft die Busse nicht.
O! kan kein Donnerkeil mein Lebens Ziel verkürtzen?
Jst denn kein wildes Thier, das meinen Leib verzehrt?
Jst denn kein Abgrund da, in den ich mich kan stürtzen?
Jst denn kein Gott mehr da, der mich in nichts ver-
kehrt?
Doch
Vermiſchte Send-Schreiben.
Vermaledeyter Blick! der mich zuerſt verfuͤhrte,
Vermaledeyter Mund! der erſt: ich liebe, ſprach,
Vermaledeyter Kuß! der mich zuerſt beruͤhrte,
Vermaledeyter Griff! der meine Roſe brach.
Doch was verfluch ich den, den ich als Vater ehre,
Warum verdamm ich den, den GOtt geſetzet hat;
Geh in dein eigen Hertz, du ſchnoͤde Valiere!
Darinnen iſt der Grund von deiner Miſſethat.
Ja wohl, ich reitzte dich mit meinen frechen Vlicken,
Die Minen zogen dich, als ein Magnet, heran,
Die Seuffzer wuſten dich durch Sehnſucht zu ent-
zuͤcken,
Die Worte baͤhnten dir die unbetretne Bahn.
Bißweilen that ich ſo, als wenn ich widerſtuͤnde,
Damit dein Appetit nur ſolte groͤſſer ſeyn,
Wornach dein Hertze ſtund, das nennt ich lauter
Suͤnde,
Und alſo goß ich Oel in deine Flammen ein.
So hab ich dich gereitzt, ſo hab ich dich verfuͤhret,
So hab ich dich gelockt, ſo hab ich dich verſucht.
Die Suͤnden wachen auf, das Hertze wird geruͤhret,
Und mein Gewiſſen ſpricht, du biſt von GOtt ver-
flucht.
Darum verzweifle nur, verdammte Valiere,
Du glaubeſt nicht an GOtt, drum biſt du ſchon ge-
richt,
Der Himmel zuͤrnt mit dir, er giebt dir kein Gehoͤre,
Die Thraͤnen ſind umſonſt, dir hilfft die Buſſe nicht.
O! kan kein Doñerkeil mein Lebens Ziel verkuͤrtzen?
Jſt deñ kein wildes Thier, das meinen Leib verzehrt?
Jſt deñ kein Abgrund da, in den ich mich kan ſtuͤrtzen?
Jſt denn kein Gott mehr da, der mich in nichts ver-
kehrt?
Doch
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[136/0158] Vermiſchte Send-Schreiben. Vermaledeyter Blick! der mich zuerſt verfuͤhrte, Vermaledeyter Mund! der erſt: ich liebe, ſprach, Vermaledeyter Kuß! der mich zuerſt beruͤhrte, Vermaledeyter Griff! der meine Roſe brach. Doch was verfluch ich den, den ich als Vater ehre, Warum verdamm ich den, den GOtt geſetzet hat; Geh in dein eigen Hertz, du ſchnoͤde Valiere! Darinnen iſt der Grund von deiner Miſſethat. Ja wohl, ich reitzte dich mit meinen frechen Vlicken, Die Minen zogen dich, als ein Magnet, heran, Die Seuffzer wuſten dich durch Sehnſucht zu ent- zuͤcken, Die Worte baͤhnten dir die unbetretne Bahn. Bißweilen that ich ſo, als wenn ich widerſtuͤnde, Damit dein Appetit nur ſolte groͤſſer ſeyn, Wornach dein Hertze ſtund, das nennt ich lauter Suͤnde, Und alſo goß ich Oel in deine Flammen ein. So hab ich dich gereitzt, ſo hab ich dich verfuͤhret, So hab ich dich gelockt, ſo hab ich dich verſucht. Die Suͤnden wachen auf, das Hertze wird geruͤhret, Und mein Gewiſſen ſpricht, du biſt von GOtt ver- flucht. Darum verzweifle nur, verdammte Valiere, Du glaubeſt nicht an GOtt, drum biſt du ſchon ge- richt, Der Himmel zuͤrnt mit dir, er giebt dir kein Gehoͤre, Die Thraͤnen ſind umſonſt, dir hilfft die Buſſe nicht. O! kan kein Doñerkeil mein Lebens Ziel verkuͤrtzen? Jſt deñ kein wildes Thier, das meinen Leib verzehrt? Jſt deñ kein Abgrund da, in den ich mich kan ſtuͤrtzen? Jſt denn kein Gott mehr da, der mich in nichts ver- kehrt? Doch

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/158>, abgerufen am 23.11.2024.