Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Vermischte Send-Schreiben. So thun die Nonnen Busse.Sonst zahlt man vor ein Murmelthier, Zwey Mandel Nasen-Stüber, Doch kriegt ein Hüpel-Junge hier, Noch ein paar Dutzend drüber; Drum sperr dich künfftighin nicht mehr, Und sprich, der Korb ist fertig, So bleibest du bey deiner Ehr, Denn allzuscharff macht schärttig. Wie wär mir denn? Ey! hörn sie doch, Jch liebe sie von Hertzen, Ein Bräutgam pflegt um neune noch Mit seiner Braut zu schertzen. Sieh da, ietzt kam ich auf die Braut, Jch könte Jungfer sagen, Doch Jungfer klingt wie Sauer-Kraut, Sie möchte mich verklagen, Als Jungfer gieng sie zwar zur Ruh, Heut trägt sie Haub und Schürtze, Drum setz ich liebe Frau dazu, Das schmeckt wie süsse Würtze. Wie? Jst sie denn zur Frau gemacht? Zwar mag ich es nicht wissen, Seht, Herr M. Röller lacht, Hat er den Crantz zerrissen? So steht es ihm nun künfftig frey, Sie mit zu Bett zu führen, Drum stimmt man andern Gästen bey, Um ihn zu gratuliren. Herr Röller, lebe stets vergnügt, Mit seiner jungen Frauen, So können wir bald, wenns GOtt fügt, Sein Bild in Windeln schauen. Ge-
Vermiſchte Send-Schreiben. So thun die Nonnen Buſſe.Sonſt zahlt man vor ein Murmelthier, Zwey Mandel Naſen-Stuͤber, Doch kriegt ein Huͤpel-Junge hier, Noch ein paar Dutzend druͤber; Drum ſperr dich kuͤnfftighin nicht mehr, Und ſprich, der Korb iſt fertig, So bleibeſt du bey deiner Ehr, Denn allzuſcharff macht ſchaͤrttig. Wie waͤr mir denn? Ey! hoͤrn ſie doch, Jch liebe ſie von Hertzen, Ein Braͤutgam pflegt um neune noch Mit ſeiner Braut zu ſchertzen. Sieh da, ietzt kam ich auf die Braut, Jch koͤnte Jungfer ſagen, Doch Jungfer klingt wie Sauer-Kraut, Sie moͤchte mich verklagen, Als Jungfer gieng ſie zwar zur Ruh, Heut traͤgt ſie Haub und Schuͤrtze, Drum ſetz ich liebe Frau dazu, Das ſchmeckt wie ſuͤſſe Wuͤrtze. Wie? Jſt ſie denn zur Frau gemacht? Zwar mag ich es nicht wiſſen, Seht, Herr M. Roͤller lacht, Hat er den Crantz zerriſſen? So ſteht es ihm nun kuͤnfftig frey, Sie mit zu Bett zu fuͤhren, Drum ſtimmt man andern Gaͤſten bey, Um ihn zu gratuliren. Herr Roͤller, lebe ſtets vergnuͤgt, Mit ſeiner jungen Frauen, So koͤnnen wir bald, wenns GOtt fuͤgt, Sein Bild in Windeln ſchauen. Ge-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0148" n="128"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermiſchte Send-Schreiben.</hi> </fw><lb/> <l>So thun die Nonnen Buſſe.</l><lb/> <l>Sonſt zahlt man vor ein Murmelthier,</l><lb/> <l>Zwey Mandel Naſen-Stuͤber,</l><lb/> <l>Doch kriegt ein Huͤpel-Junge hier,</l><lb/> <l>Noch ein paar Dutzend druͤber;</l><lb/> <l>Drum ſperr dich kuͤnfftighin nicht mehr,</l><lb/> <l>Und ſprich, der Korb iſt fertig,</l><lb/> <l>So bleibeſt du bey deiner Ehr,</l><lb/> <l>Denn allzuſcharff macht ſchaͤrttig.</l><lb/> <l>Wie waͤr mir denn? Ey! hoͤrn ſie doch,</l><lb/> <l>Jch liebe ſie von Hertzen,</l><lb/> <l>Ein Braͤutgam pflegt um neune noch</l><lb/> <l>Mit ſeiner Braut zu ſchertzen.</l><lb/> <l>Sieh da, ietzt kam ich auf die Braut,</l><lb/> <l>Jch koͤnte Jungfer ſagen,</l><lb/> <l>Doch Jungfer klingt wie Sauer-Kraut,</l><lb/> <l>Sie moͤchte mich verklagen,</l><lb/> <l>Als Jungfer gieng ſie zwar zur Ruh,</l><lb/> <l>Heut traͤgt ſie Haub und Schuͤrtze,</l><lb/> <l>Drum ſetz ich liebe Frau dazu,</l><lb/> <l>Das ſchmeckt wie ſuͤſſe Wuͤrtze.</l><lb/> <l>Wie? Jſt ſie denn zur Frau gemacht?</l><lb/> <l>Zwar mag ich es nicht wiſſen,</l><lb/> <l>Seht, Herr <hi rendition="#aq">M.</hi> <hi rendition="#fr">Roͤller</hi> lacht,</l><lb/> <l>Hat er den Crantz zerriſſen?</l><lb/> <l>So ſteht es ihm nun kuͤnfftig frey,</l><lb/> <l>Sie mit zu Bett zu fuͤhren,</l><lb/> <l>Drum ſtimmt man andern Gaͤſten bey,</l><lb/> <l>Um ihn zu <hi rendition="#aq">gratuli</hi>ren.</l><lb/> <l>Herr <hi rendition="#fr">Roͤller,</hi> lebe ſtets vergnuͤgt,</l><lb/> <l>Mit ſeiner jungen Frauen,</l><lb/> <l>So koͤnnen wir bald, wenns GOtt fuͤgt,</l><lb/> <l>Sein Bild in Windeln ſchauen.</l> </lg> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ge-</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [128/0148]
Vermiſchte Send-Schreiben.
So thun die Nonnen Buſſe.
Sonſt zahlt man vor ein Murmelthier,
Zwey Mandel Naſen-Stuͤber,
Doch kriegt ein Huͤpel-Junge hier,
Noch ein paar Dutzend druͤber;
Drum ſperr dich kuͤnfftighin nicht mehr,
Und ſprich, der Korb iſt fertig,
So bleibeſt du bey deiner Ehr,
Denn allzuſcharff macht ſchaͤrttig.
Wie waͤr mir denn? Ey! hoͤrn ſie doch,
Jch liebe ſie von Hertzen,
Ein Braͤutgam pflegt um neune noch
Mit ſeiner Braut zu ſchertzen.
Sieh da, ietzt kam ich auf die Braut,
Jch koͤnte Jungfer ſagen,
Doch Jungfer klingt wie Sauer-Kraut,
Sie moͤchte mich verklagen,
Als Jungfer gieng ſie zwar zur Ruh,
Heut traͤgt ſie Haub und Schuͤrtze,
Drum ſetz ich liebe Frau dazu,
Das ſchmeckt wie ſuͤſſe Wuͤrtze.
Wie? Jſt ſie denn zur Frau gemacht?
Zwar mag ich es nicht wiſſen,
Seht, Herr M. Roͤller lacht,
Hat er den Crantz zerriſſen?
So ſteht es ihm nun kuͤnfftig frey,
Sie mit zu Bett zu fuͤhren,
Drum ſtimmt man andern Gaͤſten bey,
Um ihn zu gratuliren.
Herr Roͤller, lebe ſtets vergnuͤgt,
Mit ſeiner jungen Frauen,
So koͤnnen wir bald, wenns GOtt fuͤgt,
Sein Bild in Windeln ſchauen.
Ge-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/148 |
Zitationshilfe: | Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/148>, abgerufen am 16.02.2025. |