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Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

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Vermischte Send-Schreiben.
Jst das der Freundschaffts-Zoll? heist dieses recht
gethan?
Nein, Schäfer, fing ich an, mich muß dein Mitleid
zwingen,
Jch will noch vor der Nacht Zelinden zu dir bringen,
Sie ist auf jener Fluhr, ich gehe zu ihr hin,
Sylvan! hier ist die Hand, ich ändre ihren Sinn,
Solt ich nur dieses Glück, sprach er, o Freund! er-
leben,
Sechs Lämmer wolt ich dir von meiner Heerde geben,
Und siehst du rechter Hand den jung und muntren
Stier,
Bringst du es nur so weit, das schenck ich dir dafür.
Jch gieng, ich fand sie bald, ich setzt mich sachte nieder,
Und da sie mich nicht merckt, singt sie die spröden
Lieder:
Vor der Liebe mich zu schmiegen,
Kleine Kinder einzuwiegen,
Dieses ist mir höchst verhaßt,
Das dient mir zum Zeitvertreibe,
Wenn ich jung und ledig bleibe,
Lieben ist mir eine Last.
Weicht, ihr Früchte falscher Liebe,
Eitle Träume banger Triebe!
Lieben kan und will ich nicht.
Wer wird Schäfer-Worten trauen?
Wer wird auf Versprechen bauen?
Da die Treu so leichte bricht,
Weicht, ihr Früchte falscher Liebe,
Eitle Träume banger Triebe,
Lieben kan und will ich nicht.
Hier
Vermiſchte Send-Schreiben.
Jſt das der Freundſchaffts-Zoll? heiſt dieſes recht
gethan?
Nein, Schaͤfer, fing ich an, mich muß dein Mitleid
zwingen,
Jch will noch vor der Nacht Zelinden zu dir bringen,
Sie iſt auf jener Fluhr, ich gehe zu ihr hin,
Sylvan! hier iſt die Hand, ich aͤndre ihren Sinn,
Solt ich nur dieſes Gluͤck, ſprach er, o Freund! er-
leben,
Sechs Laͤm̃er wolt ich dir von meiner Heerde geben,
Und ſiehſt du rechter Hand den jung und muntren
Stier,
Bringſt du es nur ſo weit, das ſchenck ich dir dafuͤr.
Jch gieng, ich fand ſie bald, ich ſetzt mich ſachte nieder,
Und da ſie mich nicht merckt, ſingt ſie die ſproͤden
Lieder:
Vor der Liebe mich zu ſchmiegen,
Kleine Kinder einzuwiegen,
Dieſes iſt mir hoͤchſt verhaßt,
Das dient mir zum Zeitvertreibe,
Wenn ich jung und ledig bleibe,
Lieben iſt mir eine Laſt.
Weicht, ihr Fruͤchte falſcher Liebe,
Eitle Traͤume banger Triebe!
Lieben kan und will ich nicht.
Wer wird Schaͤfer-Worten trauen?
Wer wird auf Verſprechen bauen?
Da die Treu ſo leichte bricht,
Weicht, ihr Fruͤchte falſcher Liebe,
Eitle Traͤume banger Triebe,
Lieben kan und will ich nicht.
Hier
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[123/0143] Vermiſchte Send-Schreiben. Jſt das der Freundſchaffts-Zoll? heiſt dieſes recht gethan? Nein, Schaͤfer, fing ich an, mich muß dein Mitleid zwingen, Jch will noch vor der Nacht Zelinden zu dir bringen, Sie iſt auf jener Fluhr, ich gehe zu ihr hin, Sylvan! hier iſt die Hand, ich aͤndre ihren Sinn, Solt ich nur dieſes Gluͤck, ſprach er, o Freund! er- leben, Sechs Laͤm̃er wolt ich dir von meiner Heerde geben, Und ſiehſt du rechter Hand den jung und muntren Stier, Bringſt du es nur ſo weit, das ſchenck ich dir dafuͤr. Jch gieng, ich fand ſie bald, ich ſetzt mich ſachte nieder, Und da ſie mich nicht merckt, ſingt ſie die ſproͤden Lieder: Vor der Liebe mich zu ſchmiegen, Kleine Kinder einzuwiegen, Dieſes iſt mir hoͤchſt verhaßt, Das dient mir zum Zeitvertreibe, Wenn ich jung und ledig bleibe, Lieben iſt mir eine Laſt. Weicht, ihr Fruͤchte falſcher Liebe, Eitle Traͤume banger Triebe! Lieben kan und will ich nicht. Wer wird Schaͤfer-Worten trauen? Wer wird auf Verſprechen bauen? Da die Treu ſo leichte bricht, Weicht, ihr Fruͤchte falſcher Liebe, Eitle Traͤume banger Triebe, Lieben kan und will ich nicht. Hier

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Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/143>, abgerufen am 22.11.2024.