Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spindler, Karl: Die Engel-Ehe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–66. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

Händen eingesammelt, erfüllten die Räume des Hauses. Der Vater und die Tochter gewannen neue Freude am thätigen Leben, die Pflanzen trocknend, sortirend, nach Georg's Vorschriften mischend, einpackend und überschreibend. Sobald der Winter herannahte, verließ der Knecht als Hausirer, des Sommers und des Herbstes Beute auf dem Rücken tragend, den Flecken, und wanderte in die benachbarten Länder. Mit vielen Bestellungen und leerem Tragkorb kam er bald zurück und ging zum Zweitenmale ins Weite. Sobald der Frühling eintrat, war er wieder daheim, verwandelte sich in den Botaniker, und schon konnte Hagenbach ihm helfen, Verena ihm gewandter beistehen. Zu Anfang des Sommers verschickten die Associes bereits einige Träger, die ihren Wunderthee den sehnlichst harrenden Abnehmern zuschleppten; Georg, in einem halbstädtischen Anzuge und fortan Herr Landenberger geheißen, kutschirte in Hagenbach's Einspänner in weiter entlegene Gegenden und etablirte daselbst Depots, erwarb sich Agenten und Correspondenten. Noch ehe der Herbst kam, sammelten viele Dutzend Hände den marktschreierisch gepriesenen Thee für Hagenbach und Compagnie; andere preßten für dieselbe Firma den vortrefflichen Wunderbalsam, das unvergleichliche Haaröl, womit Handel getrieben wurde nach Wien und Rußland, nach Paris und Spanien, wie auch in der Folge nach Amerika und nach der Levante. -- Das Resultat all dieser glücklichen Operationen war das Aufblühen des Ha-

Händen eingesammelt, erfüllten die Räume des Hauses. Der Vater und die Tochter gewannen neue Freude am thätigen Leben, die Pflanzen trocknend, sortirend, nach Georg's Vorschriften mischend, einpackend und überschreibend. Sobald der Winter herannahte, verließ der Knecht als Hausirer, des Sommers und des Herbstes Beute auf dem Rücken tragend, den Flecken, und wanderte in die benachbarten Länder. Mit vielen Bestellungen und leerem Tragkorb kam er bald zurück und ging zum Zweitenmale ins Weite. Sobald der Frühling eintrat, war er wieder daheim, verwandelte sich in den Botaniker, und schon konnte Hagenbach ihm helfen, Verena ihm gewandter beistehen. Zu Anfang des Sommers verschickten die Associés bereits einige Träger, die ihren Wunderthee den sehnlichst harrenden Abnehmern zuschleppten; Georg, in einem halbstädtischen Anzuge und fortan Herr Landenberger geheißen, kutschirte in Hagenbach's Einspänner in weiter entlegene Gegenden und etablirte daselbst Depots, erwarb sich Agenten und Correspondenten. Noch ehe der Herbst kam, sammelten viele Dutzend Hände den marktschreierisch gepriesenen Thee für Hagenbach und Compagnie; andere preßten für dieselbe Firma den vortrefflichen Wunderbalsam, das unvergleichliche Haaröl, womit Handel getrieben wurde nach Wien und Rußland, nach Paris und Spanien, wie auch in der Folge nach Amerika und nach der Levante. — Das Resultat all dieser glücklichen Operationen war das Aufblühen des Ha-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0048"/>
Händen eingesammelt, erfüllten die Räume des Hauses. Der Vater und die Tochter                gewannen neue Freude am thätigen Leben, die Pflanzen trocknend, sortirend, nach                Georg's Vorschriften mischend, einpackend und überschreibend. Sobald der Winter                herannahte, verließ der Knecht als Hausirer, des Sommers und des Herbstes Beute auf                dem Rücken tragend, den Flecken, und wanderte in die benachbarten Länder. Mit vielen                Bestellungen und leerem Tragkorb kam er bald zurück und ging zum Zweitenmale ins                Weite. Sobald der Frühling eintrat, war er wieder daheim, verwandelte sich in den                Botaniker, und schon konnte Hagenbach ihm helfen, Verena ihm gewandter beistehen. Zu                Anfang des Sommers verschickten die Associés bereits einige Träger, die ihren                Wunderthee den sehnlichst harrenden Abnehmern zuschleppten; Georg, in einem                halbstädtischen Anzuge und fortan Herr Landenberger geheißen, kutschirte in                Hagenbach's Einspänner in weiter entlegene Gegenden und etablirte daselbst Depots,                erwarb sich Agenten und Correspondenten. Noch ehe der Herbst kam, sammelten viele                Dutzend Hände den marktschreierisch gepriesenen Thee für Hagenbach und Compagnie;                andere preßten für dieselbe Firma den vortrefflichen Wunderbalsam, das                unvergleichliche Haaröl, womit Handel getrieben wurde nach Wien und Rußland, nach                Paris und Spanien, wie auch in der Folge nach Amerika und nach der Levante. &#x2014; Das                Resultat all dieser glücklichen Operationen war das Aufblühen des Ha-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0048] Händen eingesammelt, erfüllten die Räume des Hauses. Der Vater und die Tochter gewannen neue Freude am thätigen Leben, die Pflanzen trocknend, sortirend, nach Georg's Vorschriften mischend, einpackend und überschreibend. Sobald der Winter herannahte, verließ der Knecht als Hausirer, des Sommers und des Herbstes Beute auf dem Rücken tragend, den Flecken, und wanderte in die benachbarten Länder. Mit vielen Bestellungen und leerem Tragkorb kam er bald zurück und ging zum Zweitenmale ins Weite. Sobald der Frühling eintrat, war er wieder daheim, verwandelte sich in den Botaniker, und schon konnte Hagenbach ihm helfen, Verena ihm gewandter beistehen. Zu Anfang des Sommers verschickten die Associés bereits einige Träger, die ihren Wunderthee den sehnlichst harrenden Abnehmern zuschleppten; Georg, in einem halbstädtischen Anzuge und fortan Herr Landenberger geheißen, kutschirte in Hagenbach's Einspänner in weiter entlegene Gegenden und etablirte daselbst Depots, erwarb sich Agenten und Correspondenten. Noch ehe der Herbst kam, sammelten viele Dutzend Hände den marktschreierisch gepriesenen Thee für Hagenbach und Compagnie; andere preßten für dieselbe Firma den vortrefflichen Wunderbalsam, das unvergleichliche Haaröl, womit Handel getrieben wurde nach Wien und Rußland, nach Paris und Spanien, wie auch in der Folge nach Amerika und nach der Levante. — Das Resultat all dieser glücklichen Operationen war das Aufblühen des Ha-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:06:51Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:06:51Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_engel_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_engel_1910/48
Zitationshilfe: Spindler, Karl: Die Engel-Ehe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–66. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_engel_1910/48>, abgerufen am 24.11.2024.