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Spindler, Karl: Die Engel-Ehe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–66. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Ort des Bischofs von Basel gewesen, und hat dann lange den Franzosen gehört, und ist jetzt zum Kanton Bern geschrieben. Wir sind Schweizer mit Herz und Blut und Hand. -- Ich glaub's. Was hat Euch jedoch hieher geführt? -- Mit einiger Verlegenheit antwortete Georg: Vater und Mutter sind gestorben; Verwandte hätt' ich zwar noch zu Delsperg. Landenberger gibt's dort genug. Aber mir hat's gefallen, in die Welt zu gehen. Darauf bin ich unter die Soldaten nach Welschland gekommen und hab' den Gallus beim Regiment kennen gelernt. Als unsere Capitulation um gewesen, und weil ich lieber ein Bauer geworden wäre, als ein Scheerer*), wie mein Vater seliger, und mir der Gallus immer vorgesagt, wie schön es in Appenzell sei, und daß allhier Milch und Honig fließe, so bin ich mit ihm gegangen, und habe jetzo mehr gefunden, als ich glaubte; nämlich Euch, liebste Jungfer, die mir besser gefällt, als alle Milch und aller Honig in der ganzen Welt. -- Der Vater sagt aber, Ihr seiet zu einem Bauer zu gut; Ihr seiet studirt in allerlei Künsten? Der Knecht lachte verschlagen, indem er sagte: Ho, das Salbenkochen, Schröpfen und Aderlassen und die Wissenschaft von den Kräutern hab' ich aufgeschnappt, da ich auf der Barbierstube lernte. Es ist nicht viel damit; doch hat Mancher mit noch viel weniger sein Glück gemacht, und

*) Barbier.

Ort des Bischofs von Basel gewesen, und hat dann lange den Franzosen gehört, und ist jetzt zum Kanton Bern geschrieben. Wir sind Schweizer mit Herz und Blut und Hand. — Ich glaub's. Was hat Euch jedoch hieher geführt? — Mit einiger Verlegenheit antwortete Georg: Vater und Mutter sind gestorben; Verwandte hätt' ich zwar noch zu Delsperg. Landenberger gibt's dort genug. Aber mir hat's gefallen, in die Welt zu gehen. Darauf bin ich unter die Soldaten nach Welschland gekommen und hab' den Gallus beim Regiment kennen gelernt. Als unsere Capitulation um gewesen, und weil ich lieber ein Bauer geworden wäre, als ein Scheerer*), wie mein Vater seliger, und mir der Gallus immer vorgesagt, wie schön es in Appenzell sei, und daß allhier Milch und Honig fließe, so bin ich mit ihm gegangen, und habe jetzo mehr gefunden, als ich glaubte; nämlich Euch, liebste Jungfer, die mir besser gefällt, als alle Milch und aller Honig in der ganzen Welt. — Der Vater sagt aber, Ihr seiet zu einem Bauer zu gut; Ihr seiet studirt in allerlei Künsten? Der Knecht lachte verschlagen, indem er sagte: Ho, das Salbenkochen, Schröpfen und Aderlassen und die Wissenschaft von den Kräutern hab' ich aufgeschnappt, da ich auf der Barbierstube lernte. Es ist nicht viel damit; doch hat Mancher mit noch viel weniger sein Glück gemacht, und

*) Barbier.
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[0046] Ort des Bischofs von Basel gewesen, und hat dann lange den Franzosen gehört, und ist jetzt zum Kanton Bern geschrieben. Wir sind Schweizer mit Herz und Blut und Hand. — Ich glaub's. Was hat Euch jedoch hieher geführt? — Mit einiger Verlegenheit antwortete Georg: Vater und Mutter sind gestorben; Verwandte hätt' ich zwar noch zu Delsperg. Landenberger gibt's dort genug. Aber mir hat's gefallen, in die Welt zu gehen. Darauf bin ich unter die Soldaten nach Welschland gekommen und hab' den Gallus beim Regiment kennen gelernt. Als unsere Capitulation um gewesen, und weil ich lieber ein Bauer geworden wäre, als ein Scheerer *), wie mein Vater seliger, und mir der Gallus immer vorgesagt, wie schön es in Appenzell sei, und daß allhier Milch und Honig fließe, so bin ich mit ihm gegangen, und habe jetzo mehr gefunden, als ich glaubte; nämlich Euch, liebste Jungfer, die mir besser gefällt, als alle Milch und aller Honig in der ganzen Welt. — Der Vater sagt aber, Ihr seiet zu einem Bauer zu gut; Ihr seiet studirt in allerlei Künsten? Der Knecht lachte verschlagen, indem er sagte: Ho, das Salbenkochen, Schröpfen und Aderlassen und die Wissenschaft von den Kräutern hab' ich aufgeschnappt, da ich auf der Barbierstube lernte. Es ist nicht viel damit; doch hat Mancher mit noch viel weniger sein Glück gemacht, und *) Barbier.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:06:51Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:06:51Z)

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Zitationshilfe: Spindler, Karl: Die Engel-Ehe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–66. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_engel_1910/46>, abgerufen am 21.11.2024.