Spindler, Karl: Die Engel-Ehe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–66. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.fuhr die Trümpy fort, indem sie ihrer Galle die Zügel schießen ließ, so? Prosit! Ich aber leide das Zusammenstecken nicht. Ich duld' es nicht. Meine Dienstboten müssen christlich und keusch leben. Ich bin eine unbescholtene Frau; ich behalte keinen Knecht, der in andern Häusern, bei schlimmen Dirnen herumsitzt. Verstehst du mich nun? -- Ja freilich, Frau Trümpy. Ich hab' Euch schon sagen wollen, daß ich aus Euerm Brod gehe. -- Undankbarer! wohin? -- Zum Hagenbach. -- Die Wittwe lachte wie ein Teufel auf, während ihr Herz vor Verdruß schwach wurde. Sie antwortete heiser und sich ermüdet auf die Bank niederlassend: Prosit, sage ich. Du hergelaufener Bursch, den ich nur dem Gallus zu lieb und aus Mitleid in meinen Dienst genommen! das ist mein Lohn? -- Frau, ich bin kein hergelaufener Bursche. Meine Eltern waren rechtschaffene Leute; ich habe eine Heimath, wo ich schon eine Unterkunft fände, wenn ich wollte; hört Ihr? Wir sind aber geschieden, Frau. -- Das sind wir; du hast nicht hören wollen, hast mich beleidigt, eine Frau, die ihre Batzen hat, die dich etwa noch glücklich gemacht hätte! Geh hin; du stimmst recht zusammen mit den Hungerleidern drüben, hättest es so gut haben können; wirst es bald bereuen. Geh nur hin; ich will nichts mehr von dir wissen. -- Gottlob haltet Wort, Frau Trümpy; haltet Wort auch ferner. Adje, Frau. Zuvörderst müßt Ihr mir wohl erlauben, fuhr die Trümpy fort, indem sie ihrer Galle die Zügel schießen ließ, so? Prosit! Ich aber leide das Zusammenstecken nicht. Ich duld' es nicht. Meine Dienstboten müssen christlich und keusch leben. Ich bin eine unbescholtene Frau; ich behalte keinen Knecht, der in andern Häusern, bei schlimmen Dirnen herumsitzt. Verstehst du mich nun? — Ja freilich, Frau Trümpy. Ich hab' Euch schon sagen wollen, daß ich aus Euerm Brod gehe. — Undankbarer! wohin? — Zum Hagenbach. — Die Wittwe lachte wie ein Teufel auf, während ihr Herz vor Verdruß schwach wurde. Sie antwortete heiser und sich ermüdet auf die Bank niederlassend: Prosit, sage ich. Du hergelaufener Bursch, den ich nur dem Gallus zu lieb und aus Mitleid in meinen Dienst genommen! das ist mein Lohn? — Frau, ich bin kein hergelaufener Bursche. Meine Eltern waren rechtschaffene Leute; ich habe eine Heimath, wo ich schon eine Unterkunft fände, wenn ich wollte; hört Ihr? Wir sind aber geschieden, Frau. — Das sind wir; du hast nicht hören wollen, hast mich beleidigt, eine Frau, die ihre Batzen hat, die dich etwa noch glücklich gemacht hätte! Geh hin; du stimmst recht zusammen mit den Hungerleidern drüben, hättest es so gut haben können; wirst es bald bereuen. Geh nur hin; ich will nichts mehr von dir wissen. — Gottlob haltet Wort, Frau Trümpy; haltet Wort auch ferner. Adje, Frau. Zuvörderst müßt Ihr mir wohl erlauben, <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0040"/> fuhr die Trümpy fort, indem sie ihrer Galle die Zügel schießen ließ, so? Prosit! Ich aber leide das Zusammenstecken nicht. Ich duld' es nicht. Meine Dienstboten müssen christlich und keusch leben. Ich bin eine unbescholtene Frau; ich behalte keinen Knecht, der in andern Häusern, bei schlimmen Dirnen herumsitzt. Verstehst du mich nun? — Ja freilich, Frau Trümpy. Ich hab' Euch schon sagen wollen, daß ich aus Euerm Brod gehe. — Undankbarer! wohin? — Zum Hagenbach. —</p><lb/> <p>Die Wittwe lachte wie ein Teufel auf, während ihr Herz vor Verdruß schwach wurde. Sie antwortete heiser und sich ermüdet auf die Bank niederlassend: Prosit, sage ich. Du hergelaufener Bursch, den ich nur dem Gallus zu lieb und aus Mitleid in meinen Dienst genommen! das ist mein Lohn? — Frau, ich bin kein hergelaufener Bursche. Meine Eltern waren rechtschaffene Leute; ich habe eine Heimath, wo ich schon eine Unterkunft fände, wenn ich wollte; hört Ihr? Wir sind aber geschieden, Frau. — Das sind wir; du hast nicht hören wollen, hast mich beleidigt, eine Frau, die ihre Batzen hat, die dich etwa noch glücklich gemacht hätte! Geh hin; du stimmst recht zusammen mit den Hungerleidern drüben, hättest es so gut haben können; wirst es bald bereuen. Geh nur hin; ich will nichts mehr von dir wissen. — Gottlob haltet Wort, Frau Trümpy; haltet Wort auch ferner. Adje, Frau. Zuvörderst müßt Ihr mir wohl erlauben,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0040]
fuhr die Trümpy fort, indem sie ihrer Galle die Zügel schießen ließ, so? Prosit! Ich aber leide das Zusammenstecken nicht. Ich duld' es nicht. Meine Dienstboten müssen christlich und keusch leben. Ich bin eine unbescholtene Frau; ich behalte keinen Knecht, der in andern Häusern, bei schlimmen Dirnen herumsitzt. Verstehst du mich nun? — Ja freilich, Frau Trümpy. Ich hab' Euch schon sagen wollen, daß ich aus Euerm Brod gehe. — Undankbarer! wohin? — Zum Hagenbach. —
Die Wittwe lachte wie ein Teufel auf, während ihr Herz vor Verdruß schwach wurde. Sie antwortete heiser und sich ermüdet auf die Bank niederlassend: Prosit, sage ich. Du hergelaufener Bursch, den ich nur dem Gallus zu lieb und aus Mitleid in meinen Dienst genommen! das ist mein Lohn? — Frau, ich bin kein hergelaufener Bursche. Meine Eltern waren rechtschaffene Leute; ich habe eine Heimath, wo ich schon eine Unterkunft fände, wenn ich wollte; hört Ihr? Wir sind aber geschieden, Frau. — Das sind wir; du hast nicht hören wollen, hast mich beleidigt, eine Frau, die ihre Batzen hat, die dich etwa noch glücklich gemacht hätte! Geh hin; du stimmst recht zusammen mit den Hungerleidern drüben, hättest es so gut haben können; wirst es bald bereuen. Geh nur hin; ich will nichts mehr von dir wissen. — Gottlob haltet Wort, Frau Trümpy; haltet Wort auch ferner. Adje, Frau. Zuvörderst müßt Ihr mir wohl erlauben,
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Zitationshilfe: | Spindler, Karl: Die Engel-Ehe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–66. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_engel_1910/40>, abgerufen am 16.07.2024. |