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Spindler, Karl: Die Engel-Ehe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–66. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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langem Kampfe, mit ahnungsvollen Thränen und manchem Seufzer: Wohlan denn; wenn ich auch -- um Euch das schwerste Opfer zu bringen, das einem Kinde zugemuthet werden kann -- wenn ich auch sagte: Es geschehe Euer Wille!... wo fände sich der reiche Bräutigam zur armen Braut? -- Der wäre schon gefunden, meinte der Vater, sich behaglich die Hände reibend: des Landweibels Rüttimann ältester Sohn begehrt dich zu freien, und da meine schwankende Lage noch ein tiefes Geheimniß, so ist nicht zu zweifeln, daß Rüttimann's Vorschüsse meine Verluste ausgleichen und mir zum erwünschtesten Wohlstande verhelfen werden. Verena wurde blaß wie ein Tuch. Liebster Vater, stammelte sie mit der größten Bangigkeit, mein ganzes Leben opfern, und den Arglosen betrügen? -- Betrüge ich denn, da ich sicher weiß, mich zu retten und ihm mit Zinsen Alles zu vergüten; sicherer als daß ich lebe? Dein Leben opfern, wenn ich dich zur reichen Frau mache? Du träumest, mein Kind, und betrübst mich, statt mit Freuden deine Pflicht zu thun und mir zu gehorsamen. -- Meine Pflicht? fragte mit leicht empörtem Herzen Verena, und es wollte schon ein hartes Wort ihrem Munde entschlüpfen; doch preßte sie es zurück, floh in ihre Kammer, betete und weinte die ganze Nacht hindurch und ging in der frühesten Morgenstunde zur Kirche und zur Berathung mit der Oberin des Klosters. Zurückgekehrt von ihrem frommen Gange, warf sie sich an des Vaters Brust und

langem Kampfe, mit ahnungsvollen Thränen und manchem Seufzer: Wohlan denn; wenn ich auch — um Euch das schwerste Opfer zu bringen, das einem Kinde zugemuthet werden kann — wenn ich auch sagte: Es geschehe Euer Wille!... wo fände sich der reiche Bräutigam zur armen Braut? — Der wäre schon gefunden, meinte der Vater, sich behaglich die Hände reibend: des Landweibels Rüttimann ältester Sohn begehrt dich zu freien, und da meine schwankende Lage noch ein tiefes Geheimniß, so ist nicht zu zweifeln, daß Rüttimann's Vorschüsse meine Verluste ausgleichen und mir zum erwünschtesten Wohlstande verhelfen werden. Verena wurde blaß wie ein Tuch. Liebster Vater, stammelte sie mit der größten Bangigkeit, mein ganzes Leben opfern, und den Arglosen betrügen? — Betrüge ich denn, da ich sicher weiß, mich zu retten und ihm mit Zinsen Alles zu vergüten; sicherer als daß ich lebe? Dein Leben opfern, wenn ich dich zur reichen Frau mache? Du träumest, mein Kind, und betrübst mich, statt mit Freuden deine Pflicht zu thun und mir zu gehorsamen. — Meine Pflicht? fragte mit leicht empörtem Herzen Verena, und es wollte schon ein hartes Wort ihrem Munde entschlüpfen; doch preßte sie es zurück, floh in ihre Kammer, betete und weinte die ganze Nacht hindurch und ging in der frühesten Morgenstunde zur Kirche und zur Berathung mit der Oberin des Klosters. Zurückgekehrt von ihrem frommen Gange, warf sie sich an des Vaters Brust und

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:06:51Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:06:51Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Spindler, Karl: Die Engel-Ehe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–66. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_engel_1910/26>, abgerufen am 25.11.2024.