kann, daß eine wirkliche Dame weit mehr sei, als eine skisirte Dame. (die Präsidentin anblickend) Madam, sie spielen aus!
Sie thats, ohne ein Wort zu sprechen. Ihre Wangen waren hoch geröthet, ihr nie- dergeschlagnes Auge ruhte auf den Karten. Dies vermehrte den Triumph der Anwesen- den, welche das Gespräch deutlich gehört hat- ten, und es nun mit stillem Hohngelächter von einem Tische zum andern verbreiteten. Die Präsidentin spielte noch einige Zeit fort, end- lich endigte sie das Spiel unter einem Vor- wande früher als gewöhnlich. Wie sie die gebrauchten und verlohrnen Marken gegen Geld auswechseln wollte, entfiel ihrer merkbar zit- ternden Hand ein Dukaten, sie bückte sich dar- nach, und suchte ihn unter dem Tische. Der Fremde, welcher aus Prahlsucht einen grossen Pack Bankuoten herausgezogen hatte, um seine kleine Spielschuld zu bezahlen, ergrif sogleich
kann, daß eine wirkliche Dame weit mehr ſei, als eine ſkiſirte Dame. (die Praͤſidentin anblickend) Madam, ſie ſpielen aus!
Sie thats, ohne ein Wort zu ſprechen. Ihre Wangen waren hoch geroͤthet, ihr nie- dergeſchlagnes Auge ruhte auf den Karten. Dies vermehrte den Triumph der Anweſen- den, welche das Geſpraͤch deutlich gehoͤrt hat- ten, und es nun mit ſtillem Hohngelaͤchter von einem Tiſche zum andern verbreiteten. Die Praͤſidentin ſpielte noch einige Zeit fort, end- lich endigte ſie das Spiel unter einem Vor- wande fruͤher als gewoͤhnlich. Wie ſie die gebrauchten und verlohrnen Marken gegen Geld auswechſeln wollte, entfiel ihrer merkbar zit- ternden Hand ein Dukaten, ſie buͤckte ſich dar- nach, und ſuchte ihn unter dem Tiſche. Der Fremde, welcher aus Prahlſucht einen groſſen Pack Bankuoten herausgezogen hatte, um ſeine kleine Spielſchuld zu bezahlen, ergrif ſogleich
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kann, daß eine wirkliche Dame weit mehr ſei,
als eine ſkiſirte Dame. (die Praͤſidentin
anblickend) Madam, ſie ſpielen aus!
Sie thats, ohne ein Wort zu ſprechen.
Ihre Wangen waren hoch geroͤthet, ihr nie-
dergeſchlagnes Auge ruhte auf den Karten.
Dies vermehrte den Triumph der Anweſen-
den, welche das Geſpraͤch deutlich gehoͤrt hat-
ten, und es nun mit ſtillem Hohngelaͤchter von
einem Tiſche zum andern verbreiteten. Die
Praͤſidentin ſpielte noch einige Zeit fort, end-
lich endigte ſie das Spiel unter einem Vor-
wande fruͤher als gewoͤhnlich. Wie ſie die
gebrauchten und verlohrnen Marken gegen Geld
auswechſeln wollte, entfiel ihrer merkbar zit-
ternden Hand ein Dukaten, ſie buͤckte ſich dar-
nach, und ſuchte ihn unter dem Tiſche. Der
Fremde, welcher aus Prahlſucht einen groſſen
Pack Bankuoten herausgezogen hatte, um ſeine
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/98>, abgerufen am 22.11.2024.
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