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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796.

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thum berechtigte ihn, frei und unabhängig auf
seinen schönen Landgütern zu leben, aber sein
thätiger Geist verachtete Müssiggang und lä-
stige Ruhe, schon im achtzehnten Jahre seines
Alters trat er in die Dienste seines Monar-
chen, stieg durch Verdienst, nicht durch Für-
sprache, immer höher, und ward nach zwei
Monaten, nach dem Tode seines Vaters, zum
Präsidenten der Landesregierung ernannt. Er
hatte bisher mit seiner ihn äusserst liebenden
Gattin in stiller, häußlicher Ruhe gelebt, er
war der Trauer wegen mit ihr an keinem öf-
fentlichen Orte erschienen, und würde wahr-
scheinlich nie dort erschienen seyn, wenn ihm
sein neues Amt nicht neue Pflichten auferlegt
hätte. Er empfing als Präsident vom Mo-
narchen sogenannte Tafelgelder, mußte dafür
täglich an gewissen Tagen eine öffentliche Tafel
geben, und -- wahrscheinlich im Namen des
Monarchen -- den höhern Adel bewirthen.
Ehe ein Monat verfloß, erschien einer dieser

Tage,

thum berechtigte ihn, frei und unabhaͤngig auf
ſeinen ſchoͤnen Landguͤtern zu leben, aber ſein
thaͤtiger Geiſt verachtete Muͤſſiggang und laͤ-
ſtige Ruhe, ſchon im achtzehnten Jahre ſeines
Alters trat er in die Dienſte ſeines Monar-
chen, ſtieg durch Verdienſt, nicht durch Fuͤr-
ſprache, immer hoͤher, und ward nach zwei
Monaten, nach dem Tode ſeines Vaters, zum
Praͤſidenten der Landesregierung ernannt. Er
hatte bisher mit ſeiner ihn aͤuſſerſt liebenden
Gattin in ſtiller, haͤußlicher Ruhe gelebt, er
war der Trauer wegen mit ihr an keinem oͤf-
fentlichen Orte erſchienen, und wuͤrde wahr-
ſcheinlich nie dort erſchienen ſeyn, wenn ihm
ſein neues Amt nicht neue Pflichten auferlegt
haͤtte. Er empfing als Praͤſident vom Mo-
narchen ſogenannte Tafelgelder, mußte dafuͤr
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geben, und — wahrſcheinlich im Namen des
Monarchen — den hoͤhern Adel bewirthen.
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[64/0074] thum berechtigte ihn, frei und unabhaͤngig auf ſeinen ſchoͤnen Landguͤtern zu leben, aber ſein thaͤtiger Geiſt verachtete Muͤſſiggang und laͤ- ſtige Ruhe, ſchon im achtzehnten Jahre ſeines Alters trat er in die Dienſte ſeines Monar- chen, ſtieg durch Verdienſt, nicht durch Fuͤr- ſprache, immer hoͤher, und ward nach zwei Monaten, nach dem Tode ſeines Vaters, zum Praͤſidenten der Landesregierung ernannt. Er hatte bisher mit ſeiner ihn aͤuſſerſt liebenden Gattin in ſtiller, haͤußlicher Ruhe gelebt, er war der Trauer wegen mit ihr an keinem oͤf- fentlichen Orte erſchienen, und wuͤrde wahr- ſcheinlich nie dort erſchienen ſeyn, wenn ihm ſein neues Amt nicht neue Pflichten auferlegt haͤtte. Er empfing als Praͤſident vom Mo- narchen ſogenannte Tafelgelder, mußte dafuͤr taͤglich an gewiſſen Tagen eine oͤffentliche Tafel geben, und — wahrſcheinlich im Namen des Monarchen — den hoͤhern Adel bewirthen. Ehe ein Monat verfloß, erſchien einer dieſer Tage,

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/74>, abgerufen am 09.11.2024.