zur grössern und mehrern Aufmerksamkeit. Um Unglück zu verhüten, welches in ihrem Zu- stande so leicht und möglich war, verhinderten sie es strenge, daß Sophie nicht mehr nach dem Garten gehen, nicht mehr die hohe Linde be- steigen konnte, aber eben diese gute Meinung war die Ursache des schrecklichen Todes ihres unglücklichen Kindes. Sophie wollte beten, ihr Unglück, das keiner äussern Linderung fä- hig war, forderte diesen innern Trost mit Heftigkeit, ihr Wahnsinn verleitete sie zu den Gedanken, daß sie nur auf einem erhabnen Orte beten könne. Als ihr alter Vater, nö- thiger Geschäfte wegen, abwesend war, und ihre Mutter mit einer Nachbarin an der Haus- thüre sprach, verließ Sophie das Zimmer, eilte auf den Boden des Hauses, erkletterte ein Dachfenster, und wollte durch dieses bis au den Fenstern des Hauses empor klim- men. Die Nachbarn sahen es, ehe sie aber zn Hülfe eilen konnten, verlohr ihr Körper das
zur groͤſſern und mehrern Aufmerkſamkeit. Um Ungluͤck zu verhuͤten, welches in ihrem Zu- ſtande ſo leicht und moͤglich war, verhinderten ſie es ſtrenge, daß Sophie nicht mehr nach dem Garten gehen, nicht mehr die hohe Linde be- ſteigen konnte, aber eben dieſe gute Meinung war die Urſache des ſchrecklichen Todes ihres ungluͤcklichen Kindes. Sophie wollte beten, ihr Ungluͤck, das keiner aͤuſſern Linderung faͤ- hig war, forderte dieſen innern Troſt mit Heftigkeit, ihr Wahnſinn verleitete ſie zu den Gedanken, daß ſie nur auf einem erhabnen Orte beten koͤnne. Als ihr alter Vater, noͤ- thiger Geſchaͤfte wegen, abweſend war, und ihre Mutter mit einer Nachbarin an der Haus- thuͤre ſprach, verließ Sophie das Zimmer, eilte auf den Boden des Hauſes, erkletterte ein Dachfenſter, und wollte durch dieſes bis au den Fenſtern des Hauſes empor klim- men. Die Nachbarn ſahen es, ehe ſie aber zn Huͤlfe eilen konnten, verlohr ihr Koͤrper das
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zur groͤſſern und mehrern Aufmerkſamkeit.
Um Ungluͤck zu verhuͤten, welches in ihrem Zu-
ſtande ſo leicht und moͤglich war, verhinderten
ſie es ſtrenge, daß Sophie nicht mehr nach dem
Garten gehen, nicht mehr die hohe Linde be-
ſteigen konnte, aber eben dieſe gute Meinung
war die Urſache des ſchrecklichen Todes ihres
ungluͤcklichen Kindes. Sophie wollte beten,
ihr Ungluͤck, das keiner aͤuſſern Linderung faͤ-
hig war, forderte dieſen innern Troſt mit
Heftigkeit, ihr Wahnſinn verleitete ſie zu den
Gedanken, daß ſie nur auf einem erhabnen
Orte beten koͤnne. Als ihr alter Vater, noͤ-
thiger Geſchaͤfte wegen, abweſend war, und
ihre Mutter mit einer Nachbarin an der Haus-
thuͤre ſprach, verließ Sophie das Zimmer,
eilte auf den Boden des Hauſes, erkletterte
ein Dachfenſter, und wollte durch dieſes bis
au den Fenſtern des Hauſes empor klim-
men. Die Nachbarn ſahen es, ehe ſie aber zn
Huͤlfe eilen konnten, verlohr ihr Koͤrper das
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/67>, abgerufen am 22.11.2024.
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