nem künftigen Gatten seinem Throne, beweise ihm, daß du seine rechtmässige Enkelin seist, und er wird dirs und deinen Kindern wahrscheinlich mit grossen Wohlthaten lohnen."
Lange sassen die Unglücklichen noch stumm und trauernd, als der Mönch schon mit seiner Vorlesung geendet hatte. Jeder hofte Stof zur Ueberlegung in Fülle. Hugo suchte noch immer und emsig Rettung aus dem schrecklichen Abgrunde, in welchen er sich gestürzt fand. Kleta sah nun in vollem Lichte die Ursache, warum ihre Mutter bei Hugos Anblick so er- schrak, bei seiner Anwerbung zurückbebte, und ihr Erhörung seiner Wünsche unter dem schreck- lichsten Fluche verbot. Rückerinnerung an ihr voriges Leiden, und allzu heftige Gemüthsbe- wegung verhinderten sie wahrscheinlich an schneller Entdeckung. Sie wollte erst wieder Kräfte sammlen, und beschied deswegen den wiedergefundnen Sohn auf den andern Tag, an dessen Morgen neues Schrecken ihr Leben endete. Kleta bereute izt innig, daß sie der
nem kuͤnftigen Gatten ſeinem Throne, beweiſe ihm, daß du ſeine rechtmaͤſſige Enkelin ſeiſt, und er wird dirs und deinen Kindern wahrſcheinlich mit groſſen Wohlthaten lohnen.“
Lange ſaſſen die Ungluͤcklichen noch ſtumm und trauernd, als der Moͤnch ſchon mit ſeiner Vorleſung geendet hatte. Jeder hofte Stof zur Ueberlegung in Fuͤlle. Hugo ſuchte noch immer und emſig Rettung aus dem ſchrecklichen Abgrunde, in welchen er ſich geſtuͤrzt fand. Kleta ſah nun in vollem Lichte die Urſache, warum ihre Mutter bei Hugos Anblick ſo er- ſchrak, bei ſeiner Anwerbung zuruͤckbebte, und ihr Erhoͤrung ſeiner Wuͤnſche unter dem ſchreck- lichſten Fluche verbot. Ruͤckerinnerung an ihr voriges Leiden, und allzu heftige Gemuͤthsbe- wegung verhinderten ſie wahrſcheinlich an ſchneller Entdeckung. Sie wollte erſt wieder Kraͤfte ſammlen, und beſchied deswegen den wiedergefundnen Sohn auf den andern Tag, an deſſen Morgen neues Schrecken ihr Leben endete. Kleta bereute izt innig, daß ſie der
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nem kuͤnftigen Gatten ſeinem Throne, beweiſe
ihm, daß du ſeine rechtmaͤſſige Enkelin ſeiſt, und
er wird dirs und deinen Kindern wahrſcheinlich
mit groſſen Wohlthaten lohnen.“
Lange ſaſſen die Ungluͤcklichen noch ſtumm
und trauernd, als der Moͤnch ſchon mit ſeiner
Vorleſung geendet hatte. Jeder hofte Stof
zur Ueberlegung in Fuͤlle. Hugo ſuchte noch
immer und emſig Rettung aus dem ſchrecklichen
Abgrunde, in welchen er ſich geſtuͤrzt fand.
Kleta ſah nun in vollem Lichte die Urſache,
warum ihre Mutter bei Hugos Anblick ſo er-
ſchrak, bei ſeiner Anwerbung zuruͤckbebte, und
ihr Erhoͤrung ſeiner Wuͤnſche unter dem ſchreck-
lichſten Fluche verbot. Ruͤckerinnerung an ihr
voriges Leiden, und allzu heftige Gemuͤthsbe-
wegung verhinderten ſie wahrſcheinlich an
ſchneller Entdeckung. Sie wollte erſt wieder
Kraͤfte ſammlen, und beſchied deswegen den
wiedergefundnen Sohn auf den andern Tag,
an deſſen Morgen neues Schrecken ihr Leben
endete. Kleta bereute izt innig, daß ſie der
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/287>, abgerufen am 24.11.2024.
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