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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796.

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Ihn anzutasten, war unser Wille nicht,
reichte unsre Kraft nicht, wir wollten uns da-
her eben von der Strasse ab, tiefer in den
Forst ziehen, als einige der Unsern die Nach-
richt brachten, daß der Kaiser diese Nacht in
der Burg erwartet, aber dort ganz gewiß
nicht anlangen werde, weil er in einem nahen
Städtchen in ihrer Gegenwart nur mit wenigen
seines Gefolgs Nachtherberge genommen, sei-
ne Reiter und Reisige aber auf einer andern
Strasse gen Tirol vorwärts gesandt habe.
Bei diesem glücklichen Umstande, fuhren sie
fort, kann schnelle List unsre Rache fördern.
Des Kaisers Sohn erwartet noch immer den
Vater, dies erfuhren wir izt erst von einigen
Dienern, welche auf der Strasse spähten, und
bei uns nach ihm forschten; wir benuzten die
Gelegenheit, und versicherten sie, daß er im
Anzuge begriffen sey. Kommt, Brüder,
kommt, laßt uns, wenns ganz dunkel ist,
nach der Veste ziehen, man wird sicher glau-

Ihn anzutaſten, war unſer Wille nicht,
reichte unſre Kraft nicht, wir wollten uns da-
her eben von der Straſſe ab, tiefer in den
Forſt ziehen, als einige der Unſern die Nach-
richt brachten, daß der Kaiſer dieſe Nacht in
der Burg erwartet, aber dort ganz gewiß
nicht anlangen werde, weil er in einem nahen
Staͤdtchen in ihrer Gegenwart nur mit wenigen
ſeines Gefolgs Nachtherberge genommen, ſei-
ne Reiter und Reiſige aber auf einer andern
Straſſe gen Tirol vorwaͤrts geſandt habe.
Bei dieſem gluͤcklichen Umſtande, fuhren ſie
fort, kann ſchnelle Liſt unſre Rache foͤrdern.
Des Kaiſers Sohn erwartet noch immer den
Vater, dies erfuhren wir izt erſt von einigen
Dienern, welche auf der Straſſe ſpaͤhten, und
bei uns nach ihm forſchten; wir benuzten die
Gelegenheit, und verſicherten ſie, daß er im
Anzuge begriffen ſey. Kommt, Bruͤder,
kommt, laßt uns, wenns ganz dunkel iſt,
nach der Veſte ziehen, man wird ſicher glau-

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[271/0281] Ihn anzutaſten, war unſer Wille nicht, reichte unſre Kraft nicht, wir wollten uns da- her eben von der Straſſe ab, tiefer in den Forſt ziehen, als einige der Unſern die Nach- richt brachten, daß der Kaiſer dieſe Nacht in der Burg erwartet, aber dort ganz gewiß nicht anlangen werde, weil er in einem nahen Staͤdtchen in ihrer Gegenwart nur mit wenigen ſeines Gefolgs Nachtherberge genommen, ſei- ne Reiter und Reiſige aber auf einer andern Straſſe gen Tirol vorwaͤrts geſandt habe. Bei dieſem gluͤcklichen Umſtande, fuhren ſie fort, kann ſchnelle Liſt unſre Rache foͤrdern. Des Kaiſers Sohn erwartet noch immer den Vater, dies erfuhren wir izt erſt von einigen Dienern, welche auf der Straſſe ſpaͤhten, und bei uns nach ihm forſchten; wir benuzten die Gelegenheit, und verſicherten ſie, daß er im Anzuge begriffen ſey. Kommt, Bruͤder, kommt, laßt uns, wenns ganz dunkel iſt, nach der Veſte ziehen, man wird ſicher glau-

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/281>, abgerufen am 24.11.2024.