mit Ungeduld der Zeit, in welcher mir meine Kräfte einen Ausgang gestatteten.
Ich erfuhr sogleich, daß du mit dem Kai- ser gen München gezogen seist, und die Tochter einer edlen, aber stummen Böhmin heurathen würdest. Ich zitterte und bebte, forschte nach ihrer Wohnung, und erfuhr dort, daß die Tochter nach München gereist, die Mutter aber an eben dem Tage gestorben sei, an welchem ich sie, und wahrscheinlich sie mich, erkannte. Ich vergaß Pflicht und Gelübde meines Ordens, eilte nach München, und hörte, daß mein Un- glück vollendet sei, der Bruder seine Schwester würklich geheurathet habe.
Die Schilderung des edlen Paares, welche noch aller Zungen beschäftigte, die Beschreibung der reinen, ächten Liebe desselben quälte mein Herz und reizte es zum Mitleid. Ich zögerte, so grosses Glück zu stöhren, achtete es für un-
mit Ungeduld der Zeit, in welcher mir meine Kraͤfte einen Ausgang geſtatteten.
Ich erfuhr ſogleich, daß du mit dem Kai- ſer gen Muͤnchen gezogen ſeiſt, und die Tochter einer edlen, aber ſtummen Boͤhmin heurathen wuͤrdeſt. Ich zitterte und bebte, forſchte nach ihrer Wohnung, und erfuhr dort, daß die Tochter nach Muͤnchen gereiſt, die Mutter aber an eben dem Tage geſtorben ſei, an welchem ich ſie, und wahrſcheinlich ſie mich, erkannte. Ich vergaß Pflicht und Geluͤbde meines Ordens, eilte nach Muͤnchen, und hoͤrte, daß mein Un- gluͤck vollendet ſei, der Bruder ſeine Schweſter wuͤrklich geheurathet habe.
Die Schilderung des edlen Paares, welche noch aller Zungen beſchaͤftigte, die Beſchreibung der reinen, aͤchten Liebe deſſelben quaͤlte mein Herz und reizte es zum Mitleid. Ich zoͤgerte, ſo groſſes Gluͤck zu ſtoͤhren, achtete es fuͤr un-
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mit Ungeduld der Zeit, in welcher mir meine
Kraͤfte einen Ausgang geſtatteten.
Ich erfuhr ſogleich, daß du mit dem Kai-
ſer gen Muͤnchen gezogen ſeiſt, und die Tochter
einer edlen, aber ſtummen Boͤhmin heurathen
wuͤrdeſt. Ich zitterte und bebte, forſchte nach
ihrer Wohnung, und erfuhr dort, daß die
Tochter nach Muͤnchen gereiſt, die Mutter aber
an eben dem Tage geſtorben ſei, an welchem
ich ſie, und wahrſcheinlich ſie mich, erkannte.
Ich vergaß Pflicht und Geluͤbde meines Ordens,
eilte nach Muͤnchen, und hoͤrte, daß mein Un-
gluͤck vollendet ſei, der Bruder ſeine Schweſter
wuͤrklich geheurathet habe.
Die Schilderung des edlen Paares, welche
noch aller Zungen beſchaͤftigte, die Beſchreibung
der reinen, aͤchten Liebe deſſelben quaͤlte mein
Herz und reizte es zum Mitleid. Ich zoͤgerte,
ſo groſſes Gluͤck zu ſtoͤhren, achtete es fuͤr un-
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/249>, abgerufen am 25.11.2024.
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