einem Abende verspielt, und diente daher nur zur Vergrösserung seiner Liederlichkeit. Seine Spielsucht mehrte sich täglich, um sie zu be- friedigen, machte er für seinen Stand nahm- hafte Schulden, die ihn quälten und ängstig- ten, aber auch in der Hofnung, daß er glück- lich spielen würde, stets zu neuem Spiele ver- leiteten.
Als er eben wegen einer Schuld von zehn Gulden äusserst gedrängt wurde, Klage bei seinem Hauptmanne befürchtete, und doch nicht wußte, wie er bezahlen sollte, traf ihn die Reihe zur Wachtparade. Er mußte an der Thüre des Saals Wache stehen, in welchem der Marggraf mit den Grossen seines Hofes speißte, und seinen Geburtstag feierte. Wil- helm war so glücklich an diesem Tage seine Sophie einigemal zu sehen und sogar im Vor- übergehen zu sprechen. Dies machte ihn hei- ter und fröhlich, wenn er aber seiner Schul-
einem Abende verſpielt, und diente daher nur zur Vergroͤſſerung ſeiner Liederlichkeit. Seine Spielſucht mehrte ſich taͤglich, um ſie zu be- friedigen, machte er fuͤr ſeinen Stand nahm- hafte Schulden, die ihn quaͤlten und aͤngſtig- ten, aber auch in der Hofnung, daß er gluͤck- lich ſpielen wuͤrde, ſtets zu neuem Spiele ver- leiteten.
Als er eben wegen einer Schuld von zehn Gulden aͤuſſerſt gedraͤngt wurde, Klage bei ſeinem Hauptmanne befuͤrchtete, und doch nicht wußte, wie er bezahlen ſollte, traf ihn die Reihe zur Wachtparade. Er mußte an der Thuͤre des Saals Wache ſtehen, in welchem der Marggraf mit den Groſſen ſeines Hofes ſpeißte, und ſeinen Geburtstag feierte. Wil- helm war ſo gluͤcklich an dieſem Tage ſeine Sophie einigemal zu ſehen und ſogar im Vor- uͤbergehen zu ſprechen. Dies machte ihn hei- ter und froͤhlich, wenn er aber ſeiner Schul-
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einem Abende verſpielt, und diente daher nur
zur Vergroͤſſerung ſeiner Liederlichkeit. Seine
Spielſucht mehrte ſich taͤglich, um ſie zu be-
friedigen, machte er fuͤr ſeinen Stand nahm-
hafte Schulden, die ihn quaͤlten und aͤngſtig-
ten, aber auch in der Hofnung, daß er gluͤck-
lich ſpielen wuͤrde, ſtets zu neuem Spiele ver-
leiteten.
Als er eben wegen einer Schuld von zehn
Gulden aͤuſſerſt gedraͤngt wurde, Klage bei
ſeinem Hauptmanne befuͤrchtete, und doch nicht
wußte, wie er bezahlen ſollte, traf ihn die
Reihe zur Wachtparade. Er mußte an der
Thuͤre des Saals Wache ſtehen, in welchem
der Marggraf mit den Groſſen ſeines Hofes
ſpeißte, und ſeinen Geburtstag feierte. Wil-
helm war ſo gluͤcklich an dieſem Tage ſeine
Sophie einigemal zu ſehen und ſogar im Vor-
uͤbergehen zu ſprechen. Dies machte ihn hei-
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/23>, abgerufen am 21.11.2024.
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