ofnen Armen entgegen, aber alle schauderten zurück, als er sie mit fürchterlichen Blicken an- grinzte, als er ihnen zurief: Ich bin ver- dammt, und ihr alle seyd verdammt!
Nur mit Gewalt konnte man ihn nach der Stube schleppen, man mußte an seinem Lager wachen, weil er immer entfliehen wollte. Schon am dritten Tage raßte er fürchterlich, und die trauernde Gattin konnte es nicht hin- dern, als man ihn mit Ketten fesselte, weil sie für das Leben ihrer Kinder zagte, die er einigemal erwürgen wollte, um den hungrigen Teufel damit zu füttern, welcher seiner Ein- bildung nach, stets mit ofnen Krallen vor ihm stand. Das Bild der Hölle stand fest vor sei- ner Seele, sein Weib und seine Kinder konn- ten es nicht wegbeten, kein Arzt die Quaalen lindern, welche der immer dauernde Anblick ihm verursachte. Ich bin verdammt! Dies waren die einzigen Worte, welche er stets und
ofnen Armen entgegen, aber alle ſchauderten zuruͤck, als er ſie mit fuͤrchterlichen Blicken an- grinzte, als er ihnen zurief: Ich bin ver- dammt, und ihr alle ſeyd verdammt!
Nur mit Gewalt konnte man ihn nach der Stube ſchleppen, man mußte an ſeinem Lager wachen, weil er immer entfliehen wollte. Schon am dritten Tage raßte er fuͤrchterlich, und die trauernde Gattin konnte es nicht hin- dern, als man ihn mit Ketten feſſelte, weil ſie fuͤr das Leben ihrer Kinder zagte, die er einigemal erwuͤrgen wollte, um den hungrigen Teufel damit zu fuͤttern, welcher ſeiner Ein- bildung nach, ſtets mit ofnen Krallen vor ihm ſtand. Das Bild der Hoͤlle ſtand feſt vor ſei- ner Seele, ſein Weib und ſeine Kinder konn- ten es nicht wegbeten, kein Arzt die Quaalen lindern, welche der immer dauernde Anblick ihm verurſachte. Ich bin verdammt! Dies waren die einzigen Worte, welche er ſtets und
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0217"n="207"/>
ofnen Armen entgegen, aber alle ſchauderten<lb/>
zuruͤck, als er ſie mit fuͤrchterlichen Blicken an-<lb/>
grinzte, als er ihnen zurief: Ich bin ver-<lb/>
dammt, und ihr alle ſeyd verdammt!</p><lb/><p>Nur mit Gewalt konnte man ihn nach der<lb/>
Stube ſchleppen, man mußte an ſeinem Lager<lb/>
wachen, weil er immer entfliehen wollte.<lb/>
Schon am dritten Tage raßte er fuͤrchterlich,<lb/>
und die trauernde Gattin konnte es nicht hin-<lb/>
dern, als man ihn mit Ketten feſſelte, weil<lb/>ſie fuͤr das Leben ihrer Kinder zagte, die er<lb/>
einigemal erwuͤrgen wollte, um den hungrigen<lb/>
Teufel damit zu fuͤttern, welcher ſeiner Ein-<lb/>
bildung nach, ſtets mit ofnen Krallen vor ihm<lb/>ſtand. Das Bild der Hoͤlle ſtand feſt vor ſei-<lb/>
ner Seele, ſein Weib und ſeine Kinder konn-<lb/>
ten es nicht wegbeten, kein Arzt die Quaalen<lb/>
lindern, welche der immer dauernde Anblick<lb/>
ihm verurſachte. Ich bin verdammt! Dies<lb/>
waren die einzigen Worte, welche er ſtets und<lb/></p></div></body></text></TEI>
[207/0217]
ofnen Armen entgegen, aber alle ſchauderten
zuruͤck, als er ſie mit fuͤrchterlichen Blicken an-
grinzte, als er ihnen zurief: Ich bin ver-
dammt, und ihr alle ſeyd verdammt!
Nur mit Gewalt konnte man ihn nach der
Stube ſchleppen, man mußte an ſeinem Lager
wachen, weil er immer entfliehen wollte.
Schon am dritten Tage raßte er fuͤrchterlich,
und die trauernde Gattin konnte es nicht hin-
dern, als man ihn mit Ketten feſſelte, weil
ſie fuͤr das Leben ihrer Kinder zagte, die er
einigemal erwuͤrgen wollte, um den hungrigen
Teufel damit zu fuͤttern, welcher ſeiner Ein-
bildung nach, ſtets mit ofnen Krallen vor ihm
ſtand. Das Bild der Hoͤlle ſtand feſt vor ſei-
ner Seele, ſein Weib und ſeine Kinder konn-
ten es nicht wegbeten, kein Arzt die Quaalen
lindern, welche der immer dauernde Anblick
ihm verurſachte. Ich bin verdammt! Dies
waren die einzigen Worte, welche er ſtets und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/217>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.