opfer des wucherischen Bauern öffentlich erzähl- te, ihn wieder aufnahm in den Bund der Gna- de, in die Gemeinschaft der allein selig machen- den Kirche, da wich Furcht und Angst, da glaubte der arme Hanns zuversichtlich, daß auch Gott vergeben und vergessen werde. Mit dieser Ueberzeugung ging er wieder wohlgemu- thet an seine Arbeit, und die gute Hausfrau machte es sich zur unverbrüchlichen Regel, alle Erstlinge der Früchte und des Viehs im Klo- ster dem Herrn zu opfern.
Im folgenden Winter bekamen Hannsens Kinder die Blattern, zwei Knaben starben, die übrigen entgingen dem Tode nur mit Mü- he. Eines seiner besten Pferde brach kurz nachher den Fuß, und einen fetten Mastochsen fand man am Morgen tod im Stalle. Der Tod der geliebten Kinder kränkte das Herz des Vaters, der Verlust des Viehes machte den sonst so glücklichen Wirth äusserst traurig. Er
opfer des wucheriſchen Bauern oͤffentlich erzaͤhl- te, ihn wieder aufnahm in den Bund der Gna- de, in die Gemeinſchaft der allein ſelig machen- den Kirche, da wich Furcht und Angſt, da glaubte der arme Hanns zuverſichtlich, daß auch Gott vergeben und vergeſſen werde. Mit dieſer Ueberzeugung ging er wieder wohlgemu- thet an ſeine Arbeit, und die gute Hausfrau machte es ſich zur unverbruͤchlichen Regel, alle Erſtlinge der Fruͤchte und des Viehs im Klo- ſter dem Herrn zu opfern.
Im folgenden Winter bekamen Hannſens Kinder die Blattern, zwei Knaben ſtarben, die uͤbrigen entgingen dem Tode nur mit Muͤ- he. Eines ſeiner beſten Pferde brach kurz nachher den Fuß, und einen fetten Maſtochſen fand man am Morgen tod im Stalle. Der Tod der geliebten Kinder kraͤnkte das Herz des Vaters, der Verluſt des Viehes machte den ſonſt ſo gluͤcklichen Wirth aͤuſſerſt traurig. Er
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0198"n="188"/>
opfer des wucheriſchen Bauern oͤffentlich erzaͤhl-<lb/>
te, ihn wieder aufnahm in den Bund der Gna-<lb/>
de, in die Gemeinſchaft der allein ſelig machen-<lb/>
den Kirche, da wich Furcht und Angſt, da<lb/>
glaubte der arme Hanns zuverſichtlich, daß<lb/>
auch Gott vergeben und vergeſſen werde. Mit<lb/>
dieſer Ueberzeugung ging er wieder wohlgemu-<lb/>
thet an ſeine Arbeit, und die gute Hausfrau<lb/>
machte es ſich zur unverbruͤchlichen Regel, alle<lb/>
Erſtlinge der Fruͤchte und des Viehs im Klo-<lb/>ſter dem Herrn zu opfern.</p><lb/><p>Im folgenden Winter bekamen Hannſens<lb/>
Kinder die Blattern, zwei Knaben ſtarben,<lb/>
die uͤbrigen entgingen dem Tode nur mit Muͤ-<lb/>
he. Eines ſeiner beſten Pferde brach kurz<lb/>
nachher den Fuß, und einen fetten Maſtochſen<lb/>
fand man am Morgen tod im Stalle. Der<lb/>
Tod der geliebten Kinder kraͤnkte das Herz des<lb/>
Vaters, der Verluſt des Viehes machte den<lb/>ſonſt ſo gluͤcklichen Wirth aͤuſſerſt traurig. Er<lb/></p></div></body></text></TEI>
[188/0198]
opfer des wucheriſchen Bauern oͤffentlich erzaͤhl-
te, ihn wieder aufnahm in den Bund der Gna-
de, in die Gemeinſchaft der allein ſelig machen-
den Kirche, da wich Furcht und Angſt, da
glaubte der arme Hanns zuverſichtlich, daß
auch Gott vergeben und vergeſſen werde. Mit
dieſer Ueberzeugung ging er wieder wohlgemu-
thet an ſeine Arbeit, und die gute Hausfrau
machte es ſich zur unverbruͤchlichen Regel, alle
Erſtlinge der Fruͤchte und des Viehs im Klo-
ſter dem Herrn zu opfern.
Im folgenden Winter bekamen Hannſens
Kinder die Blattern, zwei Knaben ſtarben,
die uͤbrigen entgingen dem Tode nur mit Muͤ-
he. Eines ſeiner beſten Pferde brach kurz
nachher den Fuß, und einen fetten Maſtochſen
fand man am Morgen tod im Stalle. Der
Tod der geliebten Kinder kraͤnkte das Herz des
Vaters, der Verluſt des Viehes machte den
ſonſt ſo gluͤcklichen Wirth aͤuſſerſt traurig. Er
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/198>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.