gleicht vollkommen der überirdischen, die nicht einmal der Dollmetscher Gottes zu schil- dern, die keines Sterblichen Mund auszu- sprechen vermag. Die Ueberglückliche war ganz einem Kinde ähnlich, sie taumelte won- nevoll umher, hob jeden Gegenstand in die Höhe, und legte ihn eben so schnell wieder von sich, sie träumte wachend, und sprach nur immer von dem Glücke, das selbst ihrer erhitzten Einbildungskraft nur ein Traum schien.
O wie unendlich langsam flossen ihr izt die Stunden vorüber, die sie von der Er- füllung ihres heissen Wunsches trennten! Kein Schlaf erquickte das Auge der Hoffenden, immer starrte es sehnsuchtsvoll in die Zu- kunft, und sah den geliebten Gatten mit ofnen Armen vor sich stehen. Die Fürstin hatte beschlossen, einige Tage auf dem Land- gute der Gräfin zu ruhen, als sie aber
gleicht vollkommen der uͤberirdiſchen, die nicht einmal der Dollmetſcher Gottes zu ſchil- dern, die keines Sterblichen Mund auszu- ſprechen vermag. Die Uebergluͤckliche war ganz einem Kinde aͤhnlich, ſie taumelte won- nevoll umher, hob jeden Gegenſtand in die Hoͤhe, und legte ihn eben ſo ſchnell wieder von ſich, ſie traͤumte wachend, und ſprach nur immer von dem Gluͤcke, das ſelbſt ihrer erhitzten Einbildungskraft nur ein Traum ſchien.
O wie unendlich langſam floſſen ihr izt die Stunden voruͤber, die ſie von der Er- fuͤllung ihres heiſſen Wunſches trennten! Kein Schlaf erquickte das Auge der Hoffenden, immer ſtarrte es ſehnſuchtsvoll in die Zu- kunft, und ſah den geliebten Gatten mit ofnen Armen vor ſich ſtehen. Die Fuͤrſtin hatte beſchloſſen, einige Tage auf dem Land- gute der Graͤfin zu ruhen, als ſie aber
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0177"n="167"/>
gleicht vollkommen der uͤberirdiſchen, die<lb/>
nicht einmal der Dollmetſcher Gottes zu ſchil-<lb/>
dern, die keines Sterblichen Mund auszu-<lb/>ſprechen vermag. Die Uebergluͤckliche war<lb/>
ganz einem Kinde aͤhnlich, ſie taumelte won-<lb/>
nevoll umher, hob jeden Gegenſtand in die<lb/>
Hoͤhe, und legte ihn eben ſo ſchnell wieder<lb/>
von ſich, ſie traͤumte wachend, und ſprach<lb/>
nur immer von dem Gluͤcke, das ſelbſt ihrer<lb/>
erhitzten Einbildungskraft nur ein Traum<lb/>ſchien.</p><lb/><p>O wie unendlich langſam floſſen ihr izt<lb/>
die Stunden voruͤber, die ſie von der Er-<lb/>
fuͤllung ihres heiſſen Wunſches trennten! Kein<lb/>
Schlaf erquickte das Auge der Hoffenden,<lb/>
immer ſtarrte es ſehnſuchtsvoll in die Zu-<lb/>
kunft, und ſah den geliebten Gatten mit<lb/>
ofnen Armen vor ſich ſtehen. Die Fuͤrſtin<lb/>
hatte beſchloſſen, einige Tage auf dem Land-<lb/>
gute der Graͤfin zu ruhen, als ſie aber<lb/></p></div></body></text></TEI>
[167/0177]
gleicht vollkommen der uͤberirdiſchen, die
nicht einmal der Dollmetſcher Gottes zu ſchil-
dern, die keines Sterblichen Mund auszu-
ſprechen vermag. Die Uebergluͤckliche war
ganz einem Kinde aͤhnlich, ſie taumelte won-
nevoll umher, hob jeden Gegenſtand in die
Hoͤhe, und legte ihn eben ſo ſchnell wieder
von ſich, ſie traͤumte wachend, und ſprach
nur immer von dem Gluͤcke, das ſelbſt ihrer
erhitzten Einbildungskraft nur ein Traum
ſchien.
O wie unendlich langſam floſſen ihr izt
die Stunden voruͤber, die ſie von der Er-
fuͤllung ihres heiſſen Wunſches trennten! Kein
Schlaf erquickte das Auge der Hoffenden,
immer ſtarrte es ſehnſuchtsvoll in die Zu-
kunft, und ſah den geliebten Gatten mit
ofnen Armen vor ſich ſtehen. Die Fuͤrſtin
hatte beſchloſſen, einige Tage auf dem Land-
gute der Graͤfin zu ruhen, als ſie aber
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/177>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.