zucht besitzen müsse, er schwäzte daher bestän- dig mit ihm über die Vortheile und Hinder- nisse der Leztern, um die Erstern zu prü- fen. Ein Glück für den Grafen, daß er stets die Oekonomie leidenschaftlich liebte, wenn er auf seinen Landgütern einig Wochen Erholung von seinen Geschäften suchte, sich in den vor- nehmsten Zweigen derselben praktisch übte, und daher wenigstens mit den allgemeinen Regeln einer guten Schaafzucht nicht unbe- kannt war, freilich in der Folge nicht leistete, was der Alte hofte, aber doch auch nichts ver- darb, und wegen seines stillen und eingezoge- nen Lebenswandels endlich der Liebling dessel- ben ward.
Die Fürstin besuchte bald hernach die Schäferei, und hatte Gelegenheit, mit dem Grafen tröstend zu sprechen. Er dankte innig für ihren Schuz, und dankte noch inniger, als sie ihm kund machte, daß sein Weib, sei-
zucht beſitzen muͤſſe, er ſchwaͤzte daher beſtaͤn- dig mit ihm uͤber die Vortheile und Hinder- niſſe der Leztern, um die Erſtern zu pruͤ- fen. Ein Gluͤck fuͤr den Grafen, daß er ſtets die Oekonomie leidenſchaftlich liebte, wenn er auf ſeinen Landguͤtern einig Wochen Erholung von ſeinen Geſchaͤften ſuchte, ſich in den vor- nehmſten Zweigen derſelben praktiſch uͤbte, und daher wenigſtens mit den allgemeinen Regeln einer guten Schaafzucht nicht unbe- kannt war, freilich in der Folge nicht leiſtete, was der Alte hofte, aber doch auch nichts ver- darb, und wegen ſeines ſtillen und eingezoge- nen Lebenswandels endlich der Liebling deſſel- ben ward.
Die Fuͤrſtin beſuchte bald hernach die Schaͤferei, und hatte Gelegenheit, mit dem Grafen troͤſtend zu ſprechen. Er dankte innig fuͤr ihren Schuz, und dankte noch inniger, als ſie ihm kund machte, daß ſein Weib, ſei-
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zucht beſitzen muͤſſe, er ſchwaͤzte daher beſtaͤn-
dig mit ihm uͤber die Vortheile und Hinder-
niſſe der Leztern, um die Erſtern zu pruͤ-
fen. Ein Gluͤck fuͤr den Grafen, daß er ſtets
die Oekonomie leidenſchaftlich liebte, wenn er
auf ſeinen Landguͤtern einig Wochen Erholung
von ſeinen Geſchaͤften ſuchte, ſich in den vor-
nehmſten Zweigen derſelben praktiſch uͤbte,
und daher wenigſtens mit den allgemeinen
Regeln einer guten Schaafzucht nicht unbe-
kannt war, freilich in der Folge nicht leiſtete,
was der Alte hofte, aber doch auch nichts ver-
darb, und wegen ſeines ſtillen und eingezoge-
nen Lebenswandels endlich der Liebling deſſel-
ben ward.
Die Fuͤrſtin beſuchte bald hernach die
Schaͤferei, und hatte Gelegenheit, mit dem
Grafen troͤſtend zu ſprechen. Er dankte innig
fuͤr ihren Schuz, und dankte noch inniger,
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/165>, abgerufen am 25.11.2024.
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