grasreichen Thäler hatten die ökonomische Für- stin bewogen, die erstern zu einer Sommer- weide, die leztern zum Heu für einige tau- send Schaafe zu benuzen, welche dort herrlich gedeihten, und weit mehr Nuzen brachten, als das wenige Wild, welches ihre Vorfahren sonst in dieser Gegend gehegt hatten. Der Vorsteher dieser Schäferei, ein alter, aber biederer und redlicher Mann, empfing den Grafen mit bäurischer, aber traulicher Freundlichkeit. Er hatte ihn schon längst er- wartet, und deswegen schon einen seiner Knechte des Dienstes entlassen, um dem Er- warteten seinen Plaz sogleich anweisen zu kön- nen. Noch am nemlichen Tage übergab er ihm daher vierhundert Stück schöne Schaafe, die er leiten, führen und pflegen sollte.
Die Empfehlung der Fürstin erregte ganz natürlich bei dem Alten den Gedanken, daß der Fremde seltne Kenntnisse in der Schaaf-
grasreichen Thaͤler hatten die oͤkonomiſche Fuͤr- ſtin bewogen, die erſtern zu einer Sommer- weide, die leztern zum Heu fuͤr einige tau- ſend Schaafe zu benuzen, welche dort herrlich gedeihten, und weit mehr Nuzen brachten, als das wenige Wild, welches ihre Vorfahren ſonſt in dieſer Gegend gehegt hatten. Der Vorſteher dieſer Schaͤferei, ein alter, aber biederer und redlicher Mann, empfing den Grafen mit baͤuriſcher, aber traulicher Freundlichkeit. Er hatte ihn ſchon laͤngſt er- wartet, und deswegen ſchon einen ſeiner Knechte des Dienſtes entlaſſen, um dem Er- warteten ſeinen Plaz ſogleich anweiſen zu koͤn- nen. Noch am nemlichen Tage uͤbergab er ihm daher vierhundert Stuͤck ſchoͤne Schaafe, die er leiten, fuͤhren und pflegen ſollte.
Die Empfehlung der Fuͤrſtin erregte ganz natuͤrlich bei dem Alten den Gedanken, daß der Fremde ſeltne Kenntniſſe in der Schaaf-
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grasreichen Thaͤler hatten die oͤkonomiſche Fuͤr-
ſtin bewogen, die erſtern zu einer Sommer-
weide, die leztern zum Heu fuͤr einige tau-
ſend Schaafe zu benuzen, welche dort herrlich
gedeihten, und weit mehr Nuzen brachten,
als das wenige Wild, welches ihre Vorfahren
ſonſt in dieſer Gegend gehegt hatten. Der
Vorſteher dieſer Schaͤferei, ein alter, aber
biederer und redlicher Mann, empfing den
Grafen mit baͤuriſcher, aber traulicher
Freundlichkeit. Er hatte ihn ſchon laͤngſt er-
wartet, und deswegen ſchon einen ſeiner
Knechte des Dienſtes entlaſſen, um dem Er-
warteten ſeinen Plaz ſogleich anweiſen zu koͤn-
nen. Noch am nemlichen Tage uͤbergab er ihm
daher vierhundert Stuͤck ſchoͤne Schaafe, die
er leiten, fuͤhren und pflegen ſollte.
Die Empfehlung der Fuͤrſtin erregte ganz
natuͤrlich bei dem Alten den Gedanken, daß
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/164>, abgerufen am 22.11.2024.
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