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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796.

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Am andern Tage erschien bei der gefang-
nen Gräfin ein Abgesandter des Fürsten. Er
machte ihr in seinem Namen kund, daß zwar
nach den Gesetzen des Landes das ganze Ver-
mögen eines vorsezlichen Duellanten der stren-
gen Konfiskazion unterliege, jedoch diesmal
Gnade für Recht ergehen solle, und daß der
Fürst ihr und ihren Kindern den Genuß des
Vermögens noch ferner gnädig verleihen wolle,
wenn sie sogleich die Residenzstadt verlasse,
das Hoflager stets meide, und sich nicht durch
ein neues Verbrechen dieser höchsten Gnade
verlustig mache.

Die Trauernde dankte, und versprach
den Befehl des gnädigen Fürsten streng zu
erfüllen. Weil das Haus, welches sie bis-
her bewohnt haben, fuhr der Abgesandte fort,
und der schöne Garten, den sie in der Vor-
stadt besassen, ihnen nichts mehr nützen kann,

I 2

Am andern Tage erſchien bei der gefang-
nen Graͤfin ein Abgeſandter des Fuͤrſten. Er
machte ihr in ſeinem Namen kund, daß zwar
nach den Geſetzen des Landes das ganze Ver-
moͤgen eines vorſezlichen Duellanten der ſtren-
gen Konfiskazion unterliege, jedoch diesmal
Gnade fuͤr Recht ergehen ſolle, und daß der
Fuͤrſt ihr und ihren Kindern den Genuß des
Vermoͤgens noch ferner gnaͤdig verleihen wolle,
wenn ſie ſogleich die Reſidenzſtadt verlaſſe,
das Hoflager ſtets meide, und ſich nicht durch
ein neues Verbrechen dieſer hoͤchſten Gnade
verluſtig mache.

Die Trauernde dankte, und verſprach
den Befehl des gnaͤdigen Fuͤrſten ſtreng zu
erfuͤllen. Weil das Haus, welches ſie bis-
her bewohnt haben, fuhr der Abgeſandte fort,
und der ſchoͤne Garten, den ſie in der Vor-
ſtadt beſaſſen, ihnen nichts mehr nuͤtzen kann,

I 2
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[131/0141] Am andern Tage erſchien bei der gefang- nen Graͤfin ein Abgeſandter des Fuͤrſten. Er machte ihr in ſeinem Namen kund, daß zwar nach den Geſetzen des Landes das ganze Ver- moͤgen eines vorſezlichen Duellanten der ſtren- gen Konfiskazion unterliege, jedoch diesmal Gnade fuͤr Recht ergehen ſolle, und daß der Fuͤrſt ihr und ihren Kindern den Genuß des Vermoͤgens noch ferner gnaͤdig verleihen wolle, wenn ſie ſogleich die Reſidenzſtadt verlaſſe, das Hoflager ſtets meide, und ſich nicht durch ein neues Verbrechen dieſer hoͤchſten Gnade verluſtig mache. Die Trauernde dankte, und verſprach den Befehl des gnaͤdigen Fuͤrſten ſtreng zu erfuͤllen. Weil das Haus, welches ſie bis- her bewohnt haben, fuhr der Abgeſandte fort, und der ſchoͤne Garten, den ſie in der Vor- ſtadt beſaſſen, ihnen nichts mehr nuͤtzen kann, I 2

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/141>, abgerufen am 24.11.2024.