Die zahlreichen Bürger der großen Resi- denzstadt liebten den gerechten Präsidenten, keiner hatte, gleich ihm, so willig einen je- den gehört, keiner so anhaltend die Sache des Unterdrückten vertheidigt, ihr Herz nahm da- her Antheil an seinem unglücklichen Schicksale, sie versammelten sich und beschlossen einstim- mig, nach Hofe zu gehen, und den Fürsten anzuflehen, daß er ihm wenigstens das Leben schenken möge. Aller Augen weinten, wie sie am andern Tage würklich in schwarzen Män- teln und mit traurendem Blicke nach der Burg zogen, und Audienz forderten. Der Fürst trat willig unter sie, er hörte ihre Bitte ge- duldig an, aber er versicherte sie eben so stand- haft, daß er Gerechtigkeit in seinem Staate üben müsse, und denjenigen nicht begnadigen könne, der seine Hände in unschuldiges Blut getaucht, nach einstimmigen Beweisen vor- sezlich gemordet habe. Er blickte gerührt um- her, er seufzte tief, als die ganze Menge
Die zahlreichen Buͤrger der großen Reſi- denzſtadt liebten den gerechten Praͤſidenten, keiner hatte, gleich ihm, ſo willig einen je- den gehoͤrt, keiner ſo anhaltend die Sache des Unterdruͤckten vertheidigt, ihr Herz nahm da- her Antheil an ſeinem ungluͤcklichen Schickſale, ſie verſammelten ſich und beſchloſſen einſtim- mig, nach Hofe zu gehen, und den Fuͤrſten anzuflehen, daß er ihm wenigſtens das Leben ſchenken moͤge. Aller Augen weinten, wie ſie am andern Tage wuͤrklich in ſchwarzen Maͤn- teln und mit traurendem Blicke nach der Burg zogen, und Audienz forderten. Der Fuͤrſt trat willig unter ſie, er hoͤrte ihre Bitte ge- duldig an, aber er verſicherte ſie eben ſo ſtand- haft, daß er Gerechtigkeit in ſeinem Staate uͤben muͤſſe, und denjenigen nicht begnadigen koͤnne, der ſeine Haͤnde in unſchuldiges Blut getaucht, nach einſtimmigen Beweiſen vor- ſezlich gemordet habe. Er blickte geruͤhrt um- her, er ſeufzte tief, als die ganze Menge
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Die zahlreichen Buͤrger der großen Reſi-
denzſtadt liebten den gerechten Praͤſidenten,
keiner hatte, gleich ihm, ſo willig einen je-
den gehoͤrt, keiner ſo anhaltend die Sache des
Unterdruͤckten vertheidigt, ihr Herz nahm da-
her Antheil an ſeinem ungluͤcklichen Schickſale,
ſie verſammelten ſich und beſchloſſen einſtim-
mig, nach Hofe zu gehen, und den Fuͤrſten
anzuflehen, daß er ihm wenigſtens das Leben
ſchenken moͤge. Aller Augen weinten, wie ſie
am andern Tage wuͤrklich in ſchwarzen Maͤn-
teln und mit traurendem Blicke nach der Burg
zogen, und Audienz forderten. Der Fuͤrſt
trat willig unter ſie, er hoͤrte ihre Bitte ge-
duldig an, aber er verſicherte ſie eben ſo ſtand-
haft, daß er Gerechtigkeit in ſeinem Staate
uͤben muͤſſe, und denjenigen nicht begnadigen
koͤnne, der ſeine Haͤnde in unſchuldiges Blut
getaucht, nach einſtimmigen Beweiſen vor-
ſezlich gemordet habe. Er blickte geruͤhrt um-
her, er ſeufzte tief, als die ganze Menge
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/129>, abgerufen am 25.11.2024.
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