Mehr konnte der Fürst nicht erhalten, er eilte mit dem festen Vorsatze fort, um diese Erfül- lung nach Kräften zu befördern.
Mit einer Eile, die ganz der heftigsten Rache, aber nicht der ächten Gerechtigkeits- liebe ähnlich sah, ward von ihm noch am nem- lichen Tage eine besondere Kommission nie- dergesezt, welche den ernsten Auftrag erhielt, die That des Unglücklichen nach aller Strenge zu untersuchen, und würde sie wahr befun- den, das Todesurtheil und die Konfiska- zion seines ganzen Vermögens sogleich auszu- sprechen. Alle Mitglieder dieser Kommission waren als Feinde und Neider des Grafen all- gemein bekannt, nur Vorsatz, nicht blosser Zufall konnte sie vereint haben, und da der Fürst ausdrücklich erklärt hatte, daß man nur die Wahrheit der That untersuchen, sich nicht an Formalien binden solle, so wars sehr leicht zu begreifen, wie die Kommission schon
Mehr konnte der Fuͤrſt nicht erhalten, er eilte mit dem feſten Vorſatze fort, um dieſe Erfuͤl- lung nach Kraͤften zu befoͤrdern.
Mit einer Eile, die ganz der heftigſten Rache, aber nicht der aͤchten Gerechtigkeits- liebe aͤhnlich ſah, ward von ihm noch am nem- lichen Tage eine beſondere Kommiſſion nie- dergeſezt, welche den ernſten Auftrag erhielt, die That des Ungluͤcklichen nach aller Strenge zu unterſuchen, und wuͤrde ſie wahr befun- den, das Todesurtheil und die Konfiska- zion ſeines ganzen Vermoͤgens ſogleich auszu- ſprechen. Alle Mitglieder dieſer Kommiſſion waren als Feinde und Neider des Grafen all- gemein bekannt, nur Vorſatz, nicht bloſſer Zufall konnte ſie vereint haben, und da der Fuͤrſt ausdruͤcklich erklaͤrt hatte, daß man nur die Wahrheit der That unterſuchen, ſich nicht an Formalien binden ſolle, ſo wars ſehr leicht zu begreifen, wie die Kommiſſion ſchon
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0118"n="108"/>
Mehr konnte der Fuͤrſt nicht erhalten, er eilte<lb/>
mit dem feſten Vorſatze fort, um dieſe Erfuͤl-<lb/>
lung nach Kraͤften zu befoͤrdern.</p><lb/><p>Mit einer Eile, die ganz der heftigſten<lb/>
Rache, aber nicht der aͤchten Gerechtigkeits-<lb/>
liebe aͤhnlich ſah, ward von ihm noch am nem-<lb/>
lichen Tage eine beſondere Kommiſſion nie-<lb/>
dergeſezt, welche den ernſten Auftrag erhielt,<lb/>
die That des Ungluͤcklichen nach aller Strenge<lb/>
zu unterſuchen, und wuͤrde ſie wahr befun-<lb/>
den, das Todesurtheil und die Konfiska-<lb/>
zion ſeines ganzen Vermoͤgens ſogleich auszu-<lb/>ſprechen. Alle Mitglieder dieſer Kommiſſion<lb/>
waren als Feinde und Neider des Grafen all-<lb/>
gemein bekannt, nur Vorſatz, nicht bloſſer<lb/>
Zufall konnte ſie vereint haben, und da der<lb/>
Fuͤrſt ausdruͤcklich erklaͤrt hatte, daß man nur<lb/>
die Wahrheit der That unterſuchen, ſich<lb/>
nicht an Formalien binden ſolle, ſo wars ſehr<lb/>
leicht zu begreifen, wie die Kommiſſion ſchon<lb/></p></div></body></text></TEI>
[108/0118]
Mehr konnte der Fuͤrſt nicht erhalten, er eilte
mit dem feſten Vorſatze fort, um dieſe Erfuͤl-
lung nach Kraͤften zu befoͤrdern.
Mit einer Eile, die ganz der heftigſten
Rache, aber nicht der aͤchten Gerechtigkeits-
liebe aͤhnlich ſah, ward von ihm noch am nem-
lichen Tage eine beſondere Kommiſſion nie-
dergeſezt, welche den ernſten Auftrag erhielt,
die That des Ungluͤcklichen nach aller Strenge
zu unterſuchen, und wuͤrde ſie wahr befun-
den, das Todesurtheil und die Konfiska-
zion ſeines ganzen Vermoͤgens ſogleich auszu-
ſprechen. Alle Mitglieder dieſer Kommiſſion
waren als Feinde und Neider des Grafen all-
gemein bekannt, nur Vorſatz, nicht bloſſer
Zufall konnte ſie vereint haben, und da der
Fuͤrſt ausdruͤcklich erklaͤrt hatte, daß man nur
die Wahrheit der That unterſuchen, ſich
nicht an Formalien binden ſolle, ſo wars ſehr
leicht zu begreifen, wie die Kommiſſion ſchon
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/118>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.