und einen bessern, thätigern Mann aus mir zu bilden.
Anfangs mußte ich sie jedes Jahr, wenn die Schulferien eintraten, besuchen; als aber mein Vater mich einigemal barbarisch prügel- te, weil ich auf der Jagd einen Fuchs ge- fehlt, einmal gar aus Versehen eine Hirsch- kuh geschossen hatte, so entsagte sie auch die- sem Vergnügen, und ließ mich nicht mehr heimholen.
Wie ich endlich meine Studien vollendet hatte, und nun Dienste des Staats suchen wollte, auch würklich schon gegründete Hof- nung dazu hatte, da sandte mir meine Mut- ter einen Eilboten, und befahl mir, so schnell als möglich aufs väterliche Schloß rück- zukehren, weil der Vater wüthe und tobe, sie zu ermorden und mich zu enterben drohe, wenn ich seine Ahnen und Familie so schimpf-
und einen beſſern, thaͤtigern Mann aus mir zu bilden.
Anfangs mußte ich ſie jedes Jahr, wenn die Schulferien eintraten, beſuchen; als aber mein Vater mich einigemal barbariſch pruͤgel- te, weil ich auf der Jagd einen Fuchs ge- fehlt, einmal gar aus Verſehen eine Hirſch- kuh geſchoſſen hatte, ſo entſagte ſie auch die- ſem Vergnuͤgen, und ließ mich nicht mehr heimholen.
Wie ich endlich meine Studien vollendet hatte, und nun Dienſte des Staats ſuchen wollte, auch wuͤrklich ſchon gegruͤndete Hof- nung dazu hatte, da ſandte mir meine Mut- ter einen Eilboten, und befahl mir, ſo ſchnell als moͤglich aufs vaͤterliche Schloß ruͤck- zukehren, weil der Vater wuͤthe und tobe, ſie zu ermorden und mich zu enterben drohe, wenn ich ſeine Ahnen und Familie ſo ſchimpf-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0069"n="55"/>
und einen beſſern, thaͤtigern Mann aus mir<lb/>
zu bilden.</p><lb/><p>Anfangs mußte ich ſie jedes Jahr, wenn<lb/>
die Schulferien eintraten, beſuchen; als aber<lb/>
mein Vater mich einigemal barbariſch pruͤgel-<lb/>
te, weil ich auf der Jagd einen Fuchs ge-<lb/>
fehlt, einmal gar aus Verſehen eine Hirſch-<lb/>
kuh geſchoſſen hatte, ſo entſagte ſie auch die-<lb/>ſem Vergnuͤgen, und ließ mich nicht mehr<lb/>
heimholen.</p><lb/><p>Wie ich endlich meine Studien vollendet<lb/>
hatte, und nun Dienſte des Staats ſuchen<lb/>
wollte, auch wuͤrklich ſchon gegruͤndete Hof-<lb/>
nung dazu hatte, da ſandte mir meine Mut-<lb/>
ter einen Eilboten, und befahl mir, ſo<lb/>ſchnell als moͤglich aufs vaͤterliche Schloß ruͤck-<lb/>
zukehren, weil der Vater wuͤthe und tobe,<lb/>ſie zu ermorden und mich zu enterben drohe,<lb/>
wenn ich ſeine Ahnen und Familie ſo ſchimpf-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[55/0069]
und einen beſſern, thaͤtigern Mann aus mir
zu bilden.
Anfangs mußte ich ſie jedes Jahr, wenn
die Schulferien eintraten, beſuchen; als aber
mein Vater mich einigemal barbariſch pruͤgel-
te, weil ich auf der Jagd einen Fuchs ge-
fehlt, einmal gar aus Verſehen eine Hirſch-
kuh geſchoſſen hatte, ſo entſagte ſie auch die-
ſem Vergnuͤgen, und ließ mich nicht mehr
heimholen.
Wie ich endlich meine Studien vollendet
hatte, und nun Dienſte des Staats ſuchen
wollte, auch wuͤrklich ſchon gegruͤndete Hof-
nung dazu hatte, da ſandte mir meine Mut-
ter einen Eilboten, und befahl mir, ſo
ſchnell als moͤglich aufs vaͤterliche Schloß ruͤck-
zukehren, weil der Vater wuͤthe und tobe,
ſie zu ermorden und mich zu enterben drohe,
wenn ich ſeine Ahnen und Familie ſo ſchimpf-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/69>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.