ker führte, und, vom Tanz und Liebe er- hizt, Entscheidung seines Glückes von ihr heischte.
Der beobachtende Kaiser sah seines Lieb- lings Glück, und gönnte es ihm vom Herzen. Auch ihm behagte Kletas Gestalt und Betra- gen, nicht Jünglingsliebe, nicht Wallung der Wollust zog ihn nach ihr hin; er wußte sich die Neigung selbst nicht zu erklären, sie glich der Liebe eines Vaters, welcher ein verlohrnes, lang entbehrtes Kind unverhoft wiederfindet. Er sprach oft mit ihr, und forschte einst mehr, als gewöhnlich, nach ihres Vaters Namen. Kleta achtete es für ungerecht, dem Kaiser irgend etwas zu verschwei- gen; er hörte mit sichtbarer Rührung zu, küßte am Ende mit thränendem Auge Kletas Stirne, und versprach, des Ehestens ihre Mutter zu besuchen.
ker fuͤhrte, und, vom Tanz und Liebe er- hizt, Entſcheidung ſeines Gluͤckes von ihr heiſchte.
Der beobachtende Kaiſer ſah ſeines Lieb- lings Gluͤck, und goͤnnte es ihm vom Herzen. Auch ihm behagte Kletas Geſtalt und Betra- gen, nicht Juͤnglingsliebe, nicht Wallung der Wolluſt zog ihn nach ihr hin; er wußte ſich die Neigung ſelbſt nicht zu erklaͤren, ſie glich der Liebe eines Vaters, welcher ein verlohrnes, lang entbehrtes Kind unverhoft wiederfindet. Er ſprach oft mit ihr, und forſchte einſt mehr, als gewoͤhnlich, nach ihres Vaters Namen. Kleta achtete es fuͤr ungerecht, dem Kaiſer irgend etwas zu verſchwei- gen; er hoͤrte mit ſichtbarer Ruͤhrung zu, kuͤßte am Ende mit thraͤnendem Auge Kletas Stirne, und verſprach, des Eheſtens ihre Mutter zu beſuchen.
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ker fuͤhrte, und, vom Tanz und Liebe er-
hizt, Entſcheidung ſeines Gluͤckes von ihr
heiſchte.
Der beobachtende Kaiſer ſah ſeines Lieb-
lings Gluͤck, und goͤnnte es ihm vom Herzen.
Auch ihm behagte Kletas Geſtalt und Betra-
gen, nicht Juͤnglingsliebe, nicht Wallung
der Wolluſt zog ihn nach ihr hin; er wußte
ſich die Neigung ſelbſt nicht zu erklaͤren, ſie
glich der Liebe eines Vaters, welcher ein
verlohrnes, lang entbehrtes Kind unverhoft
wiederfindet. Er ſprach oft mit ihr, und
forſchte einſt mehr, als gewoͤhnlich, nach
ihres Vaters Namen. Kleta achtete es fuͤr
ungerecht, dem Kaiſer irgend etwas zu verſchwei-
gen; er hoͤrte mit ſichtbarer Ruͤhrung zu,
kuͤßte am Ende mit thraͤnendem Auge Kletas
Stirne, und verſprach, des Eheſtens ihre
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/358>, abgerufen am 25.11.2024.
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