aus mancher Rücksicht willkommen sein. Viele Jungfrauen sahen im Turniere ihren künfti- gen Gatten. Kummer und Jammer haben mich zum Grabe reif gemacht, ich würde äus- serst schwer sterben, wenn ich dich an meinem Sterbelager ohne Stütze erblicken müßte. Vielleicht ist mein Ende näher, als ich glau- be, vielleicht ist es Gottes Fügung, ich will ihr nicht vorgreifen.
Die Anstalten zum herrlichsten Turniere, welches jemals gefeiert wurde, begannen nun mit vollem Ernste, selbst Edeldrud war ganz damit beschäftigt. Ihr Herz hing ganz an dem einzigen Kinde, sie wünschte, daß es glanzvoll erscheinen möge, und öfnete ihr Schmuckkästchen, um Kletas Gürtel und Wams reichlich zu zieren. Hugo trabte unter dieser Zeit täglich an Kletas Hause vorüber, er traf sie immer am Fenster, und ward
aus mancher Ruͤckſicht willkommen ſein. Viele Jungfrauen ſahen im Turniere ihren kuͤnfti- gen Gatten. Kummer und Jammer haben mich zum Grabe reif gemacht, ich wuͤrde aͤuſ- ſerſt ſchwer ſterben, wenn ich dich an meinem Sterbelager ohne Stuͤtze erblicken muͤßte. Vielleicht iſt mein Ende naͤher, als ich glau- be, vielleicht iſt es Gottes Fuͤgung, ich will ihr nicht vorgreifen.
Die Anſtalten zum herrlichſten Turniere, welches jemals gefeiert wurde, begannen nun mit vollem Ernſte, ſelbſt Edeldrud war ganz damit beſchaͤftigt. Ihr Herz hing ganz an dem einzigen Kinde, ſie wuͤnſchte, daß es glanzvoll erſcheinen moͤge, und oͤfnete ihr Schmuckkaͤſtchen, um Kletas Guͤrtel und Wams reichlich zu zieren. Hugo trabte unter dieſer Zeit taͤglich an Kletas Hauſe voruͤber, er traf ſie immer am Fenſter, und ward
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0346"n="332"/>
aus mancher Ruͤckſicht willkommen ſein. Viele<lb/>
Jungfrauen ſahen im Turniere ihren kuͤnfti-<lb/>
gen Gatten. Kummer und Jammer haben<lb/>
mich zum Grabe reif gemacht, ich wuͤrde aͤuſ-<lb/>ſerſt ſchwer ſterben, wenn ich dich an meinem<lb/>
Sterbelager ohne Stuͤtze erblicken muͤßte.<lb/>
Vielleicht iſt mein Ende naͤher, als ich glau-<lb/>
be, vielleicht iſt es Gottes Fuͤgung, ich will<lb/>
ihr nicht vorgreifen.</p><lb/><p>Die Anſtalten zum herrlichſten Turniere,<lb/>
welches jemals gefeiert wurde, begannen nun<lb/>
mit vollem Ernſte, ſelbſt Edeldrud war ganz<lb/>
damit beſchaͤftigt. Ihr Herz hing ganz an<lb/>
dem einzigen Kinde, ſie wuͤnſchte, daß es<lb/>
glanzvoll erſcheinen moͤge, und oͤfnete ihr<lb/>
Schmuckkaͤſtchen, um Kletas Guͤrtel und<lb/>
Wams reichlich zu zieren. Hugo trabte unter<lb/>
dieſer Zeit taͤglich an Kletas Hauſe voruͤber,<lb/>
er traf ſie immer am Fenſter, und ward<lb/></p></div></body></text></TEI>
[332/0346]
aus mancher Ruͤckſicht willkommen ſein. Viele
Jungfrauen ſahen im Turniere ihren kuͤnfti-
gen Gatten. Kummer und Jammer haben
mich zum Grabe reif gemacht, ich wuͤrde aͤuſ-
ſerſt ſchwer ſterben, wenn ich dich an meinem
Sterbelager ohne Stuͤtze erblicken muͤßte.
Vielleicht iſt mein Ende naͤher, als ich glau-
be, vielleicht iſt es Gottes Fuͤgung, ich will
ihr nicht vorgreifen.
Die Anſtalten zum herrlichſten Turniere,
welches jemals gefeiert wurde, begannen nun
mit vollem Ernſte, ſelbſt Edeldrud war ganz
damit beſchaͤftigt. Ihr Herz hing ganz an
dem einzigen Kinde, ſie wuͤnſchte, daß es
glanzvoll erſcheinen moͤge, und oͤfnete ihr
Schmuckkaͤſtchen, um Kletas Guͤrtel und
Wams reichlich zu zieren. Hugo trabte unter
dieſer Zeit taͤglich an Kletas Hauſe voruͤber,
er traf ſie immer am Fenſter, und ward
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/346>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.