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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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ner Ritter ein Turnier feiern wolle, welches
glanzvoll und prächtig beginnen, und zehn
Tage lang dauern sollte.

Hugos Herz ward durch diese Nachricht
hoch erfreut, die immer thätige Liebe zeigte
ihm in diesem Augenblicke Möglichkeit und Hof-
nung. Er fragte: Ob der Kaiser alle edle
Jungfrauen der Stadt zum Feste laden würde,
und bat, als dieser es bewilligte, der Herold
dieser kaiserlichen Gnade werden zu dürfen.

Die Bitte ward bewilligt, schon am an-
dern Morgen zog er mit kaiserlichem Geleite
durch die Strassen, um alle edle Jungfrauen
zu laden. Kletas Wohnung war ganz natür-
lich eine der ersten, welche er besuchte. Ich
komme im Namen des Kaisers, sprach er zum
Thürsteher, und dieser öfnete nicht allein ehr-
erbietig das Thor, sondern ging auch, seiner
gestrengen Frau Botschaft zu bringen.


ner Ritter ein Turnier feiern wolle, welches
glanzvoll und praͤchtig beginnen, und zehn
Tage lang dauern ſollte.

Hugos Herz ward durch dieſe Nachricht
hoch erfreut, die immer thaͤtige Liebe zeigte
ihm in dieſem Augenblicke Moͤglichkeit und Hof-
nung. Er fragte: Ob der Kaiſer alle edle
Jungfrauen der Stadt zum Feſte laden wuͤrde,
und bat, als dieſer es bewilligte, der Herold
dieſer kaiſerlichen Gnade werden zu duͤrfen.

Die Bitte ward bewilligt, ſchon am an-
dern Morgen zog er mit kaiſerlichem Geleite
durch die Straſſen, um alle edle Jungfrauen
zu laden. Kletas Wohnung war ganz natuͤr-
lich eine der erſten, welche er beſuchte. Ich
komme im Namen des Kaiſers, ſprach er zum
Thuͤrſteher, und dieſer oͤfnete nicht allein ehr-
erbietig das Thor, ſondern ging auch, ſeiner
geſtrengen Frau Botſchaft zu bringen.


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[329/0343] ner Ritter ein Turnier feiern wolle, welches glanzvoll und praͤchtig beginnen, und zehn Tage lang dauern ſollte. Hugos Herz ward durch dieſe Nachricht hoch erfreut, die immer thaͤtige Liebe zeigte ihm in dieſem Augenblicke Moͤglichkeit und Hof- nung. Er fragte: Ob der Kaiſer alle edle Jungfrauen der Stadt zum Feſte laden wuͤrde, und bat, als dieſer es bewilligte, der Herold dieſer kaiſerlichen Gnade werden zu duͤrfen. Die Bitte ward bewilligt, ſchon am an- dern Morgen zog er mit kaiſerlichem Geleite durch die Straſſen, um alle edle Jungfrauen zu laden. Kletas Wohnung war ganz natuͤr- lich eine der erſten, welche er beſuchte. Ich komme im Namen des Kaiſers, ſprach er zum Thuͤrſteher, und dieſer oͤfnete nicht allein ehr- erbietig das Thor, ſondern ging auch, ſeiner geſtrengen Frau Botſchaft zu bringen.

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/343>, abgerufen am 24.11.2024.