stet, so fühle ich mich wieder stark genug, ein Unglück zu ertragen, unter dessen Last der größte Philosoph erliegen würde. (meine Hand ergreifend) Ha, edler Mann, dein Blick stärkt und labt! Du giebst dem armen Bett- ler ein reichliches Allmosen, er kann wochenlang sich damit sättigen. Deine warme Theilnahme verdients, daß ich dich mit meinem Unglücke bekannt mache, und weihst du mir dann eine Thräne des Mitleids, so will ich sie von dei- ner Wange küssen, und denken, ich habe Nek- tar aus Hebens Hand getrunken!
Mein Vater war ein reicher und angesehe- ner Edelmann, ich bin izt sein einziger und höchst unglücklicher Sohn. Er war in seiner frühen Jugend Soldat geworden, hatte mit Ruhm und Ehre dreißig Jahre lang gedient, wurde als General verabschiedet, und liebte noch immer mit inniger Wärme jeden Solda- den. Er glaubte fest, daß nur dieser Stand
ſtet, ſo fuͤhle ich mich wieder ſtark genug, ein Ungluͤck zu ertragen, unter deſſen Laſt der groͤßte Philoſoph erliegen wuͤrde. (meine Hand ergreifend) Ha, edler Mann, dein Blick ſtaͤrkt und labt! Du giebſt dem armen Bett- ler ein reichliches Allmoſen, er kann wochenlang ſich damit ſaͤttigen. Deine warme Theilnahme verdients, daß ich dich mit meinem Ungluͤcke bekannt mache, und weihſt du mir dann eine Thraͤne des Mitleids, ſo will ich ſie von dei- ner Wange kuͤſſen, und denken, ich habe Nek- tar aus Hebens Hand getrunken!
Mein Vater war ein reicher und angeſehe- ner Edelmann, ich bin izt ſein einziger und hoͤchſt ungluͤcklicher Sohn. Er war in ſeiner fruͤhen Jugend Soldat geworden, hatte mit Ruhm und Ehre dreißig Jahre lang gedient, wurde als General verabſchiedet, und liebte noch immer mit inniger Waͤrme jeden Solda- den. Er glaubte feſt, daß nur dieſer Stand
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ſtet, ſo fuͤhle ich mich wieder ſtark genug, ein
Ungluͤck zu ertragen, unter deſſen Laſt der groͤßte
Philoſoph erliegen wuͤrde. (meine Hand
ergreifend) Ha, edler Mann, dein Blick
ſtaͤrkt und labt! Du giebſt dem armen Bett-
ler ein reichliches Allmoſen, er kann wochenlang
ſich damit ſaͤttigen. Deine warme Theilnahme
verdients, daß ich dich mit meinem Ungluͤcke
bekannt mache, und weihſt du mir dann eine
Thraͤne des Mitleids, ſo will ich ſie von dei-
ner Wange kuͤſſen, und denken, ich habe Nek-
tar aus Hebens Hand getrunken!
Mein Vater war ein reicher und angeſehe-
ner Edelmann, ich bin izt ſein einziger und
hoͤchſt ungluͤcklicher Sohn. Er war in ſeiner
fruͤhen Jugend Soldat geworden, hatte mit
Ruhm und Ehre dreißig Jahre lang gedient,
wurde als General verabſchiedet, und liebte
noch immer mit inniger Waͤrme jeden Solda-
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/263>, abgerufen am 25.11.2024.
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