mußten alles anwenden, um sie seinen Hän- den zu entreissen, weil er sie für untreu hielt, und mit aller Gewalt morden wollte. So sehr sich beide mühten, ihn von seinem un- glücklichen Irrthume zu überzeugen, so war doch jede Mühe vergebens, er raßte an- haltend und schrecklich, und ich war gezwun- gen, die Hoffenden trostlos fortzuschicken.
Früh fand ich ihn wieder fröhlich und lu- stig, er erzählte mir mit lachendem Munde, daß er gestern mit dem Teufel gekämpft, und sein ungetreues Mädchen ermordet habe. Izt, rief er munter aus, bin ich wieder frei und ledig, kann mich nach Gefallen in eine andere verlieben.
Ich wagte es nicht, seine Freunde wie- der vor sein Bette zu führen, und sandte sie mit dem Versprechen heim, daß ich alles an- wenden würde, um ihn gerettet in ihre Ar-
mußten alles anwenden, um ſie ſeinen Haͤn- den zu entreiſſen, weil er ſie fuͤr untreu hielt, und mit aller Gewalt morden wollte. So ſehr ſich beide muͤhten, ihn von ſeinem un- gluͤcklichen Irrthume zu uͤberzeugen, ſo war doch jede Muͤhe vergebens, er raßte an- haltend und ſchrecklich, und ich war gezwun- gen, die Hoffenden troſtlos fortzuſchicken.
Fruͤh fand ich ihn wieder froͤhlich und lu- ſtig, er erzaͤhlte mir mit lachendem Munde, daß er geſtern mit dem Teufel gekaͤmpft, und ſein ungetreues Maͤdchen ermordet habe. Izt, rief er munter aus, bin ich wieder frei und ledig, kann mich nach Gefallen in eine andere verlieben.
Ich wagte es nicht, ſeine Freunde wie- der vor ſein Bette zu fuͤhren, und ſandte ſie mit dem Verſprechen heim, daß ich alles an- wenden wuͤrde, um ihn gerettet in ihre Ar-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0245"n="231"/>
mußten alles anwenden, um ſie ſeinen Haͤn-<lb/>
den zu entreiſſen, weil er ſie fuͤr untreu hielt,<lb/>
und mit aller Gewalt morden wollte. So<lb/>ſehr ſich beide muͤhten, ihn von ſeinem un-<lb/>
gluͤcklichen Irrthume zu uͤberzeugen, ſo war<lb/>
doch jede Muͤhe vergebens, er raßte an-<lb/>
haltend und ſchrecklich, und ich war gezwun-<lb/>
gen, die Hoffenden troſtlos fortzuſchicken.</p><lb/><p>Fruͤh fand ich ihn wieder froͤhlich und lu-<lb/>ſtig, er erzaͤhlte mir mit lachendem Munde,<lb/>
daß er geſtern mit dem Teufel gekaͤmpft, und<lb/>ſein ungetreues Maͤdchen ermordet habe.<lb/>
Izt, rief er munter aus, bin ich wieder<lb/>
frei und ledig, kann mich nach Gefallen in<lb/>
eine andere verlieben.</p><lb/><p>Ich wagte es nicht, ſeine Freunde wie-<lb/>
der vor ſein Bette zu fuͤhren, und ſandte ſie<lb/>
mit dem Verſprechen heim, daß ich alles an-<lb/>
wenden wuͤrde, um ihn gerettet in ihre Ar-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[231/0245]
mußten alles anwenden, um ſie ſeinen Haͤn-
den zu entreiſſen, weil er ſie fuͤr untreu hielt,
und mit aller Gewalt morden wollte. So
ſehr ſich beide muͤhten, ihn von ſeinem un-
gluͤcklichen Irrthume zu uͤberzeugen, ſo war
doch jede Muͤhe vergebens, er raßte an-
haltend und ſchrecklich, und ich war gezwun-
gen, die Hoffenden troſtlos fortzuſchicken.
Fruͤh fand ich ihn wieder froͤhlich und lu-
ſtig, er erzaͤhlte mir mit lachendem Munde,
daß er geſtern mit dem Teufel gekaͤmpft, und
ſein ungetreues Maͤdchen ermordet habe.
Izt, rief er munter aus, bin ich wieder
frei und ledig, kann mich nach Gefallen in
eine andere verlieben.
Ich wagte es nicht, ſeine Freunde wie-
der vor ſein Bette zu fuͤhren, und ſandte ſie
mit dem Verſprechen heim, daß ich alles an-
wenden wuͤrde, um ihn gerettet in ihre Ar-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/245>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.