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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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zugleich darnach griffen, und, war das Stück-
chen auch noch so klein, sich redlich darein
theilten, so befahl ich ihnen, in meiner Ge-
genwart Feder, Dinte und Papier zu reichen.
Sie ergriffen alles mit größter Begierde, sez-
ten sich sogleich zum Tische, schrieben lange
und anhaltend, formirten endlich einen Brief,
und steckten ihn in einen kleinen Riz der
Mauer. Ich harrte mit Ungeduld auf den
Augenblick, in welchem ich mich dieser Briefe
bemächtigen könne, ich war äusserst begierig
zu sehen, ob sie auch gleichförmig dachten
und schrieben, aber ich ward in meiner Er-
wartung ganz betrogen, weil beide Briefe
leer, und in keinem der kleinste Federzug
enthalten war.

Keine Arzenei würkt auf ihre Körper,
meine ganze Kunst wird an ihnen zur Stüm-
perin, ich muß sie ganz ihrem unglücklichen
Schicksale überlassen, und als Menschenfreund

zugleich darnach griffen, und, war das Stuͤck-
chen auch noch ſo klein, ſich redlich darein
theilten, ſo befahl ich ihnen, in meiner Ge-
genwart Feder, Dinte und Papier zu reichen.
Sie ergriffen alles mit groͤßter Begierde, ſez-
ten ſich ſogleich zum Tiſche, ſchrieben lange
und anhaltend, formirten endlich einen Brief,
und ſteckten ihn in einen kleinen Riz der
Mauer. Ich harrte mit Ungeduld auf den
Augenblick, in welchem ich mich dieſer Briefe
bemaͤchtigen koͤnne, ich war aͤuſſerſt begierig
zu ſehen, ob ſie auch gleichfoͤrmig dachten
und ſchrieben, aber ich ward in meiner Er-
wartung ganz betrogen, weil beide Briefe
leer, und in keinem der kleinſte Federzug
enthalten war.

Keine Arzenei wuͤrkt auf ihre Koͤrper,
meine ganze Kunſt wird an ihnen zur Stuͤm-
perin, ich muß ſie ganz ihrem ungluͤcklichen
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[220/0234] zugleich darnach griffen, und, war das Stuͤck- chen auch noch ſo klein, ſich redlich darein theilten, ſo befahl ich ihnen, in meiner Ge- genwart Feder, Dinte und Papier zu reichen. Sie ergriffen alles mit groͤßter Begierde, ſez- ten ſich ſogleich zum Tiſche, ſchrieben lange und anhaltend, formirten endlich einen Brief, und ſteckten ihn in einen kleinen Riz der Mauer. Ich harrte mit Ungeduld auf den Augenblick, in welchem ich mich dieſer Briefe bemaͤchtigen koͤnne, ich war aͤuſſerſt begierig zu ſehen, ob ſie auch gleichfoͤrmig dachten und ſchrieben, aber ich ward in meiner Er- wartung ganz betrogen, weil beide Briefe leer, und in keinem der kleinſte Federzug enthalten war. Keine Arzenei wuͤrkt auf ihre Koͤrper, meine ganze Kunſt wird an ihnen zur Stuͤm- perin, ich muß ſie ganz ihrem ungluͤcklichen Schickſale uͤberlaſſen, und als Menſchenfreund

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/234>, abgerufen am 24.11.2024.