für Bewunderung ihrer Schönheit. Ja, ja, sprach sie lächelnd, schön bin ich, das haben noch alle, die mich sahen, willig gestanden. Ich wünsche ihnen glückliche Reise, und, wenn sie etwann ihrer Frau entgegen reisen, so bitte ich, sie in meinem Namen zu grüssen.
Sie ging wieder nach ihrem Karren, und lächelte huldreich auf mich herab, als ihn die Buben vorüberzogen. Ich starrte ihr lan- ge nach, endlich trat der Wirth herbei, und erzählte mir ihre ganze Geschichte. Wie ich fortreisen wollte, saß sie in meinem Wagen, und wollte, ungeachtet aller Vorstellung des Wirths, nicht weichen. Mir that's weh, als er sie mit Gewalt heraushob, sie schimpfte schrecklich, als ich in den Wagen stieg, und versicherte mich, daß es ihr Gemahl rächen würde.
Erst nach acht Jahren führte mich mein Schicksal wieder durch dieses Dorf. Meine
fuͤr Bewunderung ihrer Schoͤnheit. Ja, ja, ſprach ſie laͤchelnd, ſchoͤn bin ich, das haben noch alle, die mich ſahen, willig geſtanden. Ich wuͤnſche ihnen gluͤckliche Reiſe, und, wenn ſie etwann ihrer Frau entgegen reiſen, ſo bitte ich, ſie in meinem Namen zu gruͤſſen.
Sie ging wieder nach ihrem Karren, und laͤchelte huldreich auf mich herab, als ihn die Buben voruͤberzogen. Ich ſtarrte ihr lan- ge nach, endlich trat der Wirth herbei, und erzaͤhlte mir ihre ganze Geſchichte. Wie ich fortreiſen wollte, ſaß ſie in meinem Wagen, und wollte, ungeachtet aller Vorſtellung des Wirths, nicht weichen. Mir that's weh, als er ſie mit Gewalt heraushob, ſie ſchimpfte ſchrecklich, als ich in den Wagen ſtieg, und verſicherte mich, daß es ihr Gemahl raͤchen wuͤrde.
Erſt nach acht Jahren fuͤhrte mich mein Schickſal wieder durch dieſes Dorf. Meine
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[220[204]/0218]
fuͤr Bewunderung ihrer Schoͤnheit. Ja, ja,
ſprach ſie laͤchelnd, ſchoͤn bin ich, das haben
noch alle, die mich ſahen, willig geſtanden.
Ich wuͤnſche ihnen gluͤckliche Reiſe, und, wenn
ſie etwann ihrer Frau entgegen reiſen, ſo
bitte ich, ſie in meinem Namen zu gruͤſſen.
Sie ging wieder nach ihrem Karren, und
laͤchelte huldreich auf mich herab, als ihn
die Buben voruͤberzogen. Ich ſtarrte ihr lan-
ge nach, endlich trat der Wirth herbei, und
erzaͤhlte mir ihre ganze Geſchichte. Wie ich
fortreiſen wollte, ſaß ſie in meinem Wagen,
und wollte, ungeachtet aller Vorſtellung des
Wirths, nicht weichen. Mir that's weh, als
er ſie mit Gewalt heraushob, ſie ſchimpfte
ſchrecklich, als ich in den Wagen ſtieg, und
verſicherte mich, daß es ihr Gemahl raͤchen
wuͤrde.
Erſt nach acht Jahren fuͤhrte mich mein
Schickſal wieder durch dieſes Dorf. Meine
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 220[204]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/218>, abgerufen am 24.11.2024.
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