lohnend, die Achtung seiner Mitbrüder und Freunde mit hinüber zu nehmen, es beweißt so deutlich, daß der Vollendete Menschen- und Freundes-Pflicht redlich erfüllte, und izt noch den lezten Lohn erndet, der ihm hienieden werden konnte.
Trägt man aber eine Mutter zu Grabe, und sehe ich hinter ihrem Sarge kleine Kin- der wallen, die ihren großen Verlust noch nicht fühlen, angstvoll umherblicken, und sich durch angenehmere Gegenstände zu zer- streuen suchen. Ach! dann blutet mein Herz, dann bleibt mein Blick fest an den Unglückli- chen hangen, die alles -- alles verlohren ha- ben! Wer wird sie warten und pflegen? Wer über sie wachen? Wer jedes Unglück und Un- gemach von ihnen entfernen? Vertraut die armen Waisen der Tugendhaftesten, der Red- lichsten auf Erden. Sie hat, sie kanns nicht haben das sorgfältige, zärtliche, nie schla-
lohnend, die Achtung ſeiner Mitbruͤder und Freunde mit hinuͤber zu nehmen, es beweißt ſo deutlich, daß der Vollendete Menſchen- und Freundes-Pflicht redlich erfuͤllte, und izt noch den lezten Lohn erndet, der ihm hienieden werden konnte.
Traͤgt man aber eine Mutter zu Grabe, und ſehe ich hinter ihrem Sarge kleine Kin- der wallen, die ihren großen Verluſt noch nicht fuͤhlen, angſtvoll umherblicken, und ſich durch angenehmere Gegenſtaͤnde zu zer- ſtreuen ſuchen. Ach! dann blutet mein Herz, dann bleibt mein Blick feſt an den Ungluͤckli- chen hangen, die alles — alles verlohren ha- ben! Wer wird ſie warten und pflegen? Wer uͤber ſie wachen? Wer jedes Ungluͤck und Un- gemach von ihnen entfernen? Vertraut die armen Waiſen der Tugendhafteſten, der Red- lichſten auf Erden. Sie hat, ſie kanns nicht haben das ſorgfaͤltige, zaͤrtliche, nie ſchla-
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lohnend, die Achtung ſeiner Mitbruͤder und
Freunde mit hinuͤber zu nehmen, es beweißt
ſo deutlich, daß der Vollendete Menſchen-
und Freundes-Pflicht redlich erfuͤllte, und
izt noch den lezten Lohn erndet, der ihm
hienieden werden konnte.
Traͤgt man aber eine Mutter zu Grabe,
und ſehe ich hinter ihrem Sarge kleine Kin-
der wallen, die ihren großen Verluſt noch
nicht fuͤhlen, angſtvoll umherblicken, und
ſich durch angenehmere Gegenſtaͤnde zu zer-
ſtreuen ſuchen. Ach! dann blutet mein Herz,
dann bleibt mein Blick feſt an den Ungluͤckli-
chen hangen, die alles — alles verlohren ha-
ben! Wer wird ſie warten und pflegen? Wer
uͤber ſie wachen? Wer jedes Ungluͤck und Un-
gemach von ihnen entfernen? Vertraut die
armen Waiſen der Tugendhafteſten, der Red-
lichſten auf Erden. Sie hat, ſie kanns nicht
haben das ſorgfaͤltige, zaͤrtliche, nie ſchla-
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/196>, abgerufen am 28.11.2024.
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