leztern zweifeln, und mich der Menschheit zu Liebe mit den Gedanken trösten, daß die Sage die That vergrößerte, durch erdichtete Nebenumstände dunkler zu färben suchte, aber aller Trost schwindet, und die That wandelt sich zur vollen Gewißheit, wenn ich mich des ehrwürdigen Greises erinnere, welcher mir die ganze Geschichte erzählte, für ihre Wahr- heit bürgte, und mich dringend bat, sie bald bekannt zu machen, damit die unbefleckte Un- schuld die Gefahr kennen lerne, und dem Schmeichler nicht traue, nicht glaube, der sie ihr zu rauben sucht.
Am folgenden Abende brachte ein Bothe Wilhelmen die Nachricht, daß die Hofnung sich immer mehre, und äußerst wahrscheinlich schon die folgende Nacht zur Gewißheit wer- den würde. Er lächelte, und übersandte der Wirthin ein kleines Pulver, welches sie Amalien reichen möchte, wenn sich der Anfall erneuere.
leztern zweifeln, und mich der Menſchheit zu Liebe mit den Gedanken troͤſten, daß die Sage die That vergroͤßerte, durch erdichtete Nebenumſtaͤnde dunkler zu faͤrben ſuchte, aber aller Troſt ſchwindet, und die That wandelt ſich zur vollen Gewißheit, wenn ich mich des ehrwuͤrdigen Greiſes erinnere, welcher mir die ganze Geſchichte erzaͤhlte, fuͤr ihre Wahr- heit buͤrgte, und mich dringend bat, ſie bald bekannt zu machen, damit die unbefleckte Un- ſchuld die Gefahr kennen lerne, und dem Schmeichler nicht traue, nicht glaube, der ſie ihr zu rauben ſucht.
Am folgenden Abende brachte ein Bothe Wilhelmen die Nachricht, daß die Hofnung ſich immer mehre, und aͤußerſt wahrſcheinlich ſchon die folgende Nacht zur Gewißheit wer- den wuͤrde. Er laͤchelte, und uͤberſandte der Wirthin ein kleines Pulver, welches ſie Amalien reichen moͤchte, wenn ſich der Anfall erneuere.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0168"n="154"/>
leztern zweifeln, und mich der Menſchheit<lb/>
zu Liebe mit den Gedanken troͤſten, daß die<lb/>
Sage die That vergroͤßerte, durch erdichtete<lb/>
Nebenumſtaͤnde dunkler zu faͤrben ſuchte, aber<lb/>
aller Troſt ſchwindet, und die That wandelt<lb/>ſich zur vollen Gewißheit, wenn ich mich des<lb/>
ehrwuͤrdigen Greiſes erinnere, welcher mir<lb/>
die ganze Geſchichte erzaͤhlte, fuͤr ihre Wahr-<lb/>
heit buͤrgte, und mich dringend bat, ſie bald<lb/>
bekannt zu machen, damit die unbefleckte Un-<lb/>ſchuld die Gefahr kennen lerne, und dem<lb/>
Schmeichler nicht traue, nicht glaube, der<lb/>ſie ihr zu rauben ſucht.</p><lb/><p>Am folgenden Abende brachte ein Bothe<lb/>
Wilhelmen die Nachricht, daß die Hofnung<lb/>ſich immer mehre, und aͤußerſt wahrſcheinlich<lb/>ſchon die folgende Nacht zur Gewißheit wer-<lb/>
den wuͤrde. Er laͤchelte, und uͤberſandte der<lb/>
Wirthin ein kleines Pulver, welches ſie Amalien<lb/>
reichen moͤchte, wenn ſich der Anfall erneuere.<lb/></p></div></body></text></TEI>
[154/0168]
leztern zweifeln, und mich der Menſchheit
zu Liebe mit den Gedanken troͤſten, daß die
Sage die That vergroͤßerte, durch erdichtete
Nebenumſtaͤnde dunkler zu faͤrben ſuchte, aber
aller Troſt ſchwindet, und die That wandelt
ſich zur vollen Gewißheit, wenn ich mich des
ehrwuͤrdigen Greiſes erinnere, welcher mir
die ganze Geſchichte erzaͤhlte, fuͤr ihre Wahr-
heit buͤrgte, und mich dringend bat, ſie bald
bekannt zu machen, damit die unbefleckte Un-
ſchuld die Gefahr kennen lerne, und dem
Schmeichler nicht traue, nicht glaube, der
ſie ihr zu rauben ſucht.
Am folgenden Abende brachte ein Bothe
Wilhelmen die Nachricht, daß die Hofnung
ſich immer mehre, und aͤußerſt wahrſcheinlich
ſchon die folgende Nacht zur Gewißheit wer-
den wuͤrde. Er laͤchelte, und uͤberſandte der
Wirthin ein kleines Pulver, welches ſie Amalien
reichen moͤchte, wenn ſich der Anfall erneuere.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/168>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.