ihrer guten, alles so willig verzeihenden Mut- ter, die Ankunft ihres Geliebten, die Ver- sicherung seiner ewigen Trene waren ihr reich- licher Ersatz für das wenige Geld, dem nach der Mutter Versicherung ohnehin das väter- liche große Erbtheil binnen einem halben Jahre folgen sollte. Ihr Herz hatte schon lange keine Freude gefühlt, es war begierig nach dem reichen Genusse, es vergab und verzieh willig, und dünkte sich aufs neue in den Armen des Geliebten glücklich.
Freilich minderte sich dies Glück um ein großes, als ihr Wilhelm entdeckte, daß er keine Hofnung zur Erlaubniß der Heurath ha- be, wenn er nicht deutlich beweisen könne, daß seine Braut sechs tausend Thaler im Ver- mögen habe; aber ihre uneigennützige Liebe fand bald neuen Rath und Trost, sie öfnete mit zufriedener Miene ihre Schatulle, legte alle ihre Kostbarkeiten und den größten Theil
ihrer guten, alles ſo willig verzeihenden Mut- ter, die Ankunft ihres Geliebten, die Ver- ſicherung ſeiner ewigen Trene waren ihr reich- licher Erſatz fuͤr das wenige Geld, dem nach der Mutter Verſicherung ohnehin das vaͤter- liche große Erbtheil binnen einem halben Jahre folgen ſollte. Ihr Herz hatte ſchon lange keine Freude gefuͤhlt, es war begierig nach dem reichen Genuſſe, es vergab und verzieh willig, und duͤnkte ſich aufs neue in den Armen des Geliebten gluͤcklich.
Freilich minderte ſich dies Gluͤck um ein großes, als ihr Wilhelm entdeckte, daß er keine Hofnung zur Erlaubniß der Heurath ha- be, wenn er nicht deutlich beweiſen koͤnne, daß ſeine Braut ſechs tauſend Thaler im Ver- moͤgen habe; aber ihre uneigennuͤtzige Liebe fand bald neuen Rath und Troſt, ſie oͤfnete mit zufriedener Miene ihre Schatulle, legte alle ihre Koſtbarkeiten und den groͤßten Theil
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ihrer guten, alles ſo willig verzeihenden Mut-
ter, die Ankunft ihres Geliebten, die Ver-
ſicherung ſeiner ewigen Trene waren ihr reich-
licher Erſatz fuͤr das wenige Geld, dem nach
der Mutter Verſicherung ohnehin das vaͤter-
liche große Erbtheil binnen einem halben
Jahre folgen ſollte. Ihr Herz hatte ſchon
lange keine Freude gefuͤhlt, es war begierig
nach dem reichen Genuſſe, es vergab und
verzieh willig, und duͤnkte ſich aufs neue in
den Armen des Geliebten gluͤcklich.
Freilich minderte ſich dies Gluͤck um ein
großes, als ihr Wilhelm entdeckte, daß er
keine Hofnung zur Erlaubniß der Heurath ha-
be, wenn er nicht deutlich beweiſen koͤnne,
daß ſeine Braut ſechs tauſend Thaler im Ver-
moͤgen habe; aber ihre uneigennuͤtzige Liebe
fand bald neuen Rath und Troſt, ſie oͤfnete
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/140>, abgerufen am 22.11.2024.
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