auf der Stelle ab, und ich mußte aus Dank- barkeit ihrer Bitte Gewährung zusichern. Ohne Hofnung eines glücklichen Erfolgs reiste ich ab, die angenehme Reise erheiterte mich ein wenig, und weckte in mir die Lust zum fernern Leben und Dulden. Der Arzt hatte mir vorzüglich Zerstreuung angerathen, ich suchte sie emsig, als ich zu Spaa anlangte, und hofte sie im Spiele zu finden. Möglich, daß Betrüger mit mir spielten, noch mögli- cher aber, daß meine geringe Aufmerksam- keit die Ursache meines Unglücks war, ich verlohr in einem Tage mein ganzes Geld, rettete nur etwas weniges zur fernern Zeh- rung, zur Rückreise nichts. Eben saß ich hier, rang nach Mitteln, wie ich der neuen Verlegenheit ausweichen könne, suchte mit gierigem Auge einen Retter -- --
Amalie (ihn ins Wort fallend). Und fandest ihn in mir. Armer Wilhelm, Kum-
auf der Stelle ab, und ich mußte aus Dank- barkeit ihrer Bitte Gewaͤhrung zuſichern. Ohne Hofnung eines gluͤcklichen Erfolgs reiſte ich ab, die angenehme Reiſe erheiterte mich ein wenig, und weckte in mir die Luſt zum fernern Leben und Dulden. Der Arzt hatte mir vorzuͤglich Zerſtreuung angerathen, ich ſuchte ſie emſig, als ich zu Spaa anlangte, und hofte ſie im Spiele zu finden. Moͤglich, daß Betruͤger mit mir ſpielten, noch moͤgli- cher aber, daß meine geringe Aufmerkſam- keit die Urſache meines Ungluͤcks war, ich verlohr in einem Tage mein ganzes Geld, rettete nur etwas weniges zur fernern Zeh- rung, zur Ruͤckreiſe nichts. Eben ſaß ich hier, rang nach Mitteln, wie ich der neuen Verlegenheit ausweichen koͤnne, ſuchte mit gierigem Auge einen Retter — —
Amalie (ihn ins Wort fallend). Und fandeſt ihn in mir. Armer Wilhelm, Kum-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0132"n="118"/>
auf der Stelle ab, und ich mußte aus Dank-<lb/>
barkeit ihrer Bitte Gewaͤhrung zuſichern.<lb/>
Ohne Hofnung eines gluͤcklichen Erfolgs reiſte<lb/>
ich ab, die angenehme Reiſe erheiterte mich<lb/>
ein wenig, und weckte in mir die Luſt zum<lb/><choice><sic>feruern</sic><corr>fernern</corr></choice> Leben und Dulden. Der Arzt hatte<lb/>
mir vorzuͤglich Zerſtreuung angerathen, ich<lb/>ſuchte ſie emſig, als ich zu Spaa anlangte,<lb/>
und hofte ſie im Spiele zu <choice><sic>findeu</sic><corr>finden</corr></choice>. Moͤglich,<lb/>
daß Betruͤger mit mir ſpielten, noch moͤgli-<lb/>
cher aber, daß meine geringe Aufmerkſam-<lb/>
keit die Urſache meines Ungluͤcks war, ich<lb/>
verlohr in einem Tage mein ganzes Geld,<lb/>
rettete nur etwas weniges zur <choice><sic>feruern</sic><corr>fernern</corr></choice> Zeh-<lb/>
rung, zur Ruͤckreiſe nichts. Eben ſaß ich<lb/>
hier, rang nach Mitteln, wie ich der neuen<lb/>
Verlegenheit ausweichen koͤnne, ſuchte mit<lb/>
gierigem Auge einen Retter ——</p><lb/><p><hirendition="#g">Amalie</hi> (ihn ins Wort fallend). Und<lb/>
fandeſt ihn in mir. Armer Wilhelm, Kum-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[118/0132]
auf der Stelle ab, und ich mußte aus Dank-
barkeit ihrer Bitte Gewaͤhrung zuſichern.
Ohne Hofnung eines gluͤcklichen Erfolgs reiſte
ich ab, die angenehme Reiſe erheiterte mich
ein wenig, und weckte in mir die Luſt zum
fernern Leben und Dulden. Der Arzt hatte
mir vorzuͤglich Zerſtreuung angerathen, ich
ſuchte ſie emſig, als ich zu Spaa anlangte,
und hofte ſie im Spiele zu finden. Moͤglich,
daß Betruͤger mit mir ſpielten, noch moͤgli-
cher aber, daß meine geringe Aufmerkſam-
keit die Urſache meines Ungluͤcks war, ich
verlohr in einem Tage mein ganzes Geld,
rettete nur etwas weniges zur fernern Zeh-
rung, zur Ruͤckreiſe nichts. Eben ſaß ich
hier, rang nach Mitteln, wie ich der neuen
Verlegenheit ausweichen koͤnne, ſuchte mit
gierigem Auge einen Retter — —
Amalie (ihn ins Wort fallend). Und
fandeſt ihn in mir. Armer Wilhelm, Kum-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/132>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.