Schon waren alle Brunnengäste nach der Stadt zurückgekehrt, als Wilhelm und Ama- lie noch immer am Abhange saßen, sich ihr Leiden, ihr Schicksal erzählten. Wilhelm be- wies, daß schändliche Verläumdung und un- gegründete Eifersucht des Vaters ihn so schreck- lich verfolgt habe. Wahr ist alles, was ich ihnen, sprach er, schon ehedem erzählte, nur verschwieg ich's, daß der Vater meine unglückliche Mutter sogleich nach dem Gefäng- nisse schleppte, und mich, da ich seinem Grimme entflohen war, rastlos suchte, end- lich im Walde fand und gleich der Mutter den Gerichten überlieferte. Staunend stand ich und sie, als die Gerichte Bekenntniß der schändlichen Thaten von uns forderten, die wir nie geübt, nie beschlossen hatten. Ver- gebens ruften wir Gott zum Zeugen und Schützer an, als rachsüchtige Buben, die mein Vater im Dienste hatte, wider uns auftraten, und beschworen, was wir nie ge-
Schon waren alle Brunnengaͤſte nach der Stadt zuruͤckgekehrt, als Wilhelm und Ama- lie noch immer am Abhange ſaßen, ſich ihr Leiden, ihr Schickſal erzaͤhlten. Wilhelm be- wies, daß ſchaͤndliche Verlaͤumdung und un- gegruͤndete Eiferſucht des Vaters ihn ſo ſchreck- lich verfolgt habe. Wahr iſt alles, was ich ihnen, ſprach er, ſchon ehedem erzaͤhlte, nur verſchwieg ich's, daß der Vater meine ungluͤckliche Mutter ſogleich nach dem Gefaͤng- niſſe ſchleppte, und mich, da ich ſeinem Grimme entflohen war, raſtlos ſuchte, end- lich im Walde fand und gleich der Mutter den Gerichten uͤberlieferte. Staunend ſtand ich und ſie, als die Gerichte Bekenntniß der ſchaͤndlichen Thaten von uns forderten, die wir nie geuͤbt, nie beſchloſſen hatten. Ver- gebens ruften wir Gott zum Zeugen und Schuͤtzer an, als rachſuͤchtige Buben, die mein Vater im Dienſte hatte, wider uns auftraten, und beſchworen, was wir nie ge-
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Schon waren alle Brunnengaͤſte nach der
Stadt zuruͤckgekehrt, als Wilhelm und Ama-
lie noch immer am Abhange ſaßen, ſich ihr
Leiden, ihr Schickſal erzaͤhlten. Wilhelm be-
wies, daß ſchaͤndliche Verlaͤumdung und un-
gegruͤndete Eiferſucht des Vaters ihn ſo ſchreck-
lich verfolgt habe. Wahr iſt alles, was ich
ihnen, ſprach er, ſchon ehedem erzaͤhlte,
nur verſchwieg ich's, daß der Vater meine
ungluͤckliche Mutter ſogleich nach dem Gefaͤng-
niſſe ſchleppte, und mich, da ich ſeinem
Grimme entflohen war, raſtlos ſuchte, end-
lich im Walde fand und gleich der Mutter
den Gerichten uͤberlieferte. Staunend ſtand
ich und ſie, als die Gerichte Bekenntniß der
ſchaͤndlichen Thaten von uns forderten, die
wir nie geuͤbt, nie beſchloſſen hatten. Ver-
gebens ruften wir Gott zum Zeugen und
Schuͤtzer an, als rachſuͤchtige Buben, die
mein Vater im Dienſte hatte, wider uns
auftraten, und beſchworen, was wir nie ge-
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/128>, abgerufen am 22.11.2024.
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