hören sie nicht zu, wenn er mir fluchen, glau- ben sie nicht, was er erzählen, behaupten und zu beweisen suchen wird. Das Unge- heuer, welches mich verfolgt, ist mein Va- ter, ich fürchtete, zu viel zu verliehren, wenn ich ihnen alles erzählte, sie würden mit Grunde besorgt haben, daß der Sohn eines solchen Bösewichts nicht redlich denken könne. Noch einmal! Glauben sie nicht, was selbst die bestochenen Richter glauben, die mich gleich ihm verfolgen. Sollte es aber doch möglich sein, daß die Verläumdung in ihrem Herzen Eingang fände, so bitte, flehe und beschwöre ich sie, daß sie mich wenigstens be- dauern, und fest überzeugt bleiben, daß sie immer und ewig mit der größten Zärtlichkeit verehren, bis zum lezten Athemzuge anbe- ten wird, der Unglücklichste unter den Sterb- lichen, Wilhelm L -- --."
Amalie
hoͤren ſie nicht zu, wenn er mir fluchen, glau- ben ſie nicht, was er erzaͤhlen, behaupten und zu beweiſen ſuchen wird. Das Unge- heuer, welches mich verfolgt, iſt mein Va- ter, ich fuͤrchtete, zu viel zu verliehren, wenn ich ihnen alles erzaͤhlte, ſie wuͤrden mit Grunde beſorgt haben, daß der Sohn eines ſolchen Boͤſewichts nicht redlich denken koͤnne. Noch einmal! Glauben ſie nicht, was ſelbſt die beſtochenen Richter glauben, die mich gleich ihm verfolgen. Sollte es aber doch moͤglich ſein, daß die Verlaͤumdung in ihrem Herzen Eingang faͤnde, ſo bitte, flehe und beſchwoͤre ich ſie, daß ſie mich wenigſtens be- dauern, und feſt uͤberzeugt bleiben, daß ſie immer und ewig mit der groͤßten Zaͤrtlichkeit verehren, bis zum lezten Athemzuge anbe- ten wird, der Ungluͤcklichſte unter den Sterb- lichen, Wilhelm L — —.“
Amalie
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hoͤren ſie nicht zu, wenn er mir fluchen, glau-
ben ſie nicht, was er erzaͤhlen, behaupten
und zu beweiſen ſuchen wird. Das Unge-
heuer, welches mich verfolgt, iſt mein Va-
ter, ich fuͤrchtete, zu viel zu verliehren,
wenn ich ihnen alles erzaͤhlte, ſie wuͤrden mit
Grunde beſorgt haben, daß der Sohn eines
ſolchen Boͤſewichts nicht redlich denken koͤnne.
Noch einmal! Glauben ſie nicht, was ſelbſt
die beſtochenen Richter glauben, die mich
gleich ihm verfolgen. Sollte es aber doch
moͤglich ſein, daß die Verlaͤumdung in ihrem
Herzen Eingang faͤnde, ſo bitte, flehe und
beſchwoͤre ich ſie, daß ſie mich wenigſtens be-
dauern, und feſt uͤberzeugt bleiben, daß ſie
immer und ewig mit der groͤßten Zaͤrtlichkeit
verehren, bis zum lezten Athemzuge anbe-
ten wird, der Ungluͤcklichſte unter den Sterb-
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/110>, abgerufen am 24.11.2024.
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